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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Philipp Julius

Herzog von Pommern-Wolgast von 1592 bis 1625 7)

Geboren am : 27. Dezember 1584 4)
Geboren in : Wolgast [4] 4)
Gestorben am : 6. Februar 1625 4)
Gestorben in : Wolgast [4] 4)

 

PHILIPPUS IVLIVS ERNESTI / LVDVWICI FILIVS, DVX /
STETINI POMMERANIAE./ NASCITUR AO: 1584./
27. XBRIS. / MORITVR AO: 1625. 9)

Philipp Julius wurde am 27. Dezember 1584 als einzigstes Kind des Herzogs Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast und Sophie Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, geboren. Er hatte noch zwei Schwestern (Hedwig und Elisabeth).

Seine Ehe, geschlossen am 25. Juni 1604 zu Cöln an der Spree, mit Agnes von Brandenburg (geb. 27. Juli 1584, Tochter des Markgrafen und Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und der Elisabeth von Anhalt) blieb kinderlos. 4)

Bereits 1603 wurde Philipp Julius, dem Sohn des 1592 verstorbenen Herzogs Ernst Ludwig von Wolgast, die Regierung durch seinen Oheim Bogislaw XIII. übergeben, nachdem er von Kaiser Rudolf II. für großjährig erklärt wurde und von letzterem einen Lehnsbrief für sein Wolgaster Land erhalten hatte. 5)

Philipp Julius, der von anmutiger Gestalt war, erhielt eine umfangreiche Bildung mit Sinn für Kunst an der Universität Leipzig 7), die ihn besonders der lateinischen Sprache mächtig werden ließ. Philipp Julius war in seiner Jugend weit gereist. Neben den deutschen Höfen in Heidelberg, Innsbruck, München und Stuttgart hatte er England, Frankreich und Italien kennen gelernt, wovon eingehend das Tagebuch seines Erziehers Friedrich Gerschow berichtet. Viele Eindrücke und Wünsche brachte er von diesen Reisen mit. Besonders fasziniert hatte ihn das englische Theaterwesen. 6)
Doch nicht nur auf geistigem Gebiet, sondern auch im ritterlichen Kampfe wusste sich der junge Herzog zu beweisen. Umfangreiche Reisen, die ihn durch England, Frankreich, Italien, Deutschland und die Schweiz führten, haben seine weltmännische Erfahrung in hohem Grade begründet. Die aufwendige Hofhaltung des Herzogs, die im Gegensatz zur geringen Bedeutung des Herzogtums gestanden hat, bildete einen fortdauernden Streit im eigenen Lande. Die Städte, die sich weigerten, die leeren Kassen des Landesherren zu füllen, wurden von diesem mit unlauteren Mitteln zu Zahlungen verpflichtet. Besonders gegen Stralsund [20] ging er sehr energisch vor, indem er auch vor Raub und Plünderung nicht zurückschreckte. 4)

Entgegen seinem Interesse an der Wissenschaft hat er die Universität Greifswald [23], die von seinem Vater sehr gefördert worden ist, nicht weiter unterstützt. In seiner Bautätigkeit war er maßvoll. Vielmehr ließ er sich ein Residenzschloß in Wolgast [4] erweitern sowie ein Lustschloß auf der Insel Stuck im Greifswalder Bodden errichten. 4)

Herzog Philipp Julius ließ 1605 oder 1609 durch Caspar Rotermund eine fürstlich pommersche Münze in Franzburg [51] einrichten, die aber nach Reichsrecht ungesetzlich war und wegen ihrer minderwertigen Prägungen in Verruf kam. Trotzdem bestand sie bis 1625. 5)

Herzog Philipp Julius hatte schon 1604 erfolgreich zu seinen Gunsten in die inneren Verhältnisse von Greifswald [23] eingreifen können. Wegen bürgerlicher Unruhen erließ er einen neuen Rezess, der die Stellung des Rats einschränkte und dem Herzog mehr Einfluss ermöglichte. Zugleich konnte er von der Stadt beträchtliche Geldsummen erwirken.

Am 6. November 1608 wurde die Einrichtung der Münzstätte Franzburg [51] für zunächst 10 Jahre vertraglich geregelt, als Pächter Caspar Rotermund und Andreas Berglasen für die Einhaltung der Reichs-Münzordnung gegenüber dem Obersächsischen Kreis verantwortlich gemacht und Joachim Köneke (auch König), bisher in Rostock tätig, zum Münzmeister bestellt. Kurz danach gab der Herzog in einem Edikt bekannt, daß die Aufrichtung des Münzbetriebs erfolgt sei und neben einer Reihe von Silbermünzen für 1200 Gulden pommersche Kupferpfennige geschlagen würden. Altsilber dürfe nicht Außerlandes geführt werden, sondern sei der Münze in Franzburg zu überliefern. 7)

Herzog Philipp Julius verlieh das Patronat der Kirche Quilow (Krs. Greifswald) 1609 an Christoph von Owstin und seine Nachfahren, die bis 1855 hier lebten. 1)

In Bergen [19] auf Rügen hatte er sich 1611 ein Jagdschloß erbaut und als Folge davon dem Ort 1613 das Stadtrecht verliehen. 6)

Stralsund [20] ließ so leicht nicht mit sich verfahren, als Herzog Philipp Julius versuchte, auch dort in die städtische Selbständigkeit einzugreifen. Es kam auf beiden Seiten zu gewaltsamen Übergriffen. Stralsund verklagte deswegen sogar den Herzog wegen Landfriedensbruch beim Reichskammergericht. Darauf erschien am 3. Februar 1612 der Herzog mit bewaffneter Begleitung in der Stadt. Er erzwang am 24. Februar den Interimsvertrag, der einige Missstände in der Stadt abschaffen sollte, Missstände, über die die Schriften des Ratsherrn Balthasar Prütz Einblick geben, in denen die Vetternwirtschaft des Rats, die parteiische Justiz und die Bereicherung der Ratsmitglieder an den städtischen Gütern gegeißelt werden. Zur Abstellung solcher Zustände trat er für eine stärkere Beteiligung der mittleren Bürgerschichten ein. Die Handwerker waren es vornehmlich, die immer wieder eine Mitsprache in der städtischen Verwaltung, besonders bei der Kontrolle des Finanzwesens, forderten. Diese Streitigkeiten ermöglichten dem Herzog weitere Eingriffe in die inneren Verhältnisse der Stadt, weil jede der Parteien bei ihm Hilfe und Unterstützung suchte.

Die Handwerker des Fleckens Bergen (Kreis Rügen) [19], im Laufe des 15. und 16. Jahrhundert waren Gewerke der Gewandschneider, Tuchhändler, Leineweber, Schmiede und Schlächter entstanden, kauften 1613 für 8000 Mark die städtischen Rechte (lübisches Recht) von Herzog Philipp Julius. 5) Er wählte auch Bergen als seine Residenz und gab der Stadt die Gerechtsame (Lübisches Recht).


Bergen/Rügen


Bergen

Am Schloß von Wolgast [4] ließ er 1613 durch den Baumeister Wilhelm Bahrdt aus Danzig einen Säulengang errichten. 6)

Im Erbvertrag vom 11. Juli 1615 erkannte Stralsund [20] den Herzog als "Erbherrn" und als "von Gott verordnete Obrigkeit" an. Im Dezember 1615 erschien Philipp Julius abermals in der Stadt und schloss mit ihr am 14. Februar 1616 einen Bürgervertrag ab "zur Verhütung eines besorglichen Tumults und Blutbades". Damit wurde den bürgerlichen Vertretern ein gewisser Anteil an der politischen Gewalt des Rats zugesichert.

Er leistete sich wie sein Bruder in Stettin [1] 1615 ein Lusthaus auf der Insel Struck im Greifswalder Bodden. 6)

Seit 1616 wütete im Deutschen Reich, im Herzen Europas, der Dreißigjährige Krieg, von dem Pommern zunächst verschont blieb. Die Herzöge hielten an der bisherigen Neutralitätspolitik fest, hatten aber nicht die Macht, diese erfolgreich durchzuhalten. 8)

Herzog Philipp Julius von Wolgast [4] stiftete 1619 den Rektormantel des Rektors der Universität Greifswald [23]. 3)

Er versuchte die Insel Rügen an Dänemark zu verpfänden, scheiterte jedoch am Einspruch der Verwandtschaft.

Im Jahr 1620 ist Herzog Franz gestorben. Ihm folgte sein Bruder Bogislaw XIV. in Stettin, der ab 1623 auch das Amt des evangelischen Bischofs von Cammin übernahm, nachdem sein letzter Bruder Ulrich dort gestorben war.
Es war ein schweres Erbe, das der 40jährige Herzog antrat. Die Schuldenlast war ungeheuer angeschwollen und zwang ihn zu weiterem Entgegenkommen bei den Ständen.
Er erließ 1623 eine Generalbestätigung aller Privilegien für Adel und Städte. Als Philipp Julius von Wolgast sich dieser Genehmigung anschloss, bestätigte Kaiser Ferdinand II. diese Urkunde. Die Geldknappheit geht auch aus der letzten pommerschen Hofordnung hervor. Die von Bogislaw XIV. 1624 erlassene Hofordnung übernahm im wesentlichen die früheren Bestimmungen, betonte aber besonders den Zwang zur Sparsamkeit. 6)

Philipp Julius starb am 6. Februar 1625 in Wolgast [4] und wurde in der Fürstengruft der Stadtkirche, seinem Leben gleich, mit pompösem Aufwand beigesetzt. 1) 4) 1688 wurde die Gruft geplündert, die Särge erbrochen und ausgeraubt. Die Gruft wurde nicht wiederhergestellt. 7)

Als nach dem Tode von Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast 1625 sein Vetter Herzog Bogislaw XIV. Pommern wiedervereinigt hatte, gab es keinen weiteren männlichen Nachkommen mehr.

Agnes, seine Witwe, starb am 16. März 1629 nachdem Sie sich am 19. September 1628 mit dem Herzog Franz Karl von Sachsen Lauenburg vermählt hatte. 2) 4)

1 Stettin
4 Wolgast
19 Bergen a. Rügen
20 Stralsund
23 Greifswald
51 Franzburg

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Greifswalder Universitätsreden; 48; Aus der Geschichte des pommerschen Herzogshauses von Adolf Hofmeister; 1938
4) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
5) Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, Bd. 1 und Bd. 2, 1909
6) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
7) Die Münzen der pommerschen Herzöge; Johannes Hildisch 1980
8) Geschichte Pommerns; Dr. Ludwig Biewer 1997
9) Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten

 

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