Die Geschichte Pommerns in Kürze

Ehemalige preußische Provinz, 38 401 km2, 1939 hatte Pommern 2,4 Millionen Einwohner. Die Landeshauptstadt ist Stettin. Pommern umfaßt die Ostseeküste mit ihrem Hinterland zwischen Darß und Rixhöft. Durch die Oder wird Pommern in das westlich der Oder liegende Vor-Pommern (West-Pommern) und das östlich der Oder liegende Hinter-Pommern (Ost-Pommern) geteilt.

Pommern war ursprünglich vom germanischen Stamm der Rugier bewohnt, denen nach der Völkerwanderung Slawen (Wenden) folgten, die das Land Pomorje ("Küstenland") nannten und schon 600 n. Chr. bedeutende Handelsplätze an der Ostsee besaßen (Julin-Wollin). Im unteren Oderraum setzten sich die Liutizen durch, östlich die Pomoranen. Seit etwa 1100 herrschten einheimische Fürsten über Slawien (Pommern-Stettin) und Pommern (das spätere Pommerellen mit Danzig).

Die Christianisierung fand unter Bischof Otto von Bamberg statt, der 1140 das Bistum Wollin (später nach Cammin verlegt) gründete. Um 1128 setzte die Germanisierung Pommerns ein. Adlige, Mönche, Handwerker und Bauern wurden von den pommerschen Fürsten ins Land geholt.

Die pommerschen Fürsten (Linien Demmin und Stettin) erhielten 1181 die Anerkennung als deutsche Reichsfürsten. 1317 gewann Slawien die ehemals pommerellische Gebiete von der Leba bis zum Gollenberg bei Köslin; von hier aus wurde der Name Pommern auch auf die westliche Gebiete übertragen. Die Reichsunmittelbarkeit ging in der Zwischenzeit durch brandenburgische oder polnische Oberhoheit verloren, wurde aber 1529 im Grimnitzer Vertrag durch Verzicht Brandenburgs auf die Lehnshoheit, sowie 1530 durch Bestätigung Kaiser Karls V. wiederhergestellt. 1534 wurde in Pommern die Reformation eingeführt. Im Westfälischen Frieden 1648 kam Hinterpommern an Brandenburg, während Vorpommern, Rügen, Stettin, Gollnow und die Odermündungen an Schweden fielen, das 1720 Vorpommern zwischen Oder und Peene und 1815 auch den Rest an Preußen abtrat. Die preußische Provinz Pommern bestand aus den Regierungsbezirken Köslin, Stettin und Stralsund (bis 1932); 1938 wurde der Nordteil der Grenzmark Posen-Westpreußen als Regierungs-Bezirk Schneidemühl angeschlossen.

In der Schlußphase des 2. Weltkriegs flüchteten viele Bewohner Pommerns nach Westen. Die Zurückgebliebenen (rund 1 Millionen) wurden zum größten Teil von den Polen vertrieben (Zwangsaussiedlung seit 1946); etwa 500 000 Menschen kamen dabeium oder blieben verschollen. Hinterpommern und Stettin wurden 1945 polnischer Verwaltung unterstellt (Ostgebiete); Vorpommern (ohne Stettin) wurde mit Mecklenburg zum Land Mecklenburg-Vorpommern vereinigt.

Zeittafel zur Geschichte Pommerns

4000 bis 1800 Menschen des nordischen Kulturkreises besiedeln die Gebiete des späteren Pommerns.
1800 bis 800 Aus den Gebieten des späteren Vorpommerns dringen germanische Stämme nach Osten vor.
von 1000 Menschen des Lausitzer Kulturkreises siedeln sich im Gebiet von Pommern an.
ab 600 Die Wenden zogen in die Gebiete von Pommern.
500 Die Rugier siedelten sich im Mündungsgebiet der Weichsel an.
150 Die Gebiete von Rügen und Vorpommern werden von nordsuebischen Stämmen besiedelt. Die Burgunder, von Bornholm kommend, besiedeln das Gebiet zwischen Oder und Persante.
Goten aus Mittelschweden erobern das Gebiet der Weichselmündung und dringen nach Ostpommern vor.
0 Christi Geburt.
100 Weitere Rugier, Lemowier und Goten aus Südschweden besiedeln das Gebiet von Pommern.
200 Die Rugier zogen nach Süden und hinterließen ihre Gebiete nahezu unbewohnt.
995 Die Stämme der slawischen Polanen (Polen) erringen für etwa drei Jahrzehnte die Herrschaft über das Gebiet von Hinterpommern.
1046 Der wahrscheinlich erste "pommersche" Herzog Zemuzil von Slawien erscheint vor Kaiser Heinrich III. in Merseburg. Der Kaiser stiftet Frieden zwischen Bretislaw von Böhmen, Kasimir von Polen und Zemuzil von Pommern.
1121 bis 1138 Hinterpommern kam unter polnischen Einfluß.
1128 Die deutsche Besiedlung Pommerns (Christanisierung) begann.
1164 Das Herzogtum der Pommeranen wird Lehnsabhängig von Sachsen.
1168 bis 1180 Wurde Pommern von Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, erobert.
1181 Die pommerschen Herzöge wurden als deutsche Reichsfürsten anerkannt. Belehnung des pommerschen Herzogs durch den deutschen Kaiser.
1184 bis 1227 War Pommern unter dänischer Oberhoheit.
1227 Pommerellenherzog Swantepolk II. vereinnahmt das Land von Schlawe und Stolp.
1231 bis 1348 Pommern kam unter brandenburgische Lehnshoheit.
1250 Der Markgraf von Brandenburg belehnt die beiden pommerschen Herzöge zur gesamten Hand mit Pommern.
1270 Rügen erwirbt das Land Schlawe.
1277 Rügen verkauft das Land Schlawe an Brandenburg.
1307 Das Land Stolp fällt an Brandenburg.
1317 Wartislaw IV. erhält von Brandenburg das Land Schlawe-Stolp.
1318 Stolp mußte dem deutschen Ritterorden überlassen werden, konnte jedoch 1341 wieder zurückgewonnen werden.
1325 Das Fürstentum Rügen fiel an Pommern.
1338 Belehnung durch das Deutsche Reich.
1347 Das Land Schlawe wird nach dem Aussterben des Geschlechts der Swenzonen endgültig von Pommern erworben.
1420 Pommern kam erneut unter brandenburgische Lehnshoheit.
1440 Pommern tritt dem Preußischen Bund bei.
1529 Wurde die Reichsunmittelbarkeit des Deutschen Reichs erreicht.
1532 Pommern gehörte dem Niedersächsischen Reichskreis an und wurde in Hinter- und Vorderpommern geteilt.
1534 Die Reformation Pommerns beginnt.
1536 Pommern tritt dem schmalkaldischen Bund bei.
1627 bis 1630 Besetzung Pommerns durch Truppen des deutschen Kaisers Ferdinand II.
1630 bis 1815 Schwedische Besetzung
1637 Lauenburg und Bütow fallen an Polen zurück.
1648 Hinterpommern und das Bistum Cammin kam zu Brandenburg-Preußen.
1657 Lauenburg und Bütow fallen an Brandenburg.
1719 Dekret zur Aufhebung der Leibeigenschaft von Friedrich Wilhelm I. auf deutschem Gebiet, durchgesetzt aber erst um 1806.
1803 Aufhebung der Leibeigenschaft in schwedisch Vorpommern.
1806 Aufhebung der Leibeigenschaft im gesamten Preußen.

Besetzung Pommerns durch die Franzosen.

1813 Pommern entledigt sich der französischen Besatzung.
1815 Ganz Pommern wurde als preußische Provinz wiederhergestellt.
1852 Adolf Pompe schrieb das Pommernlied.

Pommernlied

Wenn in stiller Stunde
Träume mich umwehn,
Bringen frohe Kunde
Geister ungesehn;
Reden von dem Lande
Meiner Heimat mir,
Hellem Meeresstrande,
Düsterm Waldrevier.

Aus der Ferne wendet
Sich zu dir mein Sinn,
Aus der Ferne sendet
Trauten Gruß und Sang,
Wehet leis' und linde
Treuer Liebe Klang!

Weiße Segel fliegen
Auf der blauen See,
Weiße Möwen wiegen
Sich in blauer Höh',
Blaue Wälder krönen
Weißer Dünen Sand.
Pommerland, mein Sehnen
Ist dir zugwandt.

Bist ja doch das eine
In der ganzen Welt,
Bist ja mein, ich deine,
Treu dir zugesellt;
Kannst ja doch von allen,
Die ich je gesehn,
Mir allein gefallen,
Pommerland so schön!

Jetzt bin ich im Wandern,
Bin bald hier, bald dort,
Doch aus allen andern
Treibt's mich immer fort;
Bis in dir ich wieder
Finde meine Ruh',
Send' ich meine Lieder
Dir, o Heimat, zu.
Adolf Pompe
1914 Der 1. Weltkrieg (1914-1918) beginnt, in Pommern finden jedoch keine Kampfhandlungen statt.
1933 Die Selbstverwaltung Pommerns endet und wird zu einem Verwaltungsbezirk des Deutschen Reichs.
1939 Der 2. Weltkrieg (1939-1945) beginnt. Pommern erleidet Schaden in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß.
1945 Hinterpommern, Stettin und Swinemünde wurden nach dem 2. Weltkrieg unter polnische Verwaltung gestellt (Oder-Neiße-Linie). Vorpommern wurde mit Mecklenburg als Land der DDR vereinigt.