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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Barnim X.

Herzog von Pommern-Rügenwalde und Bütow

Geboren am : 15. Februar 1549 2)
Geboren in : Wolgast [4]
Gestorben am : 1. September 1603 2)
Gestorben in : Stettin [1] 2)

 

BARNIMUS XII. DUX STETINI / POMERANIAE, PHILIPPI I Fili,
Nat. 1549. Obiit 1603. 4)

Barnim X. wurde am 15. Februar 1549 als eines von neun Kinder des Herzogs Philipp I. von Pommern-Wolgast und Maria von Braunschweig-Wolfenbüttel, geboren. Er hatte noch sechs Brüder (Georg, Johann Friedrich, Bogislaw XIV., Ernst Ludwig, Erich und Kasimir VII.) und drei Schwestern (Amalia, Magareta und Anna).

Er heiratete am 8. Oktober 1581, in Cöln an der Spree 2), Anna Maria (geb. 3. Februar 1567 2), Tochter des Markgrafen und Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und der Sabine von Brandenburg-Ansbach). Die Ehe blieb kinderlos.

Da Barnim IX. 1569 in Stettin [1] der Regierungssorgen müde geworden war und abdankte, stand den fünf Söhnen Philipp I. das ganze Herzogtum Pommern zur Verfügung. Mit Zustimmung der Stände auf dem Landtag Ende Mai 1569 in Jasnitz [77] (Erbvertrag) einigten sie sich folgendermaßen: Johann Friedrich übernahm die Regierung in Pommern-Stettin und Ernst Ludwig die in Pommern-Wolgast. So blieb die Zweiteilung in den wichtigsten Verwaltungszweigen wenigstens gewahrt. Die beiden anderen Brüder wurden mit Landbesitz abgefunden, und zwar erhielt Barnim X. die Ämter Rügenwalde und Bütow 2) mit den Städten Rügenwalde [36], Bütow [30] und Zanow [38] im Gebiet von Pommern-Stettin, während Bogislaw XIII. die Ämter Barth und Neuenkamp mit der Stadt Barth [22] in Pommern-Wolgast zugeteilt wurden. Für den noch unmündigen Kasimir war später das Bistum Cammin vorgesehen, das zunächst Johann Friedrich nutzen mußte, da der abgedankte Barnim IX. beträchtliche Ländereien von Pommern-Stettin für seinen Unterhalt behielt.

Erbverbrüderung der pommerschen Herzöge mit den brandenburgischen Kurfürsten 1571; danach sollten nach dem Aussterben des Hauses Brandenburg (Hohenzollern) die Neumark und das Land Sternberg an Pommern fallen.

Die pommerschen Herzöge erhalten am 30. Juli 1571 die Lehnsherrschaft über Löcknitz [87] und Vierraden.

Barnim X., dem Rügenwalde [36] und das Amt Bütow [30] zugefallen waren baute nach 1573, in Gegensatz zu seinen Brüdern, die sich neue Schlösse bauen ließen, nur das Ordensschloss in Bütow [30] aus. 3)

Der Thronwechsel in Polen nach dem Tode Sigismund Augusts zog Pommern in Mitleidenschaft. Die königslose Zeit benutzte die Stadt Danzig, um wieder verstärkt eine selbständige Politik zu treiben. Die reiche Stadt begann, ein eigenes Heer aufzustellen, wandte sich deshalb im Schreiben vom 1. Juli 1573 an Herzog Johann Friedrich mit dem Ersuchen, Anwerbungen von Soldaten in Pommern und ihren Durchzug nach Danzig zuzulassen. Denn bei Putzig lag der Heerführer Ernst Weiher mit einem polnischen Heer. Eine Danziger Gesandtschaft bekräftigte den Wunsch nach Truppenwerbung bei Johann Friedrich. Am 22. Juli 1573 erklärte sich der Herzog mit den Danziger Werbungen einverstanden, veranlasst durch Druck vom kaiserlichen Hof in Wien, da die Interessen Danzigs als Sache des Reichs galten. 3)

Danzig warb nun überall Soldaten, die teils zu Schiff von Stralsund [20], Greifswald [23], Stettin [1] und Kolberg [57], teils auf dem Landwege durch Pommern nach Danzig gebracht wurden. Aber auch der polnische Heerführer Weiher zog Mannschaften aus den Kreisen Lauenburg [31] und Bütow [30] zusammen. 3)

Als Stophan Bathory König in Polen wurde, änderte sich die Sachlage. Er forderte die Unterwerfung Danzigs und begann im Oktober 1576 die Belagerung der Stadt. Voller Zorn bemerkte Bathory die Hilfe für Danzig, die aus Pommern kam. Die pommerschen Herzöge waren in einer Zwickmühle, denn einerseits galten die Danziger Fragen als deutsche Belange, waren auch die Sympathien der meisten Pommern, besonders der Städte aus wirtschaftlichem Interesse, auf der Seite Danzigs. Andererseits aber musste man die nahe polnische Macht fürchten. Man brauchte die polnische Gunst wegen der Belehnung mit Lauenburg [32] und Bütow [30], dazu hoffte man auf die Rückzahlung der geliehenen 100.000 Taler. So hatten die pommerschen Gesandten Henning von Woilde und Henning von Ramin auf dem polnischen Reichstag in Thorn Ende 1576 einen schweren Stand. Die Polen verlangten, bevor weitere Verhandlungen geführt werden konnten, die Einhaltung der früheren Verträge, das bedeutete Neutralität gegenüber Danzig.
Der polnische Hetman Jan Zborowski drohte mit Einmarsch in Pommern, wenn die Soldatenwerbung Danzigs in Pommern nicht aufhörte. Daher sahen sich die Herzöge Johann Friedrich von Stettin und Barnim X. von Rügenwalde gezwungen, jegliche Danziger Werbung in den Grenzgebieten zu untersagen. 3)

Barnim X. soll seine Lande sehr sorgfältig und sparsam verwaltet haben, wie ein Ausgabe- und Einnahmebuch des Herzogs aus den Jahren 1600 - 1600 darlegt. 2)

Auf religiösem Gebiet war er gegenüber den evangelischen Ausprägungen (Luthertum und Kalvinisten) sehr tolerant. 2)

In Rügenwalde [36] herrschte allgemeines Bedauern als Barnim X. 1602 nach Stettin [1] zog, nachdem er bereits 1600 der Nachfolger seines Bruders, des Herzogs Johann Friedrich von Pommern-Stettin, laut Erbvertrag von Jasenitz [77] geworden war. Er bemühte sich, das Herzogtum ähnlich sparsam zu verwalten, wie er es von seinen Ämtern gewohnt war. Um Kosten für die Huldigungsfeierlichkeiten zu sparen, erboten sich die Städte, dem neuen Herzog für den Verzicht einen Geldbetrag von 20.000 Gulden zu übereignen. Nach einiger Zeit der Verhandlung rang sich Barnim X. gegen den Widerstand des Adels zu diesem Verzicht durch. 2)

Der Herzog konnte die finanziellen Missstände im Herzogtum Pommern-Stettin bis zu seinem Tod jedoch nicht beheben. 2)

Barnim X. ist am 1. September 1603 in Stettin [1] verstorben und in der Schloßkirche beigesetzt worden.

Seine Witwe starb am 4. November 1618 auf ihrem Witwensitz zu Wollin [2] und wurde in der Schloßkirche in Stettin [1] beigesetzt. 2)

1 Stettin
2 Wollin
4 Wolgast
20 Stralsund
22 Barth
23 Greifswald
30 Bütow
31 Lauenburg
36 Rügenwalde
38 Zanow
57 Kolberg
77 Jasennitz
87 Löcknitz

 


1) 30 Jahre Stiftung Pommern; 1967-1996, 1986
2) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
3) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
4) Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten

 

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