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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Otto II.

Herzog von Pommern-Stettin

Geboren am : ca. 1380 1)
Geboren in :  
Gestorben am : ca. 1428
Gestorben in :  

 

Otto II. (manchmal auch als III. bezeichnet) war Sohn des Herzogs Swantibor I. und seiner Gemahlin Anna von Hohenzollern. Er hatte noch zwei Brüder (Kasimir VI. und Albrecht), sowie eine Schwester (Margareta).

Er war verheiratet mit Agnes von Mecklenburg (Tochter des Herzogs Johann II. von Mecklenburg-Stargard und der Wilheida von Litauen). Sie hatten keine Kinder.

Kasimir VI. regierte zusammen mit seinem Bruder Kasimir VI.

Auch Herzog Swantibor I. geriet in langwierigen Streit mit dem deutschen Orden, als er zugab, dass sein junger Sohn Otto 1394 zum Erzbischof von Riga gegen den vom Papst auf Wunsch des Ordens ernannten Johannes von Wallenrod gewählt wurde. Otto erhielt auch die Unterstützung des Königs Wenzel, der das Erzbistum als Reichslehen in Anspruch nahm, und erschien gegen Ende des Jahres im Dorpater Stift, dessen Bischofs für ihn eintrat. Zu langen Verhandlungen und Feindseligkeiten, die fast zum Kriege führten, kam es im rigischen Handel, bis es der Einsicht des Großenmeisters Konrad von Jungingen 1397 gelang, ihn zu schlichten und der vom Orden vertretene Sache den Sieg zu verschaffen. Otto musste seine Ansprüche aufgeben, grollend kehrte er in die Heimat zurück, und längere Zeit noch hielt die Missstimmung der Stettiner gegen den Orden an. Swantibor hatte schon um 1395 ein Bündnis mit Polen abgeschlossen, dem auch Bogislaw VIII. beitrat. Im nächsten Jahre hielt er sich in Krakau auf und verlieh dieser Stadt gegen ein Darlehen freien Verkehr in seiner Herrschaft nebst einer Herabsetzung der bisherigen Zölle. Deshalb erinnerte damals der Hochmeister die Ritter, die sich für das Bündnis vom April 1388 verbürgt hatten, an ihr Versprechen, doch die Mahnung war natürlich vergebens. 1401 trat auch Barnim V. von Stolp gegen ein Jahrgeld in den Dienst Polens. 6)

Kaum war der Konflikt zwischen Polen und dem Deutschen Orden im 1. Thorner Frieden (1411) beigelegt, wurde die Aufmerksamkeit der Greifenherzöge auf die Vorgänge in der Mark Brandenburg gelenkt. Der 1410 gewählte deutsche König Sigismund 3) setzte 1411 den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich VI. von Hohenzollern, als Verweser der Mark Brandenburg ein.

Die Hauptmannschaft der Mittelmark, die Markgraf Jobst dem Herzog Swantibor I. von Stettin 1409 übertragen hatte, war eigentlich mit dem Tode des Markgrafen erloschen. Trotzdem hielt er nicht nur selbst an dem Amt fest, sondern auch sehr viele alteingesessene betrachteten den Herzog weiterhin als ihren Hauptmann. Das brachte ihm in Gegensatz zu den König Sigmund und dem von ihm bestellten Verweser. Dazu kam, dass diese vom König die Einlösung der von der Mark verpfändeten Gebiete zur Pflicht gemacht wurde, ja vielleicht erging auch an die pommerschen Herzoge der Befehl, den seit 1354 ihnen Pfandweise überlassenen Teil der Uckermark herauszugeben. Deshalb trat Swantibor dem in der Mark weilenden Burggrafen feindlich gegenüber und ließ seine beiden jugendlichen Söhne Otto II. und Kasimir VI. mit pommerschen Mannen einen Einfall in die Mark machen. Am 24. Oktober 1412 kam es auf dem Kremmer Damm zu einem blutigen Zusammenstoß mit dem Burggrafen Friedrich. Zwar erlitt dieser schwere Verluste, die ihm die Pommern, wie es scheint, nicht in ehrlichen Kampfe beigebracht, drängte aber die Herzoge bald zurück; sie vermochte wenigstens nichts nachhaltiges ausrichtet. Gewiß hatten sie an den märkischen Edelleuten nicht die Unterstützung gefunden, auf die sie gerechnet hatte. Friedrich dagegen gewann im Sommer 1413 einem Teil der Uckermark und schloß mit dem Wolgaster Herren am 19. November zu Neuruppin ein enges Bündnis. Wartislaw VI II., der auch für die minderjährigen Söhne seines Bruders Barnim VI. die Regierung führte, verlobe seinen Sohn Wartislaw mit des Burggrafen junger Tochter Margarete. Zugleich schloss er mit ihm ein Bündnis gegen alle Feinde und eine Einigung zur Unterdrückung jedes Friedensbruches. Dadurch wurde die Einigkeit des pommerschen Herzogshauses wieder einmal gestört, denn die Söhne Swantibors I., der am 21. Juni 1413 starb, setzten die Feindschaft gegen die Mark lange fort. 6)

Trotz der Entscheidungen und Privilegien der Jahre 1338 und 1348 und der Wirren in der Mark Brandenburg wurde von den dortigen Kurfürsten der Anspruch auf die Lehnshoheit über Pommern nicht aufgegeben. Die Feindseligkeiten zwischen Pommern-Stettin und der Mark lebten auf bzw. fort. 1412 begann der Krieg um den Besitz der Uckermark, in dem Pommern mit seinen Verbündeten Mecklenburg, Magdeburg, Dänemark und Polen 1420 die entscheidende Schlacht bei Angermünde gegen Brandenburg verlor und die Uckermark abtreten musste, die seit 1354 wieder zu Pommern gehörte. 5)

Es folgten weitere Kämpfe, an denen sich Dietrich von Quitzow beteiligte und im August 1414 von Zehdenick aus die Stadt Nauen in Brand setzte. Als er durch Kurfürst Friedrich aus seiner Burg Friesack vertrieben worden war, fand er Zuflucht bei den Stettiner Herzögen. Über diese wurde wegen ihrer räuberischen Unternehmungen am 10. Mai 1415 die Reichsacht verhängt.
Im Juni 1415 schloss man zunächst einen Waffenstillstand mit der Bedingung, dass die Herzöge von Stettin sich von Dietrich von Quitzow trennten, der nach Mecklenburg floh, wo er 1417 starb. 4)

Neuer Zündstoff zwischen Pommern und Brandenburg entstand durch die Lehnsfrage. Die pommerschen Herzöge hatten von König Sigismund am 31. Mai 1417 7) in Konstanz die Lehnsurkunden für ihr Land erhalten; darin war aber ausdrücklich der Anspruch Brandenburgs auf die Lehnshoheit Pommerns, die 1338 von den Wittelsbacher Markgrafen aufgegeben worden war, vorbehalten. Dass König Sigismund den Pommern nicht besonders freundlich gesinnt war, zeigte sich auch in der Belehnung des Bischof Magnus von Cammin, dessen Territorium dadurch für reichsunmittelbar erklärt wurde.
Nicht ganz sicher ist, ob auch einer von den Stettiner Herzogen in Konstanz anwesend waren, aber immerhin wahrscheinlich. Auf jeden Fall stellte König Sigmund ebenfalls einen Lehnsbrief für Otto II. und Kasimir VI. aus. In diesem wurden jedoch die Ansprüche des Markgrafen Friedrich ausdrücklich vorbehalten, über die Herzog Rudolf von Sachsen entscheiden sollten. Am 24. Juli erklärte der König auch dem Brandenburger, dass die Belehnung der Stettiner seine Rechte keinen Eintrag tun solle, ja er soll sogar bereits die Herzoge angewiesen haben, ihr Land von dem Markgrafen als Lehen zu empfangen. Es ist daher erklärlich, dass ihre Stimmung gegen Brandenburg nicht sehr freundlich war; es musste Ihnen als ein Unrecht erscheinen, dass die 1348 feierlichst aufgegebenen Ansprüche jetzt wieder aufgenommen werden sollten. 6)

Die Stettiner Herzoge fanden bald in den Herzogen von Mecklenburg-Stargard Bundesgenossen gegen die bedrohlich zunehmende Macht des Markgrafen, und auch die Wolgaster Herren, die doch ein Interesse an der Verteidigung der Unabhängigkeit des Stettiner Landes habe mussten, schlossen mit Ihnen am 21. November 1418 zu Ückermünde [15] ein Bündnis, so dass, als dann auch die Schweriner, Werler und anderen Fürsten sich anschlossen, ein starker Bund gegen den Hohenzoller zustande kam. Auch Polen und der nordischen Unions König Erich sagten, trotz der Abmahnung Sigmunds, Unterstützung zu. So kam es im Frühjahr 1419 zum Kampf um Straßburg, wo die Stettiner unglücklich kämpften. Trotzdem bemächtigten sie sich eines großen Teiles der Uckermark, und zahlreiche Kämpfen spielten sich dabei an der Grenze ab. Zwar vermittelte König Sigmund noch einmal im Januar 1420 einen Waffenstillstand auf ein halbes Jahr, doch er wurde nicht gehalten.
Die Herzöge von Stettin fanden Hilfe bei Mecklenburg-Stargard und Polen, das eine Abteilung unter Befehl von Peter Korczbok, dem Unterkämmerer von Posen, stellte. Mit dieser Kriegsmacht konnten die Pommern die Uckermark besetzen.
Im Frühjahr eilte Kurfürst Friedrich, der bisher mit den Rüstungen gegen die Hussiten zu tun gehabt hatte, herbei und so wurden die Pommern in der Nacht vom 27. zum 28. März 1420 von den Brandenburgern vernichtend geschlagen. Ein großer Teil der Uckermark kam wieder in den Besitz des Hohenzollern. 4)

Eine enge Verbindung des Markgrafen von Brandenburg mit Polen schien sowohl König Sigismund 3) wie den Herzögen von Pommern gefährlich, denn die polnische Königstochter Hedwig, sie galt damals als Erbin der Krone, sollte Friedrich von Brandenburg heiraten. Wahrscheinlich auf Initiative Sigismunds versammelte der nordische Unionskönig Erich seine pommerschen Vettern, Otto II. und Kasimir VI. von Stettin, Wartislaw IX. und Barnim VII. von Barth und Wolgast sowie Bogislaw IX. von Stolp, zusammen mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens Paul von Rußdorf am 15. September 1423 in Neustettin (der große Tag von Neustettin [28]), um zu beraten, was gegen den Markgrafen von Brandenburg zu tun sei. Man wollte Herzog Bogislaw IX. mit Hedwig von Polen verheiraten. Doch fand dieser Plan in Polen keinen Anklang. Alle Absprachen blieben ohne Folgen, denn die polnische Prinzessin starb schon 1431.

Die Pommern scheinen den Mut verloren zu haben; sie erboten sich mit ihren Verbündeten zu Verhandlungen, die im August zu einem vorläufigen Stillstand führten. Die Stettiner Herzoge aber dachte nicht daran, die Lehnshoheit des Markgrafen anzuerkennen, und suchten zum Schutze ihrer Freiheit in wechselnder Politik Anschluss bald an Polen, bald an den deutschen Orden, auch ließen sie von Feindseligkeiten gegen die Mark nicht ab. Da der Markgraf bei den König Sigmund in Ungnade gefallen war, so beeilte sich Herzog Kasimir VI. eine Bestätigung seiner Freiheiten und Besitzungen zu erlangen. Er ging nach Ofen und erreichte wohl unter Vermittlung des ebenfalls dort weilen Königs Erich, dass Sigmund am 17. Februar 1424 7) in 5 Urkunden alle Rechte, Freiheiten, Besitzungen, auch die in der Uckermark, bestätigte. Dadurch war die Lage noch verwickelter geworden, denn den früheren Bestätigungen, die der Markgraf erhalten hatte, standen jetzt die dem Herzog Kasimir erteilten gegenüber, der die besondere Gunst des Königs erlangt zu haben scheint und längere Zeit bei ihm weilte.

Die Stettiner Herzöge Otto II. und Kasimir VI., im Bündnis mit Heinrich von Mecklenburg, wagten es erneut, in die Uckermark einzufallen. Es gelang ihnen, am 15. Februar 1425 Prenzlau [59] zu erobern, und im September konnten sie den brandenburgischen Kurfürsten bei Vierraden vernichtend schlagen. Doch Johann, der Sohn Friedrichs I. von Brandenburg, eroberte Prenzlau zurück und schloss am 22. Mai 1427 dort mit den Pommern und Mecklenburgern Frieden (Frieden von Neustadt-Eberswalde). 4)

Die Stettiner gaben ihre Ansprüche auf, behielten aber Schloß und Stadt Greifenberg [34]; die Entscheidung über die Lehnsfrage sollte der römische Kaiser oder König treffen. Zur Bekräftigung des Friedens wurde eine Verlobung des jungen Joachim, Kasimir VI. Sohn, mit Barbara, der Tochter des Markgrafen Johann, verabredet, eine Eheschließung ist aber dieser Verlobung ebenso wenig gefolgt, wie dem früheren Verlöbnissen hohenzollerscher Prinzessinnen mit jungen Herren aus dem Wolgaster Hause. 6)

Nach einigen weiteren Grenzkämpfen einigten sich Pommern und Brandenburg, verliert Pommern 1427 einen Teil der Uckermark mit Angermünde an Brandenburg. 2)

Ein Schutzbündnis zwischen Schivelbein [102], Stolp [32] und Rügenwalde [36] und anderen wurde 1427 gegründet.

Otto II. starb ca. 1428.

15 Ückermünde
28 Neustettin
32 Stolp
34 Greifenberg
36 Rügenwalde
59 Prenzlau
102 Schivelbein

 


1) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
2) Geschichte von Pommern, Wehrmann, M., Bd. 1 und Bd. 2, 1909
3) König Sigismund war Sohn des Kaiser Karl IV., und der Elisabeth von Pommern.
Er wurde 1410 deutscher König, 1433 deutscher Kaiser. Er wurde am 14. Februar 1368 in Nürnberg geboren und starb am 9. Dezember 1437 Znaim. Er erbte 1378 die Markgrafschaft Brandenburg und wurde 1387 durch seine Heirat mit Maria von Ungarn König von Ungarn. 1415 belehnte er Friedrich von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg. Nach seinem Tod wurde der Habsburger Albrecht II., der mit einer Tochter Elisabeth vermählt war, sein Nachfolger.
4) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
5) Geschichte Pommerns; Dr. Ludwig Biewer 1997
6) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904
7) Die kaiserlichen Lehnsurkunden für die Herzoge von Pommern; Dr. Otto Heinemann; 1899

 

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