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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Ratibor I.

Herzog von Schlawe-Stolp

Geboren am : ca. 1124
Geboren in :  
Gestorben am : ca. 1155
Gestorben in :  

 

Herzog Ratibor hatte das Land Schlawe-Stolp, gelegen zwischen Gollen (östlich von Köslin [33]) und des Flusses Leba, in Besitz. Wie er in den Besitz dieser Lande kam, ist nicht bekannt. Aber da sein Bruder Wartislaw I. 1121 vom polnischen Fürsten mit den Landen Stettin und Demmin belehnt worden war, nachdem mehrere seiner Vorgänger dem polnischen Fürsten die Treue nicht gehalten hatten und mehrfach ersetzt worden waren, ist zu vermuten, dass er durch seine Verwandtschaft mit Wartislaw in den Besitz dieser Lande kam. Auch denkbar ist, dass er diese Lande erbte, und somit die Lande Stolp-Schlawe als Herkunftsland der Greifen gesehen werden könnte. Jedoch ist keiner der beiden Fälle belegbar, und bleibt somit nur Spekulation.

Sein Bruder Wartislaw I. hatte zur gleichen Zeit (1121-1135) das Land zwischen Demmin und der Ryckmündung im Westen, im Osten bis zum Gollen (östlich von Köslin) und im Süden bis zum Land Zantoch in Besitz.

Sie hatten noch eine ältere Schwester, diese wird lediglich als "Mutter des Dunimiz" (1135 erwähnt3) ) bezeichnet. Über sie ist weiter nichts bekannt.

Ratibor I. war mit Pribislawa (ca. 11261) bis 11562) ) verheiratet, aus dieser Ehe gingen mindestens vier Kinder hervor:

Kinder:

Swantopolk: Er ist erstmals in einer Urkunde seines Onkels Herzogs Kasimir I. für das Kloster Grobe am 13. November 1175 genannt.2)
Margareta: Sie war mit Graf Bernhard I. von Ratzeburg (Sohn des Heinrich I.) verheiratet. Sie starb 1162.2)
Bogislaw (?)  
Dobroslawa: Sie heiratete Herzog Boleslaw von Kujawien (13.9.1195), Sohn des Herzogs Miesko III. von Polen und Eudoxia von Kiew. Sie starb etwa 1200.2)

 

Über seine Regierungszeit ist nicht viel bekannt. Er residierte wohl hauptsächlich in der Burg Schlawe [12].

Ratibor übernahm 1135 (bis ca. 1149) für seinen Neffen Bogislaw I. (bis zur dessen Volljährigkeit) die Regierung des Herzogtums Stettin und Demmin, nachdem sein Bruder Wartislaw I. von einem heidnischen Fanatiker bei Grüttow [10], im Kreis Anklam, erschlagenen worden war.4)

1135 eroberte Herzog Boleslaw III. (genannt "Schiefmund") von Polen (Herzog von Polen und der Feind aller Heiden" 5) ) Pommern, musste es aber dann als Lehen vom deutschen Kaiser annehmen.4)

Die pommerschen Wenden nutzten die Thronwirren des nordischen Reichs, um ihre Raubzüge auf der Ostsee weiter auszudehnen und die Küsten der Nachbarländer heimzusuchen.6) Zum Beispiel plünderten die Pommern unter Herzog Ratibor I. am 9. August 1135 den norwegischen Königssitz Kongbella, an der Mündung des Göta Elf. Dabei war auch der Sohn seiner unbekannten Schwester Dumimiz.7)

1140 wurde das Bistum Wollin errichtet, 1188 wurde die Exemtion bestätigt.8)

Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark (Brandenburg) und Bischof Anselm von Havelberg führten 1147 einen Wendenkreuzzug gegen den Slawenfürsten Ratibor von Schlawe-Stolp (Hinterpommern). Sie erhoben Ansprüche für ihr Bistum. Es gelang jedoch die Ansprüche abzuwehren und zugleich die Unabhängigkeit der pommerschen Kirche von Magdeburg, wie auch Gnesen, zu behaupten.8) Dabei wurden die Städte Demmin [8] und Stettin [1] belagert.

Der Zug gegen die Wenden, an dem auch eine dänische Flotte teilnahm, kam nicht über die Belagerung der Burg Dobin hinaus. Hierbei brachten die Ranen ihren alten Feinden, den Dänen, einen empfindlichen Schlag bei, indem sie ihre Flotte überfielen und nicht wenige Schiffe raubten.
Der andere Teil des Heeres, zu dem noch 20.000 Polen gestoßen sein sollen, rückte allmählich über Havelberg von Malchow, ohne erheblichen Widerstand bei den Wenden zu finden. Sie flüchteten vor der Übermacht in die Wälder und Sümpfen. Dann zog die eine Hälfte des Heereszuges vor Demmin [8], die andere vor Stettin [1]. Hier aber trat Bischof Adalbert den christlichen Fürsten entgegen und überzeugte sie von dem Unrecht, dass sie, als Kreuzfahrer, eine christliche Stadt anzugreifen im Begriff seien. Auch Ratibor verhandelte dort mit ihnen, während in Demmin [8] vielleicht noch Wartislaw die Verhandlungen führte. Das dabei verabredet wurde, wissen wir nicht. Das Kreuzheer, dessen Begeisterung schon längst verflogen war, zog sich bereits Anfang September zurück.
So hatte der Kreuzzug, das irre geleitete Unternehmen, eine jammervollen Ausgang. Denn was Markgraf Albrecht von Wartislaw oder Ratibor von Pommern erreicht hat, entzieht sich vollkommen unserer Kenntnis. Sicher ist aber etwas verabredet worden. Denn im nächsten Jahr (1148) erschienen Ratibor, nun unzweifelhaft der regierende Herr der Pommern, an seiner unmündigen Neffen Stelle, in Havelberg zu einer Versammlung sächsische Fürsten. Er bekannte sich hier offen zum christlichen Glauben und lobte mit allen Kräften, für seine Ausbreitung und Verteidigung tätig zu sein.6)

Ratibor nahm die Stadt Tribsees [50]den Rugianern ab und brachte sie zum christlichen Glauben.9) Die Rugianer brachten die Stadt aber bald darauf wieder an sich.

Herzog Ratibor und Bischof Adelbertus von Cammin riefen deutsche Siedler ins Land.4)

Benediktiner gründeten 1153, mit Einwilligung des Herzogs und seiner Gattin Pribislawa, etwa 10 km westlich von Anklam [13] am Südufer der Peene, das Kloster Stolpe. Der erste pommersche Bischof Adelbertus von Cammin ordiniret, dotiret und confirmiret das Kloster Stolp an der Peene. Es ist somit das erste Kloster Pommerns.4)

1156 gründete Ratibor (möglicherweise auch seine Söhne oder seine Gemahlin in seinem Namen) das Prämonstratenserkloster Grobe auf der Insel Usedom.4) Das Kloster wurde mit Mönchen aus Magdeburg besetzt.6)

Ratibor starb am 7. April 1156.2) Er wurde im Prämonstratenserkloster Grobe auf der Insel Usedom beigesetzt.6)

Seine Söhne teilten sich daraufhin die Herrschaft über den zwischen Oder und Persante gelegenen Besitz. Bogislaw erhielt Stettin und Kasimir Demmin.

Seine Witwe Pribislawa starb 1156.2)

Nach Ratibors Tod führen sein Sohn Bogislaw bis ca. 1220 und danach dessen Sohn Ratibor II. bis 1238 die Herrschaft Schlawe-Stolp fort. Ob sie den Herzogentitel führten ist zwar nicht bekannt, jedoch anzunehmen.

1 Stettin
8 Demmin
10 Grüttow
12 Schlawe
13 Anklam
33 Köslin
50 Tribsees

 


1) Pomerania; 1592
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses von Prof. Dr. Adolf Hofmeister: 1938
4) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
5) Unvergessene Heimat Pommern; Bernd G. Längin 1996
6) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904
7) Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses; Prof. Dr. A. Hofmeister (Seite 16, Fußnote 18).
8) Neue deutsche Bibliographie, Band 7, herausgegeben von der historischen Kommission bei der bayrischen Akademie der Wissenschaft, Berlin 1965 (Seite 29 bis 33, Stichwort Greifen)
9) Topographia Germaniae; Matthäus Merian; 1652

 

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