Vorwort

Vorworte werden oft als lästig empfunden, sie langweilen den Leser und werden daher gern überschlagen. Man sieht in ihnen eher ein überflüssiges Hindernis vor dem eigentlichen Text, denn eine notwendige Erläuterung desselben. Und es ist leider wirklich so, daß manche Autoren in dieser Hinsicht des Guten zuviel tun, indem sie den Leser mit nichtendenwollendem Vorwort bereits ermüden, ehe sie zur eigentlichen Sache kommen. Dennoch sind sie zum Verständnis unserer Chronik ein paar kurze Erklärungen unerläßlich.

Die Absicht, das nach nunmehr 43 Jahren noch verbliebene Wissen über unsere Heimatgemeinde Rügenwaldermünde einmal schriftlich festzuhalten, ist so neu nicht. Bereits Mitte der 60er Jahre zeichnete ich einen Dorfplan und erstellte - mit Hilfe meiner damals noch lebenden Tante - eine Häuserliste, in der allerdings ausschließlich die Eigentümerfolge der Grundstücke genannt wird. Zudem beschränken wir und auf jene Gebäude, die vor der Jahrhundertwende entstanden waren. Dieser "alte Plan" mit Liste lag danach über zwei Jahrzehnte lang unbeachtet zwischen anderen Papieren.

Nun war eben zur Zeit seiner Herstellung Frau Helene Haeck, geb. Scharping, hier zu Besuch, welche wiederum ihre Tochter, Frau Trude Scherbarth, geb. Haeck, davon berichtet. Diese hat mich danach mehrmals um eine Abschrift jener Liste gebeten, welche aber aus verschiedenen Gründen nie zustande kam. Bis zum letzten Treffen, im September 1988, bei dem Frau Scherbarth ebenfalls anwesend war.

Nun schrieb ich die nur handschriftlich existierende Liste sauber mit der Maschine ab und ließ den Plan per Kopierapparat auf DIN A4 verkleinern. Plan und Liste ließ ich in zehnfacher Ausführung ablichten. Das war der Anfang.

Nachdem ich vor einigen Jahren bereits ein umfassenderes Werk über die Münde begonnen, aber nicht vollendet hatte, legte man nun nahe, dies zu tun. Das war im Herbst vorigen Jahres. Die Arbeit kam gut voran und liegt nunmehr fertig vor.

  1. Einem Vorwort von mir,
  2. Einem Artikel des Rügenwalder Lehrers Fritz Christoph, aus dem Jahr 1924,
  3. Einer Betrachtung der neueren Dorfgeschichte, von mir,
  4. Der schon besprochenen "Alten Liste" mit Plan,
  5. Dem Hauptteil, der von mir in Gemeinschaftsarbeit mit Herrn Paul Brandhoff (95) erstellten "Neuen Liste",
  6. Dem von Heinz Rades, Fritz Maaß und Walter Rupp aufgestellten Kutterregister,
  7. Einem Nachwort von mir,
  8. Den Tafeln, das heißt, Karten und einigen im Text erwähnten alten Schriftstücken,
  9. Sowie dem von Walter Rupp ausgewählten und zusammengestellten Bildteil.

Zu den einzelnen Abschnitten:

Das Vorwort ist eine Erläuterung zum besseren Verständnis des Ganzen, Abkürzungen usw. Die beiden geschichtlichen Beiträge sprechen für sich selbst und bedürfen daher keines Kommentars.

Was über die "Alte Liste" zu sagen ist, habe ich oben bereits gesagt. Der dazugehörende "Alte Plan" könnte all jenen, die die Münde von vor 1900 nicht mehr aus eigener Anschauung kennen (und das sind heute die meisten von uns), helfen, sich ein Bild von ihr zu machen.

Zur "neuen Liste": Sie ist der größte und eigentliche Hauptteil. Die in ihr aufgeführten Häuser sind durch Nummern gekennzeichnet, die jedoch mit den einstigen Hausnummern - wie gleicherweise schon in der "Alten Liste" - nichts zu tun haben. Diese hätten wir wohl nicht zusammengekriegt, da bestenfalls ein jeder seine eigene noch kennt. Jedes Grundstück auf den Karten hat also seine Nummer, die in den dazugehörigen Liste nachzuschlagen ist. Die einzelnen Auskünfte über das betreffende Grundstück bezeichnet wiederum Nummern, deren Bedeutung hiermit erklärt wird.

  1. Schildert die Art der Gebäudes und etwaiger Nebengebäude, z.B. Laden, Räucherei usw., die gleichzeitig Aufschluß über das Gewerbe des Eigentümers geben können.
  2. Nennt das Baujahr und den Erbauer.
  3. Nennt die Folge der Eigentümer und ihre Zeit als solche.
  4. Nennt die letzten Mieter, wobei Verwandte des Eigentümers nicht als Mieter gezählt werden.
  5. Berichtet Bemerkenswertes über das Grundstück, falls es etwas derartiges gibt.

Zu all dem muß ich allerdings folgende Einschränkung machen:
Alle Zeitangaben sind nur als ungefähr anzusehen, bei anderen Aussagen sind Irrtümer immer vorgehalten! Da wir es für überflüssig und unnötig verwirrend hielten, dies jedesmal zu wiederholen, sage ich das hier ein für allemal. Jeder weiß, daß fast ein halbes Jahrhundert seit jener Zeit vergangen ist und ebenso, daß wir weder Grund- noch Kirchenbücher oder ähnliche Unterlagen besitzen, in denen wir nachschlagen könnten. Alle Daten beruhen deshalb fast ausschließlich auf Erinnerungen. Daher ist es wohl möglich, daß einer oder der andere mache Dinge besser weiß und genauer kennt als wir.

Er mag sie gern für sich in seinem erworbenen Exemplar dahingehend berichtigen.

Das der "Neuen Liste" folgende "Kutterregister" mit sämtlichen Angaben über die Fahrzeuge bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Den Schluß des schriftlichen Teiles bildet ein kurzes Nachwort von mir über die Zeit nach unserem Exodus. Man betrachte es als einen mit den anderen Teilen des Buchs nur lose zusammenhängenden, tragischen, Ausklang. Es enthält keinen breitangelegten Bericht, sondern will nur herausragende Begebenheit und den Gang der Dinge n großen Zügen skizzieren. Auch möge sich niemand zurückgesetzt fühlen, der oder dessen Familie in diesem Abschnitt nicht erwähnt wird.

Dem Nachwort folgen die schon besprochenen Tafeln.

Am Schluß des Gesamtwerkes steht der Bildteil. Die in ihm enthaltenen Abbildungen sind Ablichtungen alter und neuer Photos. Es handelt sich um Gesamt-, Hafen- und Straßenansichten sowie um die einzelnen Häuser. Unter alten Photos verstehen wir solche, die nach aus deutscher Zeit stammen, unter den neueren solche, die bei Besuchen in der Polenzeit aufgenommen wurden. Die ersteren sind mit einem großen "A", die letzteren mit einem großen "N" gekennzeichnet. Bilder mit ganzen Panoramen sind durch Unterschriften erläutert. Die Nummern unter den Bildern beziehen sich auf die Häusernummern der "Neuen Liste". Anhand derselben läßt sich die Lage des jeweiligen Gebäudes innerhalb des Dorfes feststellen. Ich brauche wohl nicht zu betonen, daß wir nicht von jedem Haus, von jeder Straße eine Aufnahme beschaffen konnten. So blieb dieser letzte Teil des Buches in gewissem Sinne leider nur Stückwerk. Er bleibt jedoch nach dem Ende zu offen, so daß eventuell später noch Seiten hinzugefügt werden können.

Schließlich möchte ich mich im Namen der ehemaligen Münder noch bei all jenen bedanken, die durch ihren Rat, ihre Hilfe, durch Überlassung alter Bilder und sonstiger Zuwendungen am Zustandekommen dieser Arbeit beteiligt waren.

Ganz besonderen Lob in diesem Zusammenhang jedoch gebührt unserem ältesten Mitbürger, Paul Brandhoff, ohne dessen weitreichende Erinnerungen die Herstellung kaum möglich gewesen wäre.

Dietrich Hemme,
im Januar 1989