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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Bogislaw VI.

Herzog von Pommern-Wolgast und Gützkow

Geboren am : ca. 1350
Geboren in :  
Gestorben am : 7. März 1393
Gestorben in :  

 

Bogislaw VI. war Sohn des Herzogs Barnim IV. und seiner Gemahlin Sofia von Werle-Güstrow. Er hatte noch einen Bruder (Wartislaw VI.) und eine Schwester (Elisabeth).

Er war in erster Ehe mit Jutta von Sachsen-Lauenburg (Tochter des Herzogs Erich II. von Sachsen-Lauenburg und der Agnes von Holstein-Schauenburg). Sie hatten eine Tochter (Agnes). 2)

In zweiter Ehe heiratete er 1389 Agnes von Braunschweig-Lüneburg (Tochter des Herzogs Magnus II. von Braunschweig-Lüneburg und der Katharina von Anhalt-Bernburg) verheiratet. Sie hatten eine Tochter (Sophia). 2)

 

Kinder:

Agnes: Sie wurde 1393 geboren, heiratete Konrad von Tannrode zu Straußfurt und starb 1433. 2)
Sophia: Sie heiratete im Februar 1396 Herzog Erich von Mecklenburg-Schwerin (Sohn des Herzogs Albrecht II. Mecklenburg-Schwerin und der Richardis von Schwerin). Nach 1397 heiratete sie Fürst Nikolaus V. von Werle (Sohn des Fürsten Johann VI. von Werle und der Agnes von Werle-Goldberg) Sie starb 1408. 2)

 

Im letzten Drittel des 14. Jahrhundert begann ein zunehmender Zerfall des Landes. Die Hansestädte, die weitgehend eigene Politik betrieben, trugen ihre Fehden mit Dänemark aus, ohne dass die Pommernherzöge in jenes Geschehen wirkungsvoll eingreifen konnten. Nach dem Tode Barnim IV. (von Pommern-Wolgast u. Rügen) 1365 und dem Tode Barnim III. (von Pommern-Stettin) 1368 wurde das Land unter deren Nachkommen verteilt. Die jungen Stettiner Herren (Kasimir III., Swantibor I. und Bogislaw VII.) mussten sich sogleich heftiger Angriffe seitens der Brandenburger in der Neu- und Uckermark erwehren. In einem Friedensvertrag von 1371 wurde den Stettiner Herzögen die Uckermark weiterhin belassen.

Unter dem Wolgaster Herren brach bald ein lebhafter Streit aus, als Barnim IV. am 22. August 1365 starb und seine hinterlassenen Söhne Wartislaw VI. und Bogislaw VI. von ihren Oheimen auch Anteil an der Regierung forderten. Sie scheinen dabei von dem einen, Wartislaw V., gegen Bogislaw V. unterstützt worden zu sein und bei Herzog Albrecht und Mecklenburg Hilfe gefunden zu haben. Es kam zu einem förmlichen Kriege. Da wandte sich Bogislaw V. an seinem kaiserlichen Schwiegersohn, und Karl IV. beauftragte neben mehreren Fürsten und Edlen auch den Rat von Lübeck mit der Beilegung des Streits. Doch erst im Mai in 1368 wurde durch den Anklamer Vergleich eine vorläufige Teilung des Herzogtum Wolgast bestimmt. Als dann noch in denselben Jahren die jungen Herren, Barnims IV. Söhne, mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg in Kriege gerieten, erlitten sie eine schwere Niederlage bei Damgarten [53] (1368, um den 11. November), in der Wartislaw VI. gefangen wurde. Erst durch Zahlung eines beträchtlichen Lösegeldes erhielt er die Freiheit wieder. Die Wolgaster, von denen die Werler Herren gefangen waren, schlossen ein Bündnis mit den Mecklenburgern und verpflichteten sich im folgenden Jahre sogar zur Heeresfolge über See mit 60 Rittern und Knechten. 6)

Darauf besannen sie sich auf ihren wirklichen Gegner. Das war wie eh und je der Markgraf Otto von Brandenburg, der jetzt in seinem Land wieder festen Fuß gefasst hatte und von dem zu befürchten war, daß er die in pommerscher Hand befindlichen uckermärkischen Besitzungen zurückfordern könnte.

Die Erben Barnims IV. waren untereinander zerstritten und teilten das Wolgaster Herzogtum in drei Teile. In einer vorläufigen Übereinkunft einigte man sich am 25. Mai 1368 in Anklam. Die endgültige Teilung wurde am 8. Juni 1372 im Vertrag von Stargard [27] festgelegt. Vorher, am 27. Mai 1372, waren die Herzöge mit den Ständen in Rügenwalde [36] zusammengekommen, die der Teilung nur zugestimmt hatten, nachdem sich die Herzöge zur Einhaltung aller ständischen Privilegien für das ganze Herzogtum verpflichtet hatten. 3) 4)

Das Land wurde in ein westliches und ein östliches Gebiet geteilt, die Grenze war die Swine. Den westlichen Abschnitt teilten sich die Söhne Barnims IV. nochmals: Wartislaw VI. erhielt Barth [22] und Rügen, Bogislaw VI. erhielt Wolgast [4] mit Gützkow [48]. Der Bruder des Verstorbenen (Bogislaw V.) übernahm die hinterpommerschen Lande und die Insel Wollin. Durch die Zersplitterung in kleinere Herzogtümer - 1402/03 gab es kurzfristig fünf Herrschaften - fehlte es fortan an einer einheitlichen Zentralgewalt, die die Sicherheit im Lande gewährleisten konnte. 3) 4)

Die Stettiner Herzöge verbündeten sich am 3. März 1372 erneut mit den Mecklenburgern für weitere Kampfhandlungen in den Grenzbezirken. In der Neumark belagerte Kasimir IV. von Pommern-Stettin Königsberg [81], wobei er am 24. August 1372 den Tod fand.

Zunächst veranlasste allerdings der Kampf des Kaisers Karl IV. gegen den Markgrafen Otto vor Brandenburg, bei dem es sich um den Besitz der Mark handelte, Swantibor III. und Bogislaw VII., sich am 29. Oktober 1372 mit dem Wolgaster Vettern Wartislaw VI. und Bogislaw VI. zu verbinden. Sie wollten bei einem Übergang der Mark an die Luxemburger einem Anspruch, den diese etwa auf die Oberherrschaft über Pommern erheben würden gemeinsam mit ganzer Kraft entgegentreten. Deshalb schlossen sie auch mit dem Markgrafen Frieden, und es gelang ihnen, den hinterpommerschen Herren, Bogislaw V., zu einem Anschluss an das Bündnis zu bewegen, so dass noch einmal am 10. Mai 1373 zu Kaseburg [78] sich sämtliche Linien des pommerschen Herzogshauses zur Aufrechterhaltung des gemeinsamen Besitzes zusammentaten. Die Besorgnis, dass Karl IV., der durch den Fürstenwalder Vertrag (15. August 1373) Brandenburg für seine Familie erwarb, längst erloschenen Rechte wieder geltend machen würde, zeigte sich bald als unbegründet. Der Kaiser ließ es sich vielmehr angelegen sein, zu den pommerschen Fürsten, mit denen ihm ja Verwandtschaft verband, in freundschaftliche Beziehungen zu treten. Namentlich zog er die Stettiner Herzoge an sich. Swantibor III. Nahm gelegentlich an Reichsgeschäften teil und waltete oft des Amtes als königlicher Hofrichter; und sein Bruder war Gast des Kaisers in Tangermünde. 6)

Die größeren Handelsstädte wurden durch diese Verhältnisse zwar selbständiger und unabhängiger, doch waren auch sie nicht imstande, der zunehmenden Gewalt Einhalt zu gebieten. Allein in den Jahren 1375-1400 verbanden sich die vorpommerschen Städte Stralsund [20], Greifswald [23], Anklam [13] und Demmin [8], nicht weniger als sechs Mal, zum Schutz vor Seeräubern und Mordbrennern. Zu letzteren Gruppen gehörten nicht selten die ortsansässigen Adligen und die Herzöge selbst, die sich auf diese Weise die nötigen Einkünfte verschafften. 3)

1376 wurde er Herzog von Pommern-Wolgast und herrschte er in Wolgast und Usedom.

Die Stettiner Herzoge hielten aber die Verbindung mit dem Wolgaster Herzogen aufrecht, wohl auch, um bei den Kämpfen um die nordischen Kronen nicht ganz erdrückt zu werden, und einigten sich mit Ihnen am 16. Februar 1376 zu einem neuen Schutzbündnis. 6)

Trotzdem sollte gerade in dieser Zeit das Herzogshaus sehen, wie ein Mitglied berufen wurde, in glanzvoller Stellung eine wichtige Rolle zu spielen. In dem Streite nämlich, der sich nach Waldemars Tod um die dänische Krone erhob, standen die Stettiner und Wolgaster Herzoge auf der Seite der Königin Margarete von Norwegen, die für ihren jungen Sohn Olaf, Waldemars Enkel, die Nachfolge in Dänemark beanspruchte. Sie unterstützten sie nicht nur mit wohlwollender Neutralität, wie es die Hansestädte taten, sondern schlossen 1376 ein Bündnis mit ihr. Die alte Feindschaft gegen Mecklenburg führte sie wohl mit zu diesem Schritt, da es galt, die Ansprüche des dortigen Herzogshauses zu vereiteln, dass zu der schon 1364 erhaltenen schwedischen Krone auch die dänische gewinnen wollte. Wirklich wurde am 13. Mai 1376 Olaf zum König von Dänemark gewählt. Die Pommernherzoge hielten dann, wenn auch, wie es bei Wartislaw VI. scheint, nicht oder vorübergehende Störung, an dem Bündnisse fest. 6)

Im Jahre 1377 weilte Kaiser Karl wieder längere Zeit in der Mark; im Juli trat er zu Eberswalde in Verhandlungen wegen des Besitzes von Pasewalk [44] und Torgelow [105], die 1359 dem Wolgaster Herren verpfändet war. Bei der Teilung der Herrschaft hatte jede Linie des Herzogshauses eine Hälfte des Pfandbesitzes erhalten. Jetzt überließ Herzog Wartislaw VII. von Hinterpommern seinem Vetter Bogislaw VI. seinen Anteil wiederlöslich. Der Kaiser bestätigte ihm diesen Pfandbesitz und traf Vereinbarungen für den Fall der Einlösung. Von Eberswalde zog Karl in die Neumarkt und kam auch nach Pommern. Bei Daber schloss er am 22. Juli mit den hinterpommerschen Herzogen, seinen Schwägern, und dem Bischof Philipp vom Cammin ein Landfriedensbündnis ab und verhandelte in Dramburg mit den Herren von Wedel. Es war dies seit Ottos III. Tage das erste und letzte Mal, dass ein römischer Kaiser auf pommerschem Boden weilte. 6)

Nach Karls Tod 1378 brach eine furchtbare Verwirrung in der Mark aus und griff auch bald in die Nachbarländer über. Wir haben aus dieser Zeit das Zeugnis eines ihr nahe stehenden Chronisten, der gewiss übertrieben, aber doch nicht ohne Grund die Zustände in Pommern und dem Bistum Cammin so schilderte, dass die Herzoge und Edlen wie toll sich einander beraubten und das Land verwüsteten, dass es in ihm mit, Ausnahme der Burgen und befestigten Städte, keinen Ort gebe, der nicht ausgebrannt sei. Nur zu sehr wird diese Schilderung durch die Bürger und sicherem Nachrichten bestätigt; wir erfahren von Fehden der Schöning und Köller gegen das Camminer Domkapitel (1370,1373), der Schwerin und Neuenkirchen gegen Anklam [13] (1370,1372), vor allem von Kämpfen der Wedel mit den Eberstein, Borcke, Osten und andere, von Grenzüberfällen und Raubzügen, an denen sich auch die Herzoge beteiligten. Wartislaw VII. lag 1378 mit Danzig in Fehde, Swantibor hatten mit den Herren von Wedel in der Neumarkt zu kämpfen. Neben diesen noch immerhin förmlich angesagten und regelrecht geführte Kämpfen gingen nun aber der offen oder geheim betriebenen Straßenraub, Mord und Brand einher, die schließlich jeden Handel und Verkehr fast unmöglich machten. Hiergegen griff die Fürstenmacht nicht ein, sondern die Städte mussten es mit der Selbsthilfe versuchen. Nicht weniger als sechsmal verbanden sich in den Jahren von 1375 bis 1400 die Städte Anklam, Demmin [8], Greifswald [23], Stralsund [20] zu gegenseitigem Schutze vor Straßenräubern, Mordbrennern und anderen Missetätern. Auch die Fürsten schlossen wohl Landfriedensbündnisse, wie im Jahre 1382, aber ernst war es ihnen nicht mit der Befriedigung des Landes, das nicht minder unsicher war als in damaligen Zeiten die See. 6)

Infolge einer Marktverfügung brach im Anklam [13] 1386 ein blutiger Aufstand verschiedener Gewerke aus. Herzog Bogislaw VI. erkannte gegen eine Geldzahlung die veränderten Zustände an, aber durch das Eingreifen der anderen Hansestädte wurde die alte Ordnung bald wiederhergestellt. 6)

1388 verpfändeter er und Bogislaw VI. Neustettin [28] für zwei tausend Mark an den Deutschen Orden. Die Bürger der Stadt lösten sich selbst wieder aus. 5)

1388 starb seine Frau Jutta und wurde im Kloster Eldena [69] begraben. 1)

Als sich Polen mit Litauen vereinigt hatte und damit die Spannungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen wuchsen, waren Polen und Pommern ständig bemüht, den Handel, der bisher meist über Danzig ging, nach Stettin [1] zu leiten. Jagiello von Polen und Bogislaw VI. von Pommern-Wolgast privilegierten 1390 alle Kaufleute für ihren Handel über die Oder, und 1396 versprach Swantibor I. von Stettin, als er sich in Krakau aufhielt, den dortigen Kaufleuten abermals seinen Schutz für den Handel nach Stettin [1]. 4)

1391 wurde in Stralsund [20] ein Kollegium von 12 Vertretern der gemeinen Bürgerschaft eingeführt, denen die Kontrolle über die Verwaltung des Rates zuviel. Die neue Verfassung fand zwar die er Anerkennung des Landesherren, wurde aber trotzdem durch die aristokratische Partei bereits 1393 beseitigt. Es gewannen aber, wie es scheint, schon damals wenigstens die Altermänner des Gewandthauses eine vermittelnde Stellung zwischen Rat und Bürgerschaft. 6)

Bogislaw VI. starb am 7. März 1393 und wurde im Kloster Eldena [69] begraben. 1)

 

1 Stettin
4 Wolgast
8 Demmin
13 Anklam
20 Stralsund
22 Barth
23 Greifswald
27 Stargard
28 Neustettin
36 Rügenwalde
44 Pasewalk
48 Gützkow
53 Damgarten
69 Eldena
78 Kaseburg
81 Königsberg/Neumark
105 Torgelow

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
4) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
5) Topographia Germaniae; Matthäus Merian; 1652
6) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904

 

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