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Richard Zenke

Ein Rügenwalder als
Maler und Vorkämpfer für Kunsterziehung.

Von
Carlheinz Rosenow

Am 16. August 1980 verstarb in Hamm an der Sieg Richard Zenke, ein echter Rügenwalder und aufrechter Pommer. Sein Schaffen und Wirken wollte der Herausgeber der Jahrbücher bereits im Rügenwalder "Jahrbuch 1981" aus Anlass der Wiederkehr seines 80. Geburtstages würdigen. Es fehlte jedoch noch immer entsprechendes Material. Nun wird in diesem Jahrbuch eine Würdigung dieses Malers erfolgen, wobei allerdings auf frühere Veröffentlichungen zurückgegriffen werden muss.

Der Kunstmaler im Jahre 1966 bei der Arbeit
an seinem Ölgemälde "Die goldene Stadt Prag".

Unter dem gleichen Titel wie oben erschien bereits im Jahre 1953 eine erste Würdigung des Schaffens von Richard Zenke im "Pommernblatt", damals von Karl Rosenow, dem Freund und Lehrer von Richard Zenke verfasst. Im Jahre 1967 erschien dann in den "Rügenwalder Heimatheften" ein ähnlicher Artikel, diesmal von Carlheinz Rosenow abgefasst. Anlass war der 65. Geburtstag von Richard Zenke am 23. August 1966 gewesen. Zwischenzeitlich waren auch in anderen Zeitschriften über Arbeit Richard Zenkes Veröffentlichungen erschienen, 1964 sogar in der Schülerzeitschrift des Ludwigshafener Theodor-Heuss-Gymnasiums, an dem er seit 1953 als Kunsterzieher tätig war. Mit dieser Veröffentlichung soll nun nochmals des Mannes gedacht werden, der durch seine eindrucksvollen Gemälde und Zeichnungen von den Küstenlandschaften der Nord- und Ostsee, aber auch von den Menschen dieser Landschaft, so viel für seine Heimat getan hat.

Richard Zenke wurde am 23. August 1901 in Rügenwalde an der Ostsee geboren. Die Ostsee sang ihm sein Wiegenlied und so kehrt auch in seinen Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen die See immer wieder. Nach Besuch der Volks- und Mittelschule seiner Heimatstadt, des Realgymnasiums in Kolberg und des Lehrerseminars in Bütow besteht er 1921 die Lehrerprüfung. Nachdem er mehrere Jahre als Lehrer tätig gewesen ist, meldet er sich zur Aufnahme in die Staatliche Kunsthochschule in Berlin und besteht an dieser Kunsthochschule im Jahre 1926 die Zeichenlehrerprüfung für mittlere und höhere Schulen sowie für Lehrerbildungsanstalten. Sofort nach abgelegter Prüfung kehrt er in die nähere Heimat zurück und wirkt von 1926 bis 1935 als Zeichenlehrer an der Mittelschule in Schneidemühle. Nebenbei betätigt er sich als Kunstmaler und leitet auch den Aufbau von etwa zwanzig Kunstausstellungen in der damaligen Grenzmark Posen-Westpreußen und in Berlin. In künstlerischen Arbeitsgemeinschaften übernimmt er ebenfalls die Leitung, vergisst aber darüber seine eigne künstlerische Tätigkeit nicht.

So wird er zu einem Vorkämpfer für Kunsterziehung, was ihm manche Anerkennung, aber auch die Gegnerschaft gewisser Kreise eintrug. 1935 geht Richard Zenke als Zeichenlehrer an die Vorstädtische Oberschule nach Königsberg in Preußen und wird gleichzeitig Fachberater für Kunsterziehung der Hauptstadt Ostpreußens. Wieder übernimmt er hier die Leitung von Arbeitsgemeinschaften und veranstaltet Ausstellungen. An der Ausstellung "Heimatgebundene Werke pommerscher Maler" im Herzogsschloß zu Rügenwalde beteiligt er sich ebenfalls mit einer Anzahl von Werken. Seine Motive, Ostseeküste, Steilküste von Jershöft, Vietzker See u.a.m., fanden allgemeine Anerkennung, auch in der pommerschen Presse. Noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges wird er zum Studienrat ernannt. Eine Professur an der Lehrerhochschule in Elbing wird ihm angeboten. Er schlägt sie jedoch aus, da er in seiner Arbeit in Königsberg volle Befriedigung findet. 1941 wird er als Lehrer für Laienschaffen bei Einheiten des Admirals in Norwegen eingesetzt und er versteht es, mit großer Umsicht und bestem Erfolg interessierte Soldaten in seinen Lehrgängen für den Gedanken des Laienschaffens zu gewinnen. Richard Zenke bleibt bis Kriegsende Soldat.

Ein Aquarell aus dieser Zeit in Norwegen, den Hafen von Bergen darstellend, wird von der "Preußischen Zeitung" erworben.


Ostseewellen an Buhnenreihe

Als die Truppen der Roten Armee unaufhaltsam in Ostpreußen eindringen, flüchtete seine Frau mit den vier Kindern nach Rügenwalde. Doch bereits in den ersten Märztages des Jahres 1945 mussten sie ihre Heimatstadt wieder verlassen, da die Front sich nun schon der Stadt Rügenwalde näherte. über die Ostsee flüchtet die Familie nach Mecklenburg und trifft hier den Vater, dem es gelungen ist, einer Gefangennahme durch die Russen zu entgehen. In Parchim in Mecklenburg verlebte man nun eine unruhige Zeit, stets von Hausdurchsuchungen und unliebsamen Russenbesuchen bedroht. Nach einjährigem Aufenthalt in Mecklenburg packte man das geringen Habe zusammen und ging, wie hunderttausende andere Deutsche es in der damaligen Zeit taten, von Mitteldeutschland nach Westdeutschland. Nach längerem Aufenthalt in Flüchtlingslagern auf der Insel Norderney, gelingt es Richard Zenke dort das Haus des Seemalers Poppe Folkert auf dem Dünenkamm am Weststrand zu mieten. Hier erlebt die Familie auch die gewaltige Sturmflut des Jahres 1949, die auf Norderney furchtbare Zerstörungen anrichtete. Aber er bekommt hier in seinem kleinen Heim am Meer auch viele Aufträge als Portraitmaler, die ihm den Lebensunterhalt sichern.


Die Flucht der Ostpreussen über das Haff.
Ölgemälde 1945

Im Jahre 1949, nach fast 10jähriger Zwangspause vom Schuldienst, wird Richard Zenke an dem Nordpfalzgymnasium in Kirchheimbolanden als Studienrat angestellt. In seinem Unterricht wird neben der Phantasie und der Vorstellungskraft der Menschenformenden und Volksprägenden Kraft der Kunst und auch dem Kampf gegen den sich immer gefährlicher ausbreitenden Materialismus ein großer Raum eingeräumt. Besonders der Stärkung der Heimatidee fühlt sich Richard Zenke verpflichtet. Er glaubt nicht, dass man ungestraft bewährte überkommene Traditionen verleugnen und sie durch kalte Konstruktionen und Formgebungen oder - was schlimmer - durch zersetzende Ausgeburten kranker Hirne ersetzen kann, auch wenn dies heute von einer opportunistischen Gesellschaft geübt und sogar prämiert wird. Für diesen seinen Glauben kämpfte Zenke durch Wort, Tat und Schrift. Von seinen Schülern verlangte Zenke eine geistige Leistung und übte die technischen Fertigkeiten nur als Mittel zur Verwirklichung.

1953 entschließt Richard Zenke sich, als Kunsterzieher an das Humanistische Gymnasium nach Ludwigshafen zu gehen. Es gelingt ihm, vom Hafenamt ein kleines Grundstück am Rhein zu pachten. So kommt er zu seinem Haus am Strom. Viele Bilder schmückten die Wände dieses gemütlichen Hauses, Holzgebälk wurde zu Bücherregalen umgearbeitet und schöne alte Möbel gaben den Räumen eine Wohnlichkeit, die man so oft in den eleganten modernen Häusern vermissen muß. Von seinen Reisen brachte Zenke stets zahlreiche Skizzen mit, die dann im Ludwigshafener Heim die Anregungen zu weiteren Bildern gaben. Aber auch Partien am Rheinstrom malte Zenke gerne. Hier, in seinem "Haus am Strom", hatte Richard Zenke genau die Stille gefunden, die ein Künstler zum Schaffen braucht, wenn er zu sich selbst kommen soll. Hier konnte er seinen großen Vorbildern, den nordischen Künstlern Caspar David Friedrich und Rembrand, nacheifern. - Viel im Haus zu Ludwigshafen gab die persönliche Note Richard Zenkes wieder, doch nicht alles. Hatte der Besucher bereits im Garten eine Plastik seiner in Dänemark verheirateten Tochter Renate Zenke-Mortensen begrüßt, so fand er auch im Haus selbst immer wieder Arbeiten der Töchter Zenkes, sei es nun eine aparte bunte Glastür, handgewebte Decken, hübsche kunstgewerbliche Gefäße oder modellierte Reliefs.


Richard Zenkes Familie.
Ölgemälde von 1946

Die künstlerische Begabung des Vaters hat sich auf alle vier Kinder vererbt, wenn sie diese Neigung auch nicht zum Lebensberuf gemacht haben. Die älteste Tochter Christiane erwählte den Beruf einer Landwirtschaftsrätin, Dietrich wurde Gartenbauarchitekt, Wieland Fotokaufmann und Renate, in Dänemark verheiratet, hat sich immer wieder, neben ihrer Aufgabe als Hausfrau und Mutter, künstlerisch und kunstgewerblich betätigt. Schon vor vielen Jahren erschien in der großen Zeitung Jütlands "Vestkysten" einmal ein fast ganzseitiger Artikel über die Tochter Zenkes, Frau Renate Zenke-Mortensen. In diesem Artikel, der mit mehreren Bildern versehen war, wurden ihre vielseitigen Arbeiten der Malerei, Bildhauerei, der Batik und des Teppichknüpfens geschildert. Es kommt in diesem Artikel zum Ausdruck, dass die Vielfalt der heimatlichen Landschaft und die Farbintensität des Bernsteins in Komposition und Ausdruck ihre Arbeiten befruchtet haben. Frau Renate Zenke-Mortensen lebt in Nordby auf der Insel Fanö in einer Landschaft, von der man wirklich inspiriert werden kann. In der es das Meer, weiten Sandstrand und auch Bernstein gibt.


Richard Zenke (rechts)
am 1. September 1957 zu Besuch bei seinem alten
Lehrer Karl Rosenow in Laubach/Hessen.
Karl Rosenow, geb. 17.1.1873, gest. 21.3.1958.
Richard Zenke, geb. 23.8.1901, gest. 16.8.1980.  

Ganz sicher spielen bei Frau Zenke-Mortensen die Eindrücke der Kindheit eine große Rolle bei ihrer künstlerischen Arbeit, die Weite der Ostsee, der weiße Strand im ostpreußischen Samland und die klare Bläue des Himmels über dem Meer. Am Rande sei bemerkt, dass sie noch kunsterzieherisch tätig ist und ihre Ausbildung an der Akademie für bildende Kunst in Stuttgart erhielt. Mit dem heimatlichen Bernstein befasst sich auch die Tochter Christiane, die über den Bernstein auch Artikel geschrieben hat.


Ecke des Arbeitszimmers von Richard Zenke
mit Doppelportrais seiner Söhne und Töchter
sowie einem Ölgemälde der Steilküste von Jershöft.


Eine Wand im Arbeitszimmer von Richard Zenke.
Linkes Gemälde: Christiane und Wieland.
Rechtes Gemälde: Dietrich.

Wer weiß, ob Richard Zenke in seinem künstlerischen Schaffen jemals diesen Zenit erreicht hätte, wäre seine Gattin Martha, gebe Jantz, nicht seine Lebensgefährtin gewesen. Frau Martha, ebenfalls Rügenwalder Kind und Tochter des Gendarmeriemeisters Jantz, ist vielen Rügenwalder Mitbürgern noch aus der Heimat bekannt. Sie hat die Arbeit ihres Mannes in guten und schweren Jahren mit viel Tatkraft, großem Verständnis und gutem Einfühlungsvermögen unterstützt und großen Verdienst daran, dass die ganze Familie Zenke nach den vielen schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren wieder eine gute und gesunde Lebensbasis fand.

Zu Anfang des Jahres 1967 schied Richard Zenke als Lehrer und Kunsterzieher aus dem Schuldienst aus. Aber was war für ihn, einen Mann von dieser Vitalität, schon ein Alter von 65 Jahren? Außerdem waren Schaffensfreude und Schaffenskraft wie eh und je vorhanden. Und ein Vorbild war ihm dabei auch sein Freund und Lehrer Karl Rosenow, der in diesem Alter gerade einem neuen Höhe­punkt seines Wirkens zugestrebt hatte. Den Hauptausbau des Heimat­museums zu Rügenwalde, des größten pommerschen Museums nach dem Landesmuseum in Stettin, hatte dieser ja auch erst nach seinem 65. Lebensjahr durchgeführt.

Anfang 1968 zog die Familie Zenke nach Hamm an der Sieg. Hier baute Richard Zenke noch einmal ein Haus und richtete es wieder so ein, wie er es bereits in Ludwigshafen getan hatte, sehr wohnlich, zweckmäßig und mit einer Unzahl seiner seiner Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen an den Wänden. Noch gute Jahre seines künstlerischen Schaffens waren ihm in Hamm beschieden. Dann jedoch kamen Jahre, da eine heimtückische Krankheit zunehmend seine Schaffenskraft behinderte und die schließlich, kurz vor seinem 79. Geburtstag zu seinem Tod führte. Im Alter von 83 Jahren folgte 4 1/2 Jahre später am 21. Februar 1985 Martha Zenke ihrem Ehemann und immer zuverlässigen Lebensgefährten in die Ewigkeit.

Ich glaube, dass Richard Zenke nicht vergessen wird, wenn wir ihm heute auch kein Denkmal errichten und keine Straße nach ihm benennen können. Viele seiner Werke sind im Privatbesitz seiner Kinder und ich weiß nicht, ob sich im Rantzaubau im Kieler Schloß nicht doch einmal eine Ausstellung durchführen lässt, die das Schaffen dieses hervorragenden ostpommerschen Künstlers in der ganzen Breite zeigt. Einige seiner Werke sind aber, teilweise aus dem Privatbesitz von Karl Rosenow, heute noch in Rügenwalde erhalten. Und wie sehr auch die heutige Museumsverwaltung an Richard Zenke interessiert ist, kann man daraus ersehen, dass ich um Übersendung eines kurzen Lebenslaufes von Richard Zenke gebeten wurde.

Auf den folgenden Seiten noch einige Werken unseres "großen Kunstmalers aus der kleinen Stadt." :

 


Rügenwalder Stadthafen
Ölbild von 1923
In Besitz von Richard und Marianne Bedau


Steilküste von Jershöft.


Wartende am Ostseestrand.


Steilküste bei Jershöft


Ostseefischer (Zeichnung).


Fischereihafen in Ostpreussen (Gemälde)


© Das Ostpreußenblatt / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 30. Dezember 2000

Über die Zeit hinaus
Gedenktage 2001: Vom Wirken und Werk bedeutender Frauen und Männer aus dem deutschen Osten
Von SILKE OSMAN


In Pommern wurde vor 100 Jahren ein Mann geboren, der sich als Maler einen Namen machte: Richard Zenke aus Rügenwalde (23. August). Ab 1935 wirkte er als Zeichenlehrer (später als Studienrat) an der Vorstädtischen Oberschule in Königsberg, leitete als Fachberater für Kunsterziehung verschiedene Arbeitsgemeinschaften und organisierte Ausstellungen.

Quelle: http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv00/5200ob18.htm