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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Johann Friedrich

Herzog von Pommern-Stettin 1569 bis 1600 7)
Evangelischer Bischof von Cammin 1557 bis 1574 1)

Geboren am : 27. August 1542 7)
Geboren in : Wolgast [4]
Gestorben am : 9. Februar 1600 7)
Gestorben in : Wolgast [4]

 

IOHANN. FRID. D. G. / DUX POM: NAT 1543 / 27 AUG. DENAT 1600 / 9. FEBR. 8)

Johann Friedrich wurde am 27. August 1542 zu Wolgast [4] als eines von zehn Kinder des Herzogs Philipp I. von Pommern-Wolgast und Maria von Sachsen geboren. Er hatte noch sechs Brüder (Georg, Bogislaw XIII., Ernst Ludwig, Barnim X., Erich und Kasimir VII.) und drei Schwestern (Amalia, Maragreta und Anna).

Er war mit Erdmute von Brandenburg (geb. 26. Juni 1561 in Zechlin/Ostpriegnitz, 3) Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und der Sabine von Brandenburg-Ansbach) vermählt (17. Februar 1577). 3) Die Ehe war kinderlos geblieben. 7)

Seit 1491 ist die Stadt Stettin [1] ständige herzogliche Residenz. Die Verbindung zur Hanse lockerte sich allmählich. Nach 1534 erhoffte sich Stettin eine größere Unabhängigkeit vom Landesherrn, scheiterte aber sowohl bei Herzog Johann Friedrich als auch bei Herzog Philipp II.

Die außenpolitischen Bestrebungen des neu reformierten Landes führten 1536 zu einem Anschluss an den Schmalkaldischen Bund, der die protestantischen Fürsten und Städte seit 1531 miteinander verband. Einen Höhepunkt bildete in diesem Zusammenhang die eheliche Verbindung zwischen dem Greifenherzog Philipp I. und Maria, der Tochter des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich (1536). Trotz des Beitritts zum protestantischen Bund fühlten sich die pommerschen Herzöge diesem gegenüber nie sonderlich verbunden, was sich spätestens während der Schlacht bei Mühlberg 1547 offenbarte, indem sie ihren Verbündeten keinerlei Hilfe leisteten. Vielmehr wurde nach der Niederlage bei Kaiser Karl V. Anschluss gesucht, dessen Gunst sie allerdings nicht erringen konnten; stattdessen mit der Zahlung einer Strafsumme belegt wurden.

Fortan verhielten sich die pommerschen Herzöge äußerst neutral, um nicht nochmals, ihr Eigenverschulden übersahen sie dabei, in eine ähnliche Situation zu gelangen. Daher sind bis zum Dreißigjährigen Krieg kaum noch außenpolitische Erfolge zu verzeichnen, zumal es den Herzögen an finanziellen Mitteln fehlte, Truppenkontingente zu werben und zu unterhalten. 5) So spielte Pommern auch im nordischen siebenjährigen Krieg (1563-1570) lediglich eine Vermittlerrolle. 3) 4)

Den alten Streit zwischen den Herzögen von Pommern und den Bischöfen von Cammin, der stets um die staatsrechtliche Stellung des Bistums ging, konnten die Greifen für sich entscheiden. Nach dem Tode des letzten vom Papst bestätigten Bischofs, drängten die Fürsten das Domkapitel Philipps I. ältesten Sohn, Johann Friedrich, zum evangelischen Bischof zu wählen. Der 14jährige Herzog übernahm 1556 das Amt bis 1574. 3)

Seine Ausbildung setzte Johann Friedrich in den Jahren 1558 bis 1560 an der Universität zu Greifswald [23] fort. 3)

Da die Unterbringung der zahlreichen Söhne und Töchter des evangelisch gewordenen Adels in Klöstern und anderen geistlichen Stellen nicht mehr möglich war, erforderte ihre materielle Ausstattung eine immer größere Gutswirtschaft. Da die wüsten Stellen dazu nicht ausreichten, wandelte man Bauernhöfe in Gutsbetriebe um, indem man die Bauern "legte", d.h. sie von ihren Höfen verjagte. Die Herzöge gingen dabei mit schlechtem Beispiel voran. In den Ämtern Rügenwalde [36], Stolp [32] und Lauenburg [31] wurden seit 1559 zahlreiche Bauern gelegt und Ackerhöfe eingerichtet. Das gleiche geschah in Vorpommern. Auf Rügen wurden seit 1570 sechs neue Ackerwerke von den herzoglichen Amtleuten eingerichtet. Dem entsprechend hatte der Adel in Hinterpommern in den fruchtbaren Gebieten an der Küste zahlreiche Bauernhöfe eingezogen. Die Städte machten es in ihren Kämmereidörfern nicht besser. Stralsund [20] richtete 1563 das erste Ackerwerk ein. In gleicher Weise gingen die reichen Stralsunder Bürger auf ihrem privaten Landbesitz vor. Es war für alle eine zwingende wirtschaftliche Entwicklungstendenz. Eine Ausnahme machten nur die Bauern des Domkapitels Cammin. Hier blieben die bäuerliche Besitzverhältnisse unverändert bestehen. Die Höfe wurden nicht verkleinert und die Dienste nicht erhöht. 6)

Nach dem Tode des Vaters 1560 übernahm ein Regentschaftsrat für Johann Friedrich die Regierung des Herzogtums Pommern-Wolgast. 3)

Im Verlauf des Kriegs 1563-1570 (Siebenjähriger Krieg) zeigte sich die ganze Ohnmacht Pommerns. Die ständige Geldnot und eine kaum vorhandene Kriegsmacht zwangen Pommern zu dem Versuch, strikte Neutralität zu wahren. Dabei wurde es zum Spielball der auswärtigen Mächte.
Abgesehen von dem Besitz von Estland, Livland und Kurland ging es in diesem Krieg auch um Handelsvorteile in der Ostsee.
Polen war in Kämpfe mit Iwan IV. verstrickt. Auf seiner Seite stand Dänemark. Ihr gemeinsamer Gegner war Schweden. Dabei war klar, dass die lange pommersche Küste für alle Parteien von Bedeutung war. Seit 1562 drängten sich die fremden Gesandten in Stettin. Polnische Gesandte forderten im November 1562 und April 1563 in Stettin [1], dass den Truppen, die Schweden im Reich angeworben hatte, der Durchzug durch Pommern nach Osten verboten werde und dass keine Lieferung von Lebensmitteln und Kriegsmaterial an Schweden erfolgen dürfe. Die gleichen Forderungen stellten im Mai 1563 dänische Gesandte in Wolgast [4]. 6)

Auf polnischer Seite, im Lande Draheim, wurden neue Siedlungen angelegt. Vor 1565 entstanden im westlichen Grenzstreifen außerhalb des Kreises Neustettin die Dörfer Flacksee, Klaushagen, Lubow, Rackow und Schwarzsee.
Der Grenzgürtel zu Polen wurde durch die zunehmende Besiedlung auf beiden Seiten immer schmäler und es kam zu dauernden Streitigkeiten. Die Grenze in dieser früher unbewohnten Gegend war immer unsicher gewesen, Übergriffe von der einen oder anderen Seite waren öfter vorgekommen. Das waren aber Grenzverletzungen bei Jagdveranstaltungen oder durch Imker und Köhler gewesen. Barnim XI. und Sigismund August von Polen hatten deshalb schon 1549 eine Grenzkommission eingesetzt, die die strittigen Gebiete von Draheim bis Lauenburg [31] bereisen sollte. Aber wie sollte man die Grenze in dieser leeren Wildnis festlegen? Dörfer zur Orientierung gab es nicht, und die Flüsse mit ihren Sümpfen und Seen reichten für eine genaue Demarkation nicht aus. Seitdem das Land nun dichter besiedelt war, verschärften sich die Streitigkeiten. Zwar wurde im Mai 1564 noch einmal eine Grenzbesprechung in Deutsch Krone abgehalten, zu festen Abmachungen aber kam es nur zwischen Barnim IX. und Johann von Küstrin. Zwischen Pommern und Polen blieben die Verhältnisse unklar, obwohl sich beide Seiten bemühten, Ruhe zu schaffen. Die örtlichen Mächte waren zu sehr auf sich selbst gestellt, Befehle von oben drangen zu ihnen nicht durch. 6)

Nach Aufenthalt am Hofe des Kaisers Maximilian II. 1565 in Wien und Augsburg nahm er 1566 als Reichshoffähnrich in Ungarn am Kampf gegen die Türken teil. 7)

Er begab sich 1566 auf den Reichstag nach Augsburg, wo er die kaiserliche Belehnung erhielt. Damit war der von Brandenburg nach dem Tod Philipp I. erneut vorgetragene Anspruch auf eine Nachfolge in Pommern endgültig ausgeräumt. Er musste dem Kaiser jedoch auch gestehen, dass Pommern gegen die schwedische Macht seine lange Küste nicht schützen könne. Und wenn die Pommern den Schweden nichts verkaufen wollten, so nähmen diese es mit Gewalt. 6)

Auf dem Landtag zu Treptow an der Rega [45] vom 10. Januar 1566 wurde die zu geringe Einfuhr von Talern und andern Nominalen nach Pommern beklagt, somit wurde unter Einhaltung der Reichs-Münzordnung von 1559 beschlossen eine eigene Münze schlagen zu lassen. 1580 wurden dann in Stettin [1] Münzen geschlagen. 7)

1581 wurde z. B. ein dreifacher Dukat (Brustbild nach links von Herzog Johann Friedrich und fünf pommersche Wappen) und 1594 ein Dukat (Hüftbild nach rechts von Herzog Johann Friedrich und vier pommersche Wappen) in Gold geschlagen. Gerade von dem Münzbetrieb dieser Zeit hatte sich Johann Friedrich die Erlösung von großer Schuldenlast versprochen. Aber so, wie alle Geldproduktionen in Pommern, war auch diese mangels eigener Metallvorkommen im Lande durchaus begrenzt. Lesen wir hierzu im Hausbuch des Joachim von Wedel "wol eine angenehme nützbare Arbeit wäre, wenn man gold- und silberberge darzu genug hätte, aber eine müntze aus der andern zu schlagen und derengleichen flickwerck mag wenig gewinn tragen". 7)

Sechsfacher Dukat
(auf dem Dukat Johann Friedrich)

Noch immer wollte keine der feindlichen Mächte nachgeben. Auf Initiative des Kaisers kamen im April 1567 in Stralsund [20] wieder Vertreter von Schweden, Dänemark, Pommern und vom Kaiser zusammen, um über Friedensbedingungen zu verhandeln. Auch diesmal scheiterte jede Verständigung am Widerspruch des schwedischen Gesandten Paul Sasse.

Der Handelskrieg an den pommerschen Küsten verschärfte sich noch und verletzte die Neutralität Pommerns ständig. Selbst die Polen erkannten, dass sie ohne Einfluss auf See im Nachteil waren. Sie ließen sich daher von den Loitz in Danzig eine Flotte von Freibeuterschiffen zum Kaperkrieg aufstellen, die größtenteils mit pommerschen Seeleuten bemannt war. Am 27. August 1568 fuhren zehn dieser Schiffe in den Hafen von Rügenwalde [36], um Proviant aufzunehmen. Dort trafen sie drei schwedische und zwei schottische Schiffe, die sie kaperten. Die Beschwerden Barnims IX. in Danzig und Warschau über diese Missachtung der pommerschen Neutralität hatten wenig Erfolg.

Einen Wandel brachte erst der Umsturz in Schweden. Im September 1568 wurde Erich XIV. abgesetzt. Ihm folgte Johann III., der Schwager des polnischen Königs Sigismund August. Damit verschoben sich die Fronten, und es kam im Dezember 1570 zu Friedensverhandlungen im Saal des Rathauses zu Stettin. Dort wurden drei einzelne Verträge geschlossen zwischen Schweden und Dänemark, Schweden und Lübeck sowie zwischen dem Kaiser und Schweden. 6)

Zusammen mit seinem Bruder Bogislaw XIII. regierte er ab 1567 das Herzogtum Pommern-Wolgast. 3)

Nach der Reformation wurde Köslin [33] 1544 evangelisches Bistum und von 1556 an fürstbischöfliche Residenz. Auf den Ruinen des 1560 abgerissenen Zisterzienserinnenklosters begann 1568 Herzog Johann Friedrich mit dem Bau eines fürstbischöflichen Schlosses, das erst Herzog Kasimir 1582 fertig stellte. 1)

Da Barnim IX.1569 in Stettin [1] der Regierungssorgen müde geworden war und abdankte, stand den fünf Söhnen Philipp I. das ganze Herzogtum Pommern zur Verfügung. Mit Zustimmung der Stände auf dem Landtag Ende Mai 1569 in Jasnitz [77] (Erbvertrag vom 25. Juli 1569 7)) einigten sie sich folgendermaßen: Johann Friedrich übernahm die Regierung in Pommern-Stettin und Ernst Ludwig die in Pommern-Wolgast. So blieb die Zweiteilung in den wichtigsten Verwaltungszweigen wenigstens gewahrt. Die beiden anderen Brüder wurden mit Landbesitz abgefunden, und zwar erhielt Barnim X. die Ämter Rügenwalde [36] und Bütow [30] mit den Städten Rügenwalde, Bütow und Zanow [38] im Gebiet von Pommern-Stettin, während Bogislaw XIII. die Ämter Barth [22] und Neuenkamp mit der Stadt Barth in Pommern-Wolgast zugeteilt wurden. Für den noch unmündigen Kasimir war später das Bistum Cammin vorgesehen, das zunächst Johann Friedrich nutzen musste, da der abgedankte Barnim IX. beträchtliche Ländereien von Pommern-Stettin für seinen Unterhalt behielt. Die uneingeschränkte Herrschaft über das neue Herzogtum konnte Johann Friedrich erst nach dem Tode Barnims IX. entfalten, da der alte Herzog sich noch viele Rechte vorbehalten hatte. 3)

In Stettin wurde die erste Druckerei Pommerns eingerichtet. Gleich nach seinem Regierungsantritt 1569 hatte Herzog Johann Friedrich das Unternehmen von Franz Schlosser privilegiert. Er druckte Flugblätter mit aktuellen Nachrichten. 6)

Johann Friedrich hatte schon als evangelischer Bischof von Cammin in Köslin [33] auf dem Gelände des Zisterziensernonnenklosters am Rande der Stadt in den Jahren 1569-1574 ein Renaissance-Schloß erbaut, das durch seine Pracht berühmt wurde. 6)

Herzog Johann Friedrich eröffnete 1570 den Friedenskongress in Stettin, der den nordischen siebenjährigen Krieg beendete.

Erbverbrüderung der pommerschen Herzöge mit den brandenburgischen Kurfürsten 1571; danach sollten nach dem Aussterben des Hauses Brandenburg (Hohenzollern) die Neumark und das Land Sternberg an Pommern fallen.

Die pommerschen Herzöge erhalten am 30. Juli 1571 die Lehnsherrschaft über Löcknitz [87] und Vierraden.

Die Beziehungen Pommerns zu seinem südlichen Nachbarn Brandenburg gestalteten sich recht freundlich. 1571 waren sowohl Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, als auch Johann von Küstrin gestorben. Ihr Nachfolger, Johann Georg, war eine friedliebende Natur. Mit seiner Tochter Erdmute war Johann Friedrich 1569 verlobt worden. Als der Stettiner Herzog sich im März 1571 bei seinem zukünftigen Schwiegervater im Jagdschloß von Arnswalde aufhielt, konnte er einen neuen Erbvertrag aushandeln. Der bisherige Erbvertrag von 1529 sah nur die Nachfolge Brandenburgs in Pommern vor. Johann Friedrich drängte jetzt auf Gegenseitigkeit. Da aber schon Erbeinigungen Brandenburgs mit Sachsen und Hessen bestanden, konnte Pommern nur eine Nachfolge für die Neumark und das Land Sternberg sowie für die Lehnsherrschaft über die Schlösser Löcknitz [87] und Vierraden gewährt werden, falls das kurfürstliche Haus ausstarb. Am 30. Juni 1571 kam dieser Erbvertrag zustande, er wurde am 16. März 1574 vom Kaiser gebilligt. 6)

Der Grenzgürtel zu Polen wurde durch die zunehmende Besiedlung auf beiden Seiten immer schmäler und es kam zu dauernden Streitigkeiten. Die Grenze in dieser früher unbewohnten Gegend war immer unsicher gewesen, Übergriffe von der einen oder anderen Seite waren öfter vorgekommen. Zwischen Pommern und Polen blieben die Verhältnisse unklar, obwohl sich beide Seiten bereits 1549 und 1564 bemühten, Ruhe zu schaffen. Der polnische König versicherte "bonam amicitiam et vicinitatem", und Johann Friedrich schickte 1570 Martin Lietzen zur Verhandlung nach Polen, was aber zu keinem Resultat führte.

Der Thronwechsel in Polen, nach dem Tode Sigismund Augusts, zog Pommern in Mitleidenschaft. Die königslose Zeit benutzte die Stadt Danzig, um wieder verstärkt eine selbständige Politik zu treiben. Die reiche Stadt begann, ein eigenes Heer aufzustellen, wandte sich deshalb im Schreiben vom 1. Juli 1573 an Herzog Johann Friedrich mit dem Ersuchen, Anwerbungen von Soldaten in Pommern und ihren Durchzug nach Danzig zuzulassen. Denn bei Putzig lag der Heerführer Ernst Weiher mit einem polnischen Heer. Eine Danziger Gesandtschaft bekräftigte den Wunsch nach Truppenwerbung bei Johann Friedrich. Am 22. Juli 1573 erklärte sich der Herzog mit den Danziger Werbungen einverstanden, veranlasst durch Druck vom kaiserlichen Hof in Wien, da die Interessen Danzigs als Sache des Reichs galten. 7)

Danzig warb nun überall Soldaten, die teils zu Schiff von Stralsund [20], Greifswald [23], Stettin [1] und Kolberg [57], teils auf dem Landwege durch Pommern nach Danzig gebracht wurden. Aber auch der polnische Heerführer Weiher zog Mannschaften aus den Kreisen Lauenburg [31] und Bütow [30] zusammen. 6)

Als er die Regierung 1560 in Stettin [1] übernahm, hielt er das dortige Herzogsschloß für zu unmodern. Er wünschte ein wirkungsvolleres Gebäude. Unter Einbeziehung der älteren Bestandteile ließ er 1575-1577 einen Bau in reinem Renaissance-Stil erstehen.

Nachdem Sturmfluten von 1479 und 1558 den Fluss Leba umleiteten, kam dadurch die Stadt Leba [54] auf ihrem linken Ufa zu liegen. Dort wurde sie durch Wanderdünen immer stärker bedroht. Die Bewohner von Leba beschlossen 1570 die Stadt auf den heutigen Platz zu verlegen. 1575 wurden die Stadtrechte von Herzog Johann Friedrich auf die neue Stadt übertragen. 1) 6)

Als Stophan Bathory König in Polen wurde, änderte sich die Sachlage. Er forderte die Unterwerfung Danzigs und begann im Oktober 1576 die Belagerung der Stadt. Voller Zorn bemerkte Bathory die Hilfe für Danzig, die aus Pommern kam. Die pommerschen Herzöge waren in einer Zwickmühle, denn einerseits galten die Danziger Fragen als deutsche Belange, waren auch die Sympathien der meisten Pommern, besonders der Städte aus wirtschaftlichem Interesse, auf der Seite Danzigs. Andererseits aber musste man die nahe polnische Macht fürchten. Man brauchte die polnische Gunst wegen der Belehnung mit Lauenburg [31] und Bütow [30], dazu hoffte man auf die Rückzahlung der geliehenen 100.000 Taler. So hatten die pommerschen Gesandten Henning von Woilde und Henning von Ramin auf dem polnischen Reichstag in Thorn Ende 1576 einen schweren Stand. Die Polen verlangten, bevor weitere Verhandlungen geführt werden konnten, die Einhaltung der früheren Verträge, das bedeutete Neutralität gegenüber Danzig. 6)

Der polnische Hetman Jan Zborowski drohte mit Einmarsch in Pommern, wenn die Soldatenwerbung Danzigs in Pommern nicht aufhörte. Daher sahen sich die Herzöge Johann Friedrich von Stettin und Barnim X. von Rügenwalde gezwungen, jegliche Danziger Werbung in den Grenzgebieten zu untersagen. 6)

Der Herzog ließ trotz heftiger Proteste des Rats von Stettin [1], der bis zum Reichskammergericht ging, 1582 für das Schloß eine Wasserleitung durch die Stadtmauer bauen und schuf sich sogar 1587 in der Nähe des Schlosses einen eigenen Durchgang durch die Mauer. 6)

Johann Friedrich ließ 1583 in der Buchheide ein Jagdschloß bauen, das er Friedrichswalde nannte, es stellte ein dreigeschossiges Wohnhaus dar. 6)

Seit 1588 versuchte er eine Verbrauchssteuer auf Bier und Getreide, die man Akzise nannte, einzurichten. Zusammen mit Ludwig Graf von Eberstein hoffte er, seine Absicht gegen die Stände durchzusetzen. Auf dem Landtag von Treptow an der Rega [45] im Juli 1588 aber verweigerten die Stände energisch ihre Zustimmung und drohten mit einer Klage beim Reichskammergericht. Auch ein erneuter Versuch im Einverständnis mit Bogislaw XIII. von Wolgast 1599 die Akzise in beiden Landesteilen einzuführen, scheiterte am Widerstand der Stände. Es blieb also für die Herzöge bei den schwankenden Domänen- und Pachteinkünften sowie bei den von Fall zu Fall von den Ständen bewilligten Steuern. 6)

Besonders tragisch war das Schicksal der Frau des Neustettiner Hauptmanns und pommerschen Jägermeisters Dobschütz, Elisabeth, geborene von Strantz. Sie war angeklagt, die Frau von Herzog Johann Friedrich, Erdmute, unfruchtbar gemacht zu haben. Nach langer Folter wurde sie in Stettin [1] verurteilt und am 17. Dezember 1591 vor den Toren der Stadt Stettin verbrannt (Hexenverfolgung). 6)

Johann Friedrich ließ 1592 der Fürstenbau in Altdamm [55] bauen, es stellte ein dreigeschossiges Wohnhaus dar. 6)

Ende 16. Jahrhundert bezog Herzog Johann Friedrich den Mühlenhof von Stolp [32] in seinen Schloßneubau mit ein. Um 1600 war es Witwensitz seiner Gattin Herzogin Erdmute.

Johann Friedrich starb am 9. Februar 1600 unerwartet auf einem Fest zu Wolgast [4]. Er wurde in der von ihm neuerbauten Predigtkirche des Stettiner Schlosses beigesetzt. 7) Da seine Ehe kinderlos geblieben war, ging die Regentschaft auf seine Bruder Barnim X. über. 3)

Der Herzog hatte jedoch weit über seine Verhältnisse gelebt, seine Nachfahren hatten einen Schuldenberg von 300.000 Gulden abzutragen.

Seine Witwe Erdmute starb am 13. November 1623 auf ihrem Witwensitz zu Stolp [32]. 2) 3)

1 Stettin
4 Wolgast
20 Stralsund
22 Barth
23 Greifswald
30 Bütow
31 Lauenburg
32 Stolp
33 Köslin
36 Rügenwalde
38 Zanow
45 Treptow a. d. Rega
54 Leba
55 Altdamm
57 Kolberg
77 Jasennitz
87 Löcknitz

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
4) Wehrmann, M.; Geschichte von Pommern, Bd. 1 und Bd. 2, 1909
5) Viernow, A.
6) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
7) Die Münzen der pommerschen Herzöge; Johannes Hildisch 1980
8) Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten

 

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