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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Kasimir I.

Herzog von Slawien-Demmin

Geboren am :  
Geboren in :  
Gestorben am : ca. 1181
Gestorben in :  

 

Kasimir I. war der jüngste von zwei Söhnen des Herzogs Wartislaw I.

Seit 1155 teilten sich die Söhne Herzogs Wartislaw I., Bogislaw I. und Kasimir I., die Herrschaft über den zwischen Oder und Persante gelegenen Besitz.

Nachdem sein Bruder Bogislaw I. die Regierung über das Herzogtum Pommern von seinem Onkel Ratibor I., übernommen hatte, wurde er, als jüngerer Bruder, 1136 mit der Herrschaft Demmin abgefunden.

Er war mit Pribislawa 2) verheiratet. Aus der diese Ehe ging zumindest ein Sohn 5) (Swantibor) hervor:

Kinder:

Swantibor II. 5)

 

1146 belagerte Herzog Heinrich von Braunschweig ("der Löwe") durch den Grafen Adolf von Holstein-Schaunburg die Stadt Demmin [8]. Die pommerschen Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I. und Fürst Pribislaw der Wenden und Obotriten, die sich in der Stadt aufhielten, wagten einen Ausfall. Dabei wurde Graf Adolf, Graf Reinhold von Dithmarschen durch die Pommern gefangen genommen. Doch die verbleibenden Grafen, Christian zu Oldenburg und Guntzel zu Schwerin, die sich in der Nähe auf einem Berg mit 300 Reiten aufhielten, gelang es die zurückweichenden Krieger um sich zu sammelten. Sie konnten alsbald wiederum eine Wende herbeiführen. Die Wenden hatten dabei einen Verlust von 3500 Männer. Daraufhin, in hoffnungsloser Lage, zündeten sie die Stadt an und flohen in die nahen Sümpfe. Herzog Heinrich hat daraufhin die Stadt vollständig niederreißen lassen. Fürst Pribislaw hat später die Stadt, mit Hilfe der pommerschen Fürsten, wieder aufgebaut. 7)

Während seiner Herrschaft verliehen 1159 die Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I. dem Kloster Grobe-Pudagla das Dorf "Suelube" (Zwilipp, Kreis Kolberg-Körlin), dass erstmals urkundlich genannt wird. 1)

1164 schlugen Bogislaw I. und Kasimir I. die sächsischen Heere bei Verchen am Kummerower See.
Die Pommernherzöge Kasimir und Bogislaw werden 1164 dennoch Lehnsleute Herzog Heinrich des Löwen von Sachsen und Bayern (1129-1195) 4), nachdem er Mecklenburg und Vorpommern erobert hatte. 1)

Da brach im Februar 1164 in Mecklenburg ein gefährlicher Aufstand gegen Heinrichs des Löwen aus. Pribislaw, der Sohn Niklots, fiel, wie es heißt, aufgereizt durch Boten seines von dem Herzog gefangen gehaltenen Bruders Wartislaw von Osten der in das Obotritenland ein. Ihn unterstützten dabei pommersche Liutizen. Furchtbar hauste man im Lande, besonders auch gegen viele doch schon angesiedelte Deutsche. Es gelang Pribislaw, einige wichtige Festen in seinem Besitz zu bekommen.
Heinrich eilte sofort herbei, nachdem er den König Waldemar durch eine neue Gesandtschaft beruhigt und für sich gewonnen hatte. Pribislaw vereinigte sich mit den ihm verbündeten Pommernfürsten Bogislaw und Kasimir in Demmin [8].
Dorthin zog ein Teil des sächsischen Heeres unter dem Befehl des Grafen Adolf von Holstein. Da er voll Verachtung gegen die Wenden es an der nötigen Sorgfalt und Wachsamkeit fehlen ließ, gelang es diesen, die Sachsen bei Verchen am 5. oder 6. Juli 1164 zu überfallen und ihr Lager einzunehmen.
Zwar machten die deutschen Ritter unter Gunzelin von Schwerin die Niederlage wieder gut, erschlugen zahlreiche Wenden und zwangen die übrigen zur Flucht, aber viele Deutsche hatten ihr Leben bei dem Kampf verloren. Als Heinrich darauf mit dem Hauptheer herbei kam, fand er die alte Burg Demmin von den Feinden aufgeben. Er rückte die Peene abwärts vor und traf mit Waldemar zusammen. Dieser hatte zunächst die Ranen zur Teilnahme an dem Zuge gewonnen und war dann gegen Wolgast [4] die Peene hinauf gefahren. Die pommerschen Fürsten wandten sich an ihn, mit der Bitte um Vermittlung eines Friedens. Heinrich, der zufrieden war, seine Macht auch im Lande der Liutizen gezeigt zu haben, stimmte zu, als im Frieden die dänische Oberhoheit über Wolgast anerkannt und die Herrschaft an drei Herrn gegeben wurde, zu denen der Fürst von Rügen Tetislaw und der Pommernfürst Kasimir gehörten. 9)

Schon wenige Jahre später riefen die Fürsten den Schutz ihres Lebensherrn an, als die Dänen pommersche Gebiete, besonders Tribsees [50], furchtbar verheerten, weil angeblich die Bewohner wieder durch Seeraub die Ostsee beunruhigt hätten. Darauf beschwerte sich Heinrich bei Waldemar, dass er seinem Lehnsmann angegriffen habe. Waldemar hatte im Jahr zuvor die Küsten Rügens wiederholt heimgesucht, auf Wittow, Jasmund und Mönchsgut den Widerstand der Ranen gebrochen und sie zu einem Frieden gezwungen. Im Gefühl seines Sieges war er deshalb nicht geneigt, vor dem Sachsenherzog zurückzuweichen und dessen Oberhoheit über Pommern ohne weiteres anzuerkennen. Er verhielt sich daher ziemlich Schroff ihm gegenüber, suchte aber dann, auf Absalons Rat die Wenden gegen die Sachsen aufzureizen, um dadurch dem Herzog Schwierigkeiten zu bereiten.
Pribislaw war leicht zu bewegen, mit Unterstützung der Pommern in Mecklenburg einzufallen, Demmin wurde wieder aufgebaut. Daraufhin wandte sich Heinrich von neuem mit der Bitte um ein Bündnis an den Dänenkönig, und wirklich wurde bei ihrer Zusammenkunft an der Eider ein gemeinsamer Zug gegen die Wenden verabredet und ausgemacht, das Beute und Tribut aus den Ländern zwischen beiden Fürsten gleichmäßig verteilt werden sollen. Die Heerfahrt kam zustande. Heinrich zog vor Demmin [8], Waldemar vor Wolgast [4], verwüstet die Umgebung, verbrannte auch Usedom [7], und die pommerschen Fürsten mussten sich mit Geld und Geiseln den Frieden erkaufen. Pribislaw aber wurde einige Zeit später 1167 vom Herzog, der jetzt die Wenden durch Versöhnlichkeit zu gewinnen suchte, als Herrscher über das Land seines Vaters eingesetzt und bekannte sich zum Christentum. Damit war das Geschick Mecklenburgs entschieden, und auch für Pommern nahte die Stunde, in der das Heidentum sein Ende nehmen sollte.
Der große Bund, dem zahlreiche deutsche Fürsten gegen Heinrichs des Löwen Übermacht schlossen, und die mannigfachen Schwierigkeiten, die König Waldemar in Norwegen fand, scheinen nicht ohne Einfluss auf das Verhalten der Ranen gewesen zu sein, die wiederum raubend und plündernd die dänischen Küsten heimsuchten. Sofort entschloss sich der König zu einem entscheidenden Schlag und forderte den Herzog Heinrich zur Hilfe auf. Dieser nahm zwar nicht selbst an den Zuge Teil, entbot aber dazu seine wendischen Vasallen, die Pommernfürsten Bogislaw und Kasimir, sowie den Mecklenburger Pribislaw. Sie trafen zugleich mit den Dänen im Mai 1168 auf Rügen ein. Man wandte sich diesmal sofort gegen Arkona, die Hauptburg der Insel, die durch eine hohen Wall gegen Westen, sonst durch das Meer geschützt war. Einen Streitbare Schar verteidigte hier den Tempel des Swantewit mit Ausdauer, auch als die Belagerer große Belagerungsmaschinen gestellten. Da gelang es am 14. Juni ein Holzturm in Brand zu stecken. Rasch verbreitete sich das Feuer, und als nun die Dänen und Pommern mit großer Energie die Burg angriffen, da blieb den Wenden nichts weiter übrig, als sich zu ergeben. Man einigte sich bald über die Bedingungen: die Bildsäule des Swantewit wurde ausgeliefert und verbrannt, der Tempel zerstört, die Ranen versprachen, dass Christentum anzunehmen und die Oberhoheit des Königs von Dänemark anzuerkennen und ihm Tribut zu zahlen. Bald darauf wurde auch die Burg Karenza (Garz) übergeben und der Fürst von Rügen Tetislaw, sowie sein Bruder Jaromar und die Vornehmsten der Ranen erklärten sich zur Annahme des Christentum bereit.
Auch den Herzog Heinrich konnten, die nur im dänischen Interesse, abgeschlossen Bedingungen nicht befriedigen. Deshalb veranlasste der, als sein Einspruch in Dänemark keine Beachtung fand, die pommerschen und mecklenburgischen Fürsten gegen Waldemar zu Felde zu ziehen. Gerne ergriffen sie wieder die Waffen, begannen von neuem die Plünderungszüge gegen die Dänen und richteten großen Schaden an. Aber Waldemar ergriff bald Maßregeln, seine Küste zu schützen. Dann ging er auch selbst zum Angriff vor. Seine Schiffe drangen in die Divenow ein, Wollin [2] und Kammin [3] wurde eingenommen, doch nicht ohne dass auch die Dänen manchem Schaden erlitten. Trotzdem drangen Sie gegen Stettin [1] vor, das als die festeste Burg des Landes galt. Dort soll Wartislaw, ein Angehörige des Herzogshauses, Swantibors I. Sohn, der Befehlshaber Stettins war, mit dem König im Verhandlungen getreten sein und die Burg übergeben haben. 9)

1170 Gründung des Prämonstratenserklosters Belbuck [62]. Herzog Kasimir gab den Mönchen, die aus Lund aus Schonen (Dänemark) gekommen waren, 11 Dörfer an der Rega zum Unterhalt des zu erbauenden Klosters.

Am 16. August 1170 schenkt Herzog Kasimir I. zu Havelberg, mit Zustimmung seines Bruders Bogislaw I., dem Domstift Havelberg den Ort Brode zur Anlage eines Klosters. 8)

Die Herzöge Bogislaw und Kasimir werden 1170 deutsche Herzöge.

Herzog Kasimir gründet 1172 die Domkirche zu Cammin [3] und richtet dieselbe wie die Dom-Kirche zu Köln ein und befreit die Insassen des Stifts des Johannisdoms 1) von allen weltlichen Auflagen. Er gibt ihnen die Macht alle Streitigkeiten unter sich auszumachen und befreit sie und ihre Gütern ausdrücklich von allen weltlichen Abgaben.

Herzog Kasimir schenkt 1175 dem Kloster Grobe das Dorf Slatkovitz im Land Grützkow und vertauscht dabei auch vier dort liegende Dörfer gegen das Dorf Pustkow bei Cammin. Am 13. November 1175/76 stellt der Herzog eine Urkunde für das Kloster Grobe, bezüglich ihrer Güter bei Gützkow [10] und Cammin [3], aus. Herzogs Ratibors Sohn Swantopolk bezeugt die Urkunde. 3)

Nach einem Däneneinfall 1172 wurde 1175 das 1140 gegründete pommersche Bistum nach Cammin [3] verlegt. Herzog Kasimir begann den Bau des St. Johannesdoms in Cammin. 1) 6)

1176 schenkt Herzog Kasimir der Domkirche zu Cammin [3] den diesen umgebenden Platz und bestätigte ihnen ihre Freiheiten. 8)

Herzog Kasimir schenkt 1176 dem Kloster Stolp an der Peene 6 Mark Pfennige jährlicher Hebung aus dem Krug in Grützkow [10], desgleichen das Dorf Wocetino und beschreibt dessen Grenzen. Dem Kloster Kolbatz [14] gab er das Gut Prilup und beschreibt dessen Grenzen. Bischof Konrad I. von Cammin bestätigt dem Kloster Kolbatz die vom Herzog gemachte Schenkung.

Dänemark gewann allmählich die alleinige Herrschaft über die Inseln wieder, zumal da Waldemar noch mehrere Heereszüge gegen die Ranen und Pommern unternahm, zumeist jetzt im Einvernehmen mit Heinrich dem Löwen.
Heinrich der Löwe lag, im Bunde mit Markgraf Otto von Brandenburg und den Dänen, 1177 lange Zeit vor Demmin und zwang die Wenden zur Anerkennung der sächsischen Herrschaft.
Herzog Kasimir vor Demmin [8] musste bald danach auf Gebot seines Lehnsherrn mit seinem Pommern wiederholt 1178 bis 1180 Einfälle in die Lausitz und das Land Jüterbog unternehmen, um ihn im Kampf gegen der Markgraf Dietrich von Landsberg zu unterstützen. Sein Bruder Bogislaw von Stettin hat vielleicht in dieser Zeit Anschluss an Polen gesucht. Seinem Verhältnis zum Sachsenherzog war stets ziemlich locker, und Mieszko der Alte von Gnesen, der eifrig bemüht war, Großpolen und das Seniorat unter dem Teilfürsten zu gewinnen, nahm die Annäherungsversuche des Pommern gewiss freundlich auf. Im April 1177 war Bogislaw bei ihm in Gnesen, vielleicht um die Ehe mit Mieszkos Tochter Anastasia zu schließen.

Als am 9. September 1179 der Dom in Schwerin geweiht wurde, war auch Kasimir von Demmin bei dieser Feier zugegen. 9)

So war die Stellung des pommerschen Landes staatsrechtlich höchst unsicher, als 1181 der Sturz Heinrichs des Löwen eine tief greifenden Umschwung in den norddeutschen Gebieten mit sich brachte. Kasimir war wohl der erste unter dem pommerschen Fürsten, der den Greifen im Wappen geführt hat. Sein Bruder Bogislaw fand sich 1181 bei Kaiser Friedrich I. vor Lübeck ein und erhielt vor ihm, unter Überreichung einer Fahne, die Belegung mit seinem Lande und so wurde er direkter Vasall des Kaisers und als Herzog von Pommern Reichsfürst.
Nach der Versöhnung Pribislaws mit Heinrich dem Löwen fand er an ihm und den beiden Pommernfürsten Helfer und trieb Mission in den Ländern Loitz [10], Tribsees [50], Plathe [46], sowie bei Demmin [8]. 9)

Herzog Kasimir verlieh 1180 den Mönchen aus Lund (Schonen) zur Anlage eines Klosters das Dorf Gummin und 10 weitere damals wüste Orte mit dem Wunsch, sie neu aufzusiedeln. Sie gründeten das Prämonstratenserkloster Belbuck [62]. 1)

Herzog Kasimir von Demmin überließ 1180 Wotenik, Kreis Grimmen, mit drei Nachbardörfern Heinrich dem Löwen 4), der sie dem Bischof von Schwerin übergab; dieser wiederum schenkte sie dem Darguner Zisterzienserkloster. 1)

Herzog Kasimir gibt 1181 dem Kloster Stolp an der Peene ein Fisch-Wehr in Lubin und zwar das fünfte von der See-Seite anzurechnen.

Herzog Kasimir I. starb 1181. 3)

1 Stettin
2 Wollin
3 Cammin
4 Wolgast
7 Usedom
8 Demmin
10 Gützkow
46 Plathe
50 Tribsees

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Pomerania; 1592
3) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
4) Heinrich (der Löwe, Bayern, Sachsen), Herzog von Sachsen 1142-1180 u. von Bayern 1156-1180; Geb. wohl 1129/30, Gest. 6./ 8.1195 in Braunschweig.
5) Cod. Pomeraniae; Anhang
6) Frag mich nach Pommern; Waldemar Diedrich; 1987
7) Topographia Germaniae; Matthäus Merian; 1652
8) Pomerania; Johannes Bugenhagen; Mitteldeutsche Forschungen 7; Nachdruck 1986
9) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904

 

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