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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Franz

Herzog von Pommern-Stettin
Evangelischer Bischof von Cammin von 1602 bis 1618 1)
Regierte in Pommern von 1606 bis 1620 1)

Geboren am : 24. März 1577 3)
Geboren in : Barth [22] 3)
Gestorben am : 27. November 1620 5)
Gestorben in : Stettin [1]

 

FRACISCVS D G /DVX. STET. POM. NAT. AO .1577./ DENAT. AO .1620. 6)

Franz wurde als zweiter Sohn des Herzogs Bogislaw XIII. von Pommern-Stettin und dessen Gemahlin Klara von Braunschweig-Lüneburg geboren. Er hatte noch fünf Brüder (Philipp II., Bogislaw XIV., Georg II, Johann Ernst und Ulrich) und fünf Schwestern (Klara Maria, Katharina, Erdmute, Sophie Hedwig und Anna).

Seine Ehe (geschlossen am 26. August 1610 in Dresden 3)) mit Sophia (geb. 29. April 1587 3), Tochter des Herzogs und Kurfürsten Christian I. von Sachsen und der Sophia von Brandenburg) blieb kinderlos.

Franz erhielt durch seinen Vater zwar eine sorgfältige Erziehung, doch zeigte er bereits früh seine Neigung zu ritterlichen Übungen statt zur wissenschaftlichen Arbeit. Sein Wunsch, an den ritterlich geprägten kursächsischen Hof zu gehen, wurde von seinem Oheim Johann Friedrich, der ihn zu sich nahm, unterbunden. 3)

1594 begab er sich auf eine längere Reise mit Aufenthalten in Wien, Ungarn und Italien.

Nach seiner Rückkehr wurde Franz 1602 in der Domkirche von Cammin [3] mit allen Förmlichkeiten als evangelischer Bischof eingesetzt, nach dem Herzog Kasimir IX. ihm Cammin überlassen hatte. 3)

1604 bot ihm der König von Schweden das Oberkommando über ein größeres Truppenkontingent an, um mit diesem am schwedisch-polnischen Krieg teilzunehmen. Franz musste das Angebot wegen der auf Neutralität drängenden Verwandten ablehnen. Seinem Hang nach "Fernweh" kam er nach, indem er von 1607-10 eine ausgedehnte Reise durch viele europäische Länder unternahm. 3)

Beim Erbvergleich der Brüder von 1606 erhielt er auch die Herrschaft über das Amt Bütow [30].

Herzog Franz stellte 1607 Lehnsbriefe für sieben Freie in Stüdnitz (Krs. Bütow) aus. 1)

Herzog Franz I. belehnte 1607 vierzehn Freie in Groß Gustkow (Krs. Bütow) mit 40 Hufen und die Vitzow, Puttkamer und Labuhn mit 21 Hufen in Klein Gustkow. 1)

1609 ließ er die Klosterkirche zu Köslin [33] von einem niederländischen Künstler herrichten.

Seit 1616 wütete im Deutschen Reich, im Herzen Europas, der Dreißigjährige Krieg, von dem Pommern zunächst verschont blieb. Die Herzöge hielten an der bisherigen Neutralitätspolitik fest, hatten aber nicht die Macht, diese erfolgreich durchzuhalten.

Kritisiert wurde vom Obersächsischen Kreis, dass durch das "Ziehe- oder Trückwerckh zu Kösslin" Reichsgroschen ausgebracht würden, 160 auch 170 Stück auf die Mark und also geringhaltiger, als in der Münzordnung vorgesehen. Die Beanstandungen richteten sich nicht allein gegen die leichten Kösliner Groschen, der Betrieb der Münzstätte überhaupt war ungesetzlich, schon gar der Einsatz eines Münzdruckwerkes. Als Franz am 7. Mai 1618 auf dem Probationstag in Leipzig schließlich seine Bereitschaft zur Einstellung des Kösliner Münzbetriebs erklären ließ, waren die eigenartigen Porträtgroschen mit dem Bilde des Herzogs und die übrigen Kleinsilbermünzen bereits in großen Mengen geprägt, sie stifteten auf ihrem Umlauf noch mancherlei Verdruss. 5)

Nach dem Tode seines Bruders Philipp II. im Jahre 1618 folgte er diesem in der Regierung des Herzogtums Pommern-Stettin und verlegte seine Residenz von Köslin [33] ins Stettiner [1] Schloß. 5) Das Stift Cammin [3] überließ er dem jüngeren Bruder Ulrich. 3)

Bei Beginn der österreichisch-böhmischen Auseinandersetzung 1618 verweigerte Franz dem Kaiser den Beistand, weil er an der Neutralität Pommerns weiter festhalten wollte. Die Stände innerhalb des Herzogtums lehnten sogar die Einrichtung einer eigenen Verteidigung ab. 3)

Herzog Franz erreichte eine traurige Berühmtheit durch den Hexenprozess gegen Sidonia von Borcke, der man die Schuld für die Unfruchtbarkeit im Greifenhause zuschieben wollte. Sidonia hatte in ihrer Jugend durch ihre auffallende Schönheit die Liebe des Herzogs Ernst Ludwig erregt. Beide mussten verzichten, Sidonia ging in das protestantische Stift Marienfließ. Als eine als Hexe verdächtigte Frau, die "dicke Wolte Albrechts", auf der Folter die 80jährige Edelfrau Sidonia von Borcke als Genossin nannte, wurde die Dame auf die Oderburg bei Stettin gebracht. Auf der Folter gestand sie gemäß der Anklage ihre "Missetat an dem Fürstenstamm", der auszusterben drohte. Sie wurde am 19. August 1620 auf dem Rabenstein vor den Toren Stettins enthauptet und zu Asche verbrannt. 1) 4)

Franz starb am 27. November 1620 im Alter von 44 Jahren in Stettin [1] und wurde in der Schloßkirche zu Stettin beigesetzt. 3) 5)

Seine Witwe starb am 9. Dezember 1635 in Wollin [2], beigesetzt zunächst in der Fürstengruft in Stettin, am 30. September 1650 in der Sophienkirche zu Dresden. 2) 3)

1 Stettin
2 Wollin
3 Cammin
22 Barth
30 Bütow
33 Köslin

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
4) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
5) Die Münzen der pommerschen Herzöge; Johannes Hildisch 1980
6) Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten

 

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