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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Barnim V.

Herzog von Pommern-Schlawe-Stolp

Geboren am : ca. 1369 1)
Geboren in :  
Gestorben am : ca. 1402/03
Gestorben in :  

 

Barnim V. war Sohn des Herzogs Bogislaw V. und seiner Gemahlin Elisabeth von Piasten (Polen). Er hatte noch drei Brüder (Wartislaw VII., Kasimir V., Bogislaw VIII.) und zwei Schwestern (Elisabeth, verheiratet mit dem Deutschen Kaiser Karl IV. und Margareta).

Er war verheiratet (gegen 1397) mit Hedwig von Litauen (Schwester des Großfürsten Witold von Litauen). Sie hatten keine Nachkommen.

Die Zersplitterung Pommerns wurde noch größer, als auch im Herzogtum Stolp eine neue Teilung erfolgte. Dort hatte nach Bogislaw V. Tod (im Anfang Mai 1374) sein ältesten Sohn Kasimir V. als Vormund für die jüngeren Brüdern, Wartislaw VI., Bogislaw VIII. und Barnim V., die Herrschaft übernommen. Ihm war von seinem Großvater, dem polnischen König Kasimir, ein nicht unbedeutender Teil des nördlichen Polens, die Länder Dobrzyn, Lencyce, Sieradz und mehrere Schlösser, 1370 als Dame zugefallen, und er war damit polnischer Lehnsmann geworden. 3)

Trotzdem sollte gerade in dieser Zeit das Herzogshaus sehen, wie ein Mitglied berufen wurde, in glanzvoller Stellung eine wichtige Rolle zu spielen. In dem Streite nämlich, der sich nach Waldemars Tod um die dänische Krone erhob, standen die Stettiner und Wolgaster Herzoge auf Seiten der Königin Margarete von Norwegen, die für ihren jungen Sohn Olaf, Waldemars Enkel, die Nachfolge in Dänemark beanspruchte. Sie unterstützten sie nicht nur mit wohlwollender Neutralität, wie es die Hansestädte taten, sondern schlossen 1376 ein Bündnis mit ihr. Die alte Feindschaft gegen Mecklenburg führte sie wohl mit zu diesem Schritt, da es galt, die Ansprüche des dortigen Herzogshauses zu vereiteln, dass zu der schon 1364 erhaltenen schwedischen Krone auch die dänische gewinnen wollte. Wirklich wurde am 13. Mai 1376 Olaf zum König von Dänemark gewählt. Die Pommernherzoge hielten dann, wenn auch, wie es bei Wartislaw VI. scheint, nicht oder vorübergehende Störung, an dem Bündnisse fest. 3)

Nach Kaiser Karls IV. Tod 1378 brach eine furchtbare Verwirrung in der Mark aus und griff auch bald in die Nachbarländer über. Wir haben aus dieser Zeit das Zeugnis eines ihr nahe stehenden Chronisten, der gewiss übertrieben, aber doch nicht ohne Grund die Zustände in Pommern und dem Bistum Cammin so schilderte, dass die Herzoge und Edlen wie toll sich einander beraubten und das Land verwüsteten, dass es in ihm mit, Ausnahme der Burgen und befestigten Städte, keinen Ort gebe, der nicht ausgebrannt sei. Nur zu sehr wird diese Schilderung durch die Burger und sicherem Nachrichten bestätigt; wir erfahren von Fehden der Schöning und Köller gegen das Camminer Domkapitel (1370,1373) [3], der Schwerin und Neuenkirchen gegen Anklam (1370,1372) [13], vor allem von Kämpfen der Wedel mit den Eberstein, Borcke, Osten und andere, von Grenzüberfällen und Raubzügen, an denen sich auch die Herzoge beteiligten. Wartislaw VII. lag 1378 mit Danzig in Fehde, Swantibor hatten mit den Herren von Wedel in der Neumarkt zu kämpfen. Neben diesen noch immerhin förmlich angesagten und regelrecht geführte Kämpfen gingen nun aber der offen oder geheim betriebenen Straßenraub, Mord und Brand einher, die schließlich jeden Handel und Verkehr fast unmöglich machten. Hiergegen griff die Fürstenmacht nicht ein, sondern die Städte mussten es mit der Selbsthilfe versuchen. Nicht weniger als sechsmal verbanden sich in den Jahren von 1375 bis 1400 die Städte Anklam [13], Demmin [8], Greifswald [23], Stralsund [20] zu gegenseitigem Schutze vor Straßenräubern, Mordbrennern und anderen Missetätern. Auch die Fürsten schlossen wohl Landfriedensbündnisse, wie im Jahre 1382, aber ernst war es ihnen nicht mit der Befriedigung des Landes, das nicht minder unsicher war als in damaligen Zeiten die See. 3)

Tief wurde Pommern in den Kampf zwischen Polen und dem deutschen Orden hineingezogen, der, lange vorbereitet, im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts ausbrach. Mit dem großpolnischen Adel verbanden den hinterpommerschen mannigfache gleichartige Interessen, und die 1. Konföderation, die jene 1352 zur Wahrung seiner Rechte schloss, wird ihre Wirkung auch auf diesen ausgeübt haben. Während aber in Polen die starke Königsmacht die Opposition noch niederhielt, waren in Pommern die Fürsten machtlos und selbst nicht viel mehr als die Angehörigen der in ihren Gebiete ansässigen Geschlechter. So waren die Verhältnisse zumeist sehr ärmlich, Handel und Verkehr lagen ganz danieder, Raub und Plünderungen bildeten auch hier die Hauptbeschäftigung der Adligen, und die Landesfürsten nahmen ungescheut daran teilen. Von einer festen Politik kann bei ihnen keine Rede sein, sie neigte sich der Partei zu, die ihnen das meiste Geld bot, und waren wie Söldnerführer mit ihren Mannen bald auf dieser Seite, bald auf jener zu finden. Anfangs hatten sie in engem Bunde mit Polen gestanden. Als man ihnen aber dort das Dobrzyner Herzogtum Kasimirs V., dass er von seinem königlichen Großvater geerbt hatte, nach dessen Tode (1377) vorenthielt, da zogen sich die Herzoge Wartislaw VII., Bogislaw VIII. und Barnim V. grollend von Polen zurück und traten in nähere Beziehung zum deutschen Orden. So schloss Wartislaw VII. 1380 und 1384 mit dem Hochmeister Winfried von Kniprode und Konrad Zölner von Rotenstein Verträge über gegenseitige Auslieferung von Verbrechern. 3)

Es wurden durch die folgende Christianisierung Litauens und die litauisch-polnische Personalunion dem Orden die Grundlagen seiner Existenzberechtigung entzogen, da der Kampf gegen die Ungläubigen nun aufhören musste. Auch erkannte man in der Marienburg wohl bald, dass der neue polnische König einen erbitterten Kampf eröffnen werde. Deshalb sah man sich nach Verbündeten um. Solche fand der Orden an den Herzogen Wartislaw VII. und Bogislaw VIII.; am 10. Juli 1386 schlossen sie zu Lauenburg [31] mit dem Hochmeister ein Verteidigungsbündnis gegen den König von Polen. Es wurde Ihnen eine Summe von 10.000 Mark ausgezahlt und versprochen, dass sie, falls es zum Kriege komme, die Landschaft Dobrzyn erhalten sollten. Eine Reihe von pommerschen Städten übernahm die Bürgschaft, daß die Herren den Kriegsdienst leisten würden. Zwei Jahre später (im April 1388) gingen auch die bei den Herren Swantibor I. und Bogislaw VII. ein ähnliches Bündnis ein und gelobten für zehn Jahre Kriegsdienst mit 100 wohlgewappneten Rittern, 100 Schützen und 400 Pferden gegen die Bezahlung einer beträchtlichen Geldsumme. Auch sie setzten Adlige und Städte als Bürgen. In demselben Jahre traten ebenfalls die Wedel am 19. Oktober auf 15 Jahre in den Dienst des Ordens und verpflichteten sich gleichfalls, 100 Rittern und 100 Schützen mit 400 Pferden gegen einen jährlichen Sold von 18.000 Mark preußischer Münze zu stellen. Trotz aller dieser Bündnisse und Verträge, die auch noch andere Geschlechter eingingen, spielten sowohl diese, als auch besonders die hinterpommerschen Herzoge eine mindestens sehr zweifelhafte Rolle, als am 13. Dezember 1388 Eckhard von Wolde, Hauptmann und Vogt zu Regenwalde, Belgard [6] und Quarkenburg, mit einer Schar von etwa 40 pommerschen oder märkischen Rittern in den Waldungen zwischen Zarnow [38] und Schlawe [12] den Herzog Wilhelm von Geldern überfiel, der sich auf der Fahrt nach Preußen befand. Eine Tat, die weithin großes Aufsehen erregte, geschah unzweifelhaft auf Veranlassung des polnischen Königs. Der gefangene Herzog wurde nach Falkenburg [70] geführt, weigerte sich, als ein Ordensheer ihn dort befreite, gegen das dem Eckart gegebene Wort die Feste zu verlassen, so dass er mit Gewalt fortgeführt, dann aber auf sein Verlangen wieder in die Gefangenschaft zurückgebracht werden musste. Erst nach langen Verhandlungen, auch mit den pommerschen Herzog, die sich durchaus nicht beeilten, den Forderungen des Verbündeten Hochmeister nachzukommen, erhielt Wilhelm von Geldern die Freiheit zurück. Zwischen Pommern und dem Orden herrschte aber eine tiefe Verstimmung, da die Herzoge sich durch den Zug des Ordensheeres nach Pommern, der wegen Beleidigung eines Komturs auch gegen Köslin gegangen war, sehr verletzt fühlten. Daher traten sie, uneingedenk des Bündnisses, wieder Polen näher und ließen den Orden treulos im Stich. König Wladislaw ging engeren Handelsverbindungen mit Pommern ein und erteilte am 18. August 1390 den Kaufleute aus den pommerschen Herrschaften und Städten einen Schutzbrief. Als Handelsstraße schrieb er einen Weg an oder auf der Warthe vor. Schon vorher hatten Bogislaw VI. und die Städte Stralsund [20], Greifswald [23] und Anklam [13] den polnischen Kaufleuten Verkehrsprivilegien verliehen, beiderseits suchte man also den polnisch-pommerschen Handel nach Möglichkeit zu heben. Aber auch politisch trat Wartislaw VII. in direkte Abhängigkeit von Polen. Er leistete am 2. November 1390, obgleich er kurz vorher vom Hochmeister vor den feindlichen Plänen der Polen gewarnt worden war, den König den Lehnseid und versprach, dass auch seine Brüder Bogislaw VIII. und Barnim V. ihn ablegen würden. Zugleich verhieß er Hilfe gegen den Orden und Rückgabe des Schlosses Rakel, dass ihm kurz vorher überwiesen worden war, falls er als Ersatz dafür Bromberg empfangen habe, musste sich aber wenige Jahre später (1393) bequemen, die Burg Rakel ohne weiteres auf Befehl des Königs herauszugeben. Die pommerschen Ritter aber fuhren ebenso wie die Herzoge fort, die Ordensritter oder ihre Gäste zu belästigen; besonders wurde über Matzke Borcke auf Stramehl [104] und Regenwalde geklagt, so dass sogar die Herzoge am 5. Dezember 1392 dem Hochmeister versprechen mußten, zu seiner Bestrafung mitzuhelfen. Ob sie allerdings den Rittern beistanden, als diese bald danach Stramehl eroberten und zerstörten, muss zweifelhaft erscheinen. Die Feindschaft mit dem Ordern blieb wenigstens bestehen, und der Polenkönig nahm die pommerschen Kaufleute von neuem in seinem Schutz. 3)

Im Jahre 1387 war er bei der Juristenfakultät der Universität Prag immatrikuliert und für eine geistliche Laufbahn bestimmt, verblieb jedoch im weltlichen Stande. 2)

Auch Herzog Swantibor I. geriet in langwierigen Streit mit dem deutschen Orden, als er zugab, dass sein junger Sohn Otto 1394 zum Erzbischof von Riga gegen den vom Papst auf Wunsch des Ordens ernannten Johannes von Wallenrod gewählt wurde. Otto erhielt auch die Unterstützung des Königs Wenzel, der das Erzbistum als Reichslehen in Anspruch nahm, und erschien gegen Ende des Jahres im Dorpater Stift, dessen Bischofs für ihn eintrat. Zu langen Verhandlungen und Feindseligkeiten, die fast zum Kriege führten, kam es im rigischen Handel, bis es der Einsicht des Großenmeisters Konrad von Jungingen 1397 gelang, ihn zu schlichten und der vom Orden vertretene Sache den Sieg zu verschaffen. Otto mußte seine Ansprüche aufgeben, grollend kehrte er in die Heimat zurück, und längere Zeit noch hielt die Missstimmung der Stettiner gegen den Orden an. Swantibor hatte schon um 1395 ein Bündnis mit Polen abgeschlossen, dem auch Bogislaw VIII. beitrat. Im nächsten Jahre hielt er sich in Krakau auf und verlieh dieser Stadt gegen ein Darlehen freien Verkehr in seiner Herrschaft nebst einer Herabsetzung der bisherigen Zölle. Deshalb erinnerte damals der Hochmeister die Ritter, die sich für das Bündnis vom April 1388 verbürgt hatten, an ihr Versprechen, doch die Mahnung war natürlich vergebens. 1401 trat auch Barnim V. von Stolp gegen ein Jahrgeld in den Dienst Polens. 3)

Zwischen Bogislaw VIII. und Barnim V. brachen wiederholt Streitigkeiten aus, die endlich 1401 durch die Stettiner Herren beigelegt wurde. Darauf einigten sie sich abermals über eine Teilung des Landes, die am 13. Mai 1402 durch Adel und Städte vollzogen wurde. Barnim erhielt den südöstlichen Teil mit Stolp [32], Schlawe [12] und Neustettin [28], Bogislaw Rügenwalde [36], Belgard [6], Treptow [45], Greifenberg [34], Cammin [3], Wollin [2], Stargard [27]. So war Pommern in fünf Herrschaften geteilt, allerdings nur für kurze Zeit, da Barnim V. sehr bald (Ende 1402 oder Anfang 1403) ohne Kinder starb und Bogislaw VIII. das hinterpommersche Land wieder vereinigt.3) Neben einer Teilung des Herzogtums trat im Süden eine weitere Änderung ein, als Brandenburg die Neumark dem Deutschen Ritterorden verkaufte, der sie bis 1455 behielt, um sie dann an den Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg zurückzuverkaufen.

Er verstarb 1402/03.

2 Wollin
3 Cammin
6 Belgard
8 Demmin
12 Schlawe
13 Anklam
20 Stralsund
23 Greifswald
27 Stargard
28 Neustettin
31 Lauenburg
32 Stolp
34 Greifenberg
36 Rügenwalde
38 Zarnow
45 Treptow a. d. R.
70 Falkenburg
104 Stramehl

 


1) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
2) Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses von Prof. Dr. Adolf Hofmeister: 1938
3) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904

 

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