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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Swantibor I.

Herzog von Pommern-Stettin ab 1368

Geboren am : ca. 1351
Geboren in :  
Gestorben am : 21. Juli 1413
Gestorben in :  

 

Swantibor I. (manchmal auch als III. oder IV. bezeichnet) war Sohn des Herzogs Barnim III. und seiner Gemahlin Agnes von Braunschweig. Er hatte noch drei Brüder (Otto, Kasimir IV. und Bogislaw VII.).

Er war verheiratet mit Anna von Hohenzollern (19. September 1374 ,geboren 1360 6), Tochter des Burggrafen Albrecht von Nürnberg und der Sophie von Henneberg). Aus dieser Ehe stammen drei Söhne (Otto II., Albrecht und Kasimir V.) und eine Tochter (Margareta). 2)

Kinder:

Otto II.  
Kasimir VI.  
Albrecht: Er starb wohl vor 1412 2)
Margareta: Sie war mit Herzog Ulrich von Mecklenburg-Stargard (Sohn des Herzogs Johann I. von Mecklenburg und der Agnes von Lindow-Ruppin). Sie hatten zwei Söhne (Albrecht II., geb. 1423; Heinrich, geb.1429) und eine Tochter (Anna, geb. 13. Juli 1424). Sie starb 1462. 2) 6)

 

Im letzten Drittel des 14. Jahrhundert begann ein zunehmender Zerfall des Landes. Die Hansestädte, die weitgehend eigene Politik betrieben, trugen ihre Fehden mit Dänemark aus, ohne dass die Pommernherzöge in jenes Geschehen wirkungsvoll eingreifen konnten. Nach dem Tode Barnim IV. (von Pommern-Wolgast u. Rügen) 1365 und dem Tode Barnim III. (von Pommern-Stettin) 1368 wurde das Land unter deren Nachkommen verteilt. Die jungen Stettiner Herren (Kasimir III., Swantibor I. und Bogislaw VII.) mussten sich sogleich heftiger Angriffe seitens der Brandenburger in der Neu- und Uckermark erwehren. 3) 8)

König Waldemar IV. von Dänemark erschien im Mai 1371 in Pommern und vermittelte dort den Streit über die Uckermark zwischen den Stettiner Herzogen und dem Markgrafen Otto von Brandenburg (20. Juli 1371). Dieser Kampf hatte in der Neu- und Uckermark getobt, und weite Gebiete lagen verwüstet. Der vorläufige Frieden ließ den Stettinern alle Besitzungen, die Barnim III. gehabt hatte. Doch der Krieg brach bereits 1372 von neuem aus. Die drei Stettiner Herzoge zogen vor Königsberg in der Neumarkt, bei der Erstürmung wurde Kasimir IV. am 24. August zum Tode verwundet und starb bald darauf. Es kam dann im November abermals zum Frieden, der die Uckermark bei Pommern beließ. 8)

Die Erben Barnim IV. von Wolgast waren untereinander zerstritten und teilten das Wolgaster Herzogtum 1372 in drei Teile. Die Söhne Barnims erhielten Barth und Rügen (Wartislaw VI.) sowie Wolgast mit Gützkow (Bogislaw VI.). Der Bruder des Verstorbenen übernahm die hinterpommerschen Lande und die Insel Wollin. Durch die Zersplitterung in kleinere Herzogtümer bis 1402/03, gab es kurzfristig fünf Herrschaften. Es fehlte fortan an einer einheitlichen Zentralgewalt, die die Sicherheit im Lande gewährleisten konnte.

Die Herzöge Kasimir IV., Swantibor I. und Bogislaw VII. verkauften 1372 Lübtow (Kreis Pyritz) [91] dem Zisterzienserkloster Kolbatz [14]. 1)

Zunächst veranlasste allerdings der Kampf des Kaisers Karl IV. gegen den Markgrafen Otto vor Brandenburg, bei dem es sich um den Besitz der Mark handelte, Swantibor I. und Bogislaw VII., sich am 29. Oktober 1372 mit dem Wolgaster Vettern Wartislaw VI. und Bogislaw VI. zu verbinden. Sie wollten bei einem Übergang der Mark an die Luxemburger einem Anspruch, den diese etwa auf die Oberherrschaft über Pommern erheben würden gemeinsam mit ganzer Kraft entgegentreten.
Deshalb schlossen sie auch mit dem Markgrafen Frieden, und es gelang ihnen, den hinterpommerschen Herren, Bogislaw V., zu einem Anschluss an das Bündnis zu bewegen, so dass noch einmal am 10. Mai 1373 zu Kaseburg [78] sich sämtliche Linien des pommerschen Herzogshauses zur Aufrechterhaltung des gemeinsamen Besitzes zusammentaten. Die Besorgnis, dass Karl IV., der durch den Fürstenwalder Vertrag (15. August 1373) Brandenburg für seine Familie erwarb, längst erloschenen Rechte wieder geltend machen würde, zeigte sich bald als unbegründet. Der Kaiser ließ es sich vielmehr angelegen sein, zu den pommerschen Fürsten, mit denen ihm ja Verwandtschaft verband, in freundschaftliche Beziehungen zu treten. Namentlich zog er die Stettiner Herzoge an sich. Swantibor I. nahm gelegentlich an Reichsgeschäften teil und waltete oft des Amtes als königlicher Hofrichter; und sein Bruder war Gast des Kaisers in Tangermünde. 8)

Die Beziehungen Pommerns zur Mark Brandenburg wurden erst freundlicher, als Karl IV., der Schwager der pommerschen Herzöge, die Herrschaft dort übernahm. Der Kaiser war bestrebt, mit den Nachbarn der Mark zu einer friedlichen Verständigung zu kommen. 1374 war er in die Mark gereist und hatte am 17. Mai 1374 in Prenzlau [59] einen Landfrieden mit den Mecklenburgern und den Herzögen von Pommern-Stettin geschlossen. Dadurch sollte das Raubwesen bekämpft werden. Zugleich wurden Verteidigungsverträge, sowohl mit den Stettinern als auch mit den Wolgaster Herzögen, geschlossen. Am 11. Juli 1377 bestätigte Karl IV. in Eberswalde den Herzögen von Wolgast den unbestrittenen Besitz von Pasewalk [44] und Torgelow [105]. 5)

Eine große Bedeutung für den Handel über See hatte Stargard [27]. Es führte auf der Ihna, auf Grund eines Privilegs von Herzog Swantibor I. vom 12. März 1374, nicht unerhebliche Mengen von Getreide aus und war eine Konkurrenz für Stettin [1]. 5)

Am 19. September 1374 heiratete er Anna, Tochter des Burggrafen Albrecht von Nürnberg und der Sophie von Henneberg. 8)

Die größeren Handelsstädte wurden selbständiger und unabhängiger, doch waren sie nicht imstande, der zunehmenden Gewalt Einhalt zu gebieten. Allein in den Jahren 1375-1400 verbanden sich die vorpommerschen Städte Stralsund [20], Greifswald [23], Anklam [13] und Demmin [8], nicht weniger als sechs Mal, zum Schutz vor Seeräubern und Mordbrennern. Zu letzteren Gruppen gehörten nicht selten die ortsansässigen Adligen und die Herzöge selbst, die sich auf diese Weise die nötigen Einkünfte verschafften. 3)

Die Stettiner Herzoge hielten aber die Verbindung mit dem Wolgaster Herzogen aufrecht, wohl auch, um bei den Kämpfen um die nordischen Kronen nicht ganz erdrückt zu werden, und einigten sich mit Ihnen am 16. Februar 1376 zu einem neuen Schutzbündnis. 8)

Trotzdem sollte gerade in dieser Zeit das Herzogshaus sehen, wie ein Mitglied berufen wurde, in glanzvoller Stellung eine wichtige Rolle zu spielen. In dem Streite nämlich, der sich nach Waldemars Tod um die dänische Krone erhob, standen die Stettiner und Wolgaster Herzoge auf Seiten der Königin Margarete von Norwegen, die für ihren jungen Sohn Olaf, Waldemars Enkel, die Nachfolge in Dänemark beanspruchte. Sie unterstützten sie nicht nur mit wohlwollender Neutralität, wie es die Hansestädte taten, sondern schlossen 1376 ein Bündnis mit ihr. Die alte Feindschaft gegen Mecklenburg führte sie wohl mit zu diesem Schritt, da es galt, die Ansprüche des dortigen Herzogshauses zu vereiteln, dass zu der schon 1364 erhaltenen schwedischen Krone auch die dänische gewinnen wollte. Wirklich wurde am 13. Mai 1376 Olaf zum König von Dänemark gewählt. Die Pommernherzoge hielten dann, wenn auch, wie es bei Wartislaw VI. scheint, nicht oder vorübergehende Störung, an dem Bündnisse fest. 8)

Am 10. August 1377 schlossen Kaiser Karl IV. und Herzog Swantibor I. von Pommern-Stettin, Herzog Wartislaw VII. von Neustettin und Bischof Sigismund von Cammin in Dramburg einen zehnjährigen Landfrieden. 1)

Nach Karls Tod 1378 brach eine furchtbare Verwirrung in der Mark aus und griff auch bald in die Nachbarländer über. Wir haben aus dieser Zeit das Zeugnis eines ihr nahe stehenden Chronisten, der gewiss übertrieben, aber doch nicht ohne Grund die Zustände in Pommern und dem Bistum Cammin so schilderte, daß die Herzoge und Edlen wie toll sich einander beraubten und das Land verwüsteten, dass es in ihm mit, Ausnahme der Burgen und befestigten Städte, keinen Ort gebe, der nicht ausgebrannt sei. Nur zu sehr wird diese Schilderung durch die Bürger und sicherem Nachrichten bestätigt; wir erfahren von Fehden der Schöning und Köller gegen das Camminer Domkapitel (1370,1373), der Schwerin und Neuenkirchen gegen Anklam [13] (1370,1372), vor allem von Kämpfen der Wedel mit den Eberstein, Borcke, Osten und andere, von Grenzüberfällen und Raubzügen, an denen sich auch die Herzoge beteiligten. Wartislaw VII. lag 1378 mit Danzig in Fehde, Swantibor hatten mit den Herren von Wedel in der Neumarkt zu kämpfen. Neben diesen noch immerhin förmlich angesagten und regelrecht geführte Kämpfen gingen nun aber der offen oder geheim betriebenen Straßenraub, Mord und Brand einher, die schließlich jeden Handel und Verkehr fast unmöglich machten. Hiergegen griff die Fürstenmacht nicht ein, sondern die Städte mussten es mit der Selbsthilfe versuchen. Nicht weniger als sechsmal verbanden sich in den Jahren von 1375 bis 1400 die Städte Anklam, Demmin [8], Greifswald [23], Stralsund [20] zu gegenseitigem Schutze vor Straßenräubern, Mordbrennern und anderen Missetätern. Auch die Fürsten schlossen wohl Landfriedensbündnisse, wie im Jahre 1382, aber ernst war es ihnen nicht mit der Befriedigung des Landes, das nicht minder unsicher war als in damaligen Zeiten die See. 8)

Nach der Vereinigung von Polen und Litauen 1386 wuchs die Spannung zwischen Jagiello von Polen und dem Deutschen Orden. Der Hochmeister suchte daher eine Deckung nach Westen. Am 10. Juli 1386 schloss er mit Wartislaw VII. einen Verteidigungsvertrag. Der Herzog von Pommern-Stolp war um so mehr geneigt, sich dem Orden anzuschließen, als seine Grenze zu ihm in letzter Zeit noch länger geworden war. Denn am 14. April 1384 hatte der Orden von Hans von Wedel das Land Schivelbein [102] gekauft.

Es wurden durch die folgende Christianisierung Litauens und die litauisch-polnische Personalunion dem Orden die Grundlagen seiner Existenzberechtigung entzogen, da der Kampf gegen die Ungläubigen nun aufhören musste. Auch erkannte man in der Marienburg wohl bald, dass der neue polnische König einen erbitterten Kampf eröffnen werde. Deshalb sah man sich nach Verbündeten um. Solche fand der Orden an den Herzogen Wartislaw VII. und Bogislaw VIII.; am 10. Juli 1386 schlossen sie zu Lauenburg [31] mit dem Hochmeister ein Verteidigungsbündnis gegen den König von Polen. Es wurde Ihnen eine Summe von 10.000 Mark ausgezahlt und versprochen, dass sie, falls es zum Kriege komme, die Landschaft Dobrzyn erhalten sollten. Eine Reihe von pommerschen Städten übernahm die Bürgschaft, dass die Herren den Kriegsdienst leisten würden. Zwei Jahre später (20. April 1388) gingen auch die bei den Herren Swantibor I. und Bogislaw VII. ein ähnliches Bündnis ein und gelobten für zehn Jahre Kriegsdienst mit 100 wohlgewappneten Rittern, 100 Schützen und 400 Pferden gegen die Bezahlung einer beträchtlichen Geldsumme. Auch sie setzten Adlige und Städte als Bürgen. In demselben Jahre traten ebenfalls die Wedel am 19. Oktober auf 15 Jahre in den Dienst des Ordens und verpflichteten sich gleichfalls, 100 Rittern und 100 Schützen mit 400 Pferden gegen einen jährlichen Sold von 18.000 Mark preußischer Münze zu stellen.
Trotz aller dieser Bündnisse und Verträge, die auch noch andere Geschlechter eingingen, spielten sowohl diese, als auch besonders die hinterpommerschen Herzoge eine mindestens sehr zweifelhafte Rolle, als am 13. Dezember 1388 Eckhard von Wolde, Hauptmann und Vogt zu Regenwalde, Belgard [6] und Quarkenburg, mit einer Schar von etwa 40 pommerschen oder märkischen Rittern in den Waldungen zwischen Zarnow [38] und Schlawe [12] den Herzog Wilhelm von Geldern überfiel, der sich auf der Fahrt nach Preußen befand. Eine Tat, die weithin großes Aufsehen erregte, geschah unzweifelhaft auf Veranlassung des polnischen Königs. Der gefangene Herzog wurde nach Falkenburg [70] geführt, weigerte sich, als ein Ordensheer ihn dort befreite, gegen das dem Eckart gegebene Wort die Feste zu verlassen, so dass er mit Gewalt fortgeführt, dann aber auf sein Verlangen wieder in die Gefangenschaft zurückgebracht werden musste. Erst nach langen Verhandlungen, auch mit den pommerschen Herzog, die sich durchaus nicht beeilten, den Forderungen des Verbündeten Hochmeister nachzukommen, erhielt Wilhelm von Geldern die Freiheit zurück.
Zwischen Pommern und dem Orden herrschte aber eine tiefe Verstimmung, da die Herzoge sich durch den Zug des Ordensheeres nach Pommern, der wegen Beleidigung eines Komturs auch gegen Köslin [33] gegangen war, sehr verletzt fühlten. Daher traten sie, uneingedenk des Bündnisses, wieder Polen näher und ließen den Orden treulos im Stich. König Wladislaw ging engeren Handelsverbindungen mit Pommern ein und erteilte am 18. August 1390 den Kaufleute aus den pommerschen Herrschaften und Städten einen Schutzbrief. Als Handelsstraße schrieb er einen Weg an oder auf der Warthe vor. Schon vorher hatten Bogislaw VI. und die Städte Stralsund [20], Greifswald [23] und Anklam [13] den polnischen Kaufleuten Verkehrsprivilegien verliehen, beiderseits suchte man also den polnisch-pommerschen Handel nach Möglichkeit zu heben. Aber auch politisch trat Wartislaw VII. in direkte Abhängigkeit von Polen. Er leistete am 2. November 1390, obgleich er kurz vorher vom Hochmeister vor den feindlichen Plänen der Polen gewarnt worden war, den König den Lehnseid und versprach, dass auch seine Brüder Bogislaw VIII. und Barnim V. ihn ablegen würden. Zugleich verhieß er Hilfe gegen den Orden und Rückgabe des Schlosses Rakel, dass ihm kurz vorher überwiesen worden war, falls er als Ersatz dafür Bromberg empfangen habe, musste sich aber wenige Jahre später (1393) bequemen, die Burg Rakel ohne weiteres auf Befehl des Königs herauszugeben. Die pommerschen Ritter aber fuhren ebenso wie die Herzoge fort, die Ordensritter oder ihre Gäste zu belästigen; besonders wurde über Matzke Borcke auf Stramehl [104] und Regenwalde geklagt, so dass sogar die Herzoge am 5. Dezember 1392 dem Hochmeister versprechen mussten, zu seiner Bestrafung mitzuhelfen. Ob sie allerdings den Rittern beistanden, als diese bald danach Stramehl eroberten und zerstörten, muss zweifelhaft erscheinen. Die Feindschaft mit dem Ordern blieb wenigstens bestehen, und der Polenkönig nahm die pommerschen Kaufleute von neuem in seinem Schutz. 5) 8)

Die Zustände in der Mark und im Reiche lockte um zu Fehden und Kämpfen heraus. Fast herrenlos war Brandenburg, das von Sigmund an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet war; er aber weilte selten im Lande, dass ihn nur zu Füllung seiner Klasse diente. So benutzten die Stettiner Herzoge 1388 und 1393 die Gelegenheit zu einem Einfall in die Uckermark, vielleicht angestachelt von König Wenzel, mit dem sie in Verbindung standen. Als dieser von dem böhmischen Landesherren gefangen war, eilte Swantibor zu seiner Hilfe herbei und soll auch 1394 dem Herzoge Johann von Görlitz zur Befreiung des Königs 1600 Reiter zugeführt haben. Zum Danke dafür gelangte er in dem vorübergehenden Besitz der damals zum Niederlausitz gehörenden Herrschaft Beeskow und machte infolgedessen 1403 den Versuch, sich auch in Barnim festzusetzen. An den Herzogen von Mecklenburg-Stargard fanden die Pommern Bundesgenossen im Kampfe gegen die Mark. Mit ihnen zusammen drangen Sie 1399 in die Uckermark ein und gewannen am 29. November bei dem Dorfe Neuensund am Karrenberge einem Sieg über die Märker; Prenzlau fiel in ihre Gewalt. Auch die Wolgaster Herzoge beteiligten sich an diesen brandenburgisch-pommerschen Zwistigkeiten, die damals nie aufhörten. Es erwuchsen aber daraus zwischen den Herren beider Linien auch Eifersucht und Misstrauen. Schließlich ging der Markgraf Jobst Verhandlungen mit dem Herzoge Swantibor I.. von Stettin ein, die im Herbst 1409 dazu führten, dass er die Stadthalterschaft der Mittelmark übernahm. Er versuchte die Fehde der Quitzow, die bisweilen ihm befreundet, dann aber auch wieder in sein Gebiet eingefallen waren, mit dem sächsischen Herzogen beizulegen, und berief deshalb einen Landtag nach Berlin. Doch seitdem der Herzog das obrigkeitliche Amt führte, setzten ihm die Quitzow den heftigsten Widerstand entgegen. Lange hatte Swantibor die Stadthalterschaft nicht innegehabt, denn bald trat die entscheidende Wendung im Geschick Brandenburgs ein, als Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg zum Hauptmann der Mark bestellt wurde. Mit seinem Hause stand Swantibor in naher Verwandtschaft, seitdem er am 19. September 1374 Anna, des Burggrafen Albrecht hinterlassene Tochter, geheiratet hatte. Er erwarb dadurch als das mütterliche Erbe seiner Gemahlin einzelne zerstreut liegende Besitzungen in Franken mit Kissingen, aber schon nach einigen Jahren verkaufte er sie am Nürnberger Bürger, an den Pfalzgrafen Ruprecht oder den Bischof von Würzburg. Der Herzog selbst, der zwar seine Herrschaft so vorübergehend nicht unerheblich erweiterte und manchen ehrgeizigen Plänen nachging, aber wohl nur zum geringerem Segen für sein Land gewirkt hatte, starb am 21. Juni 1413 und wurde im Kloster Kolbatz beigesetzt. 8)

1393 nahm die Stettiner Ratsherrenfamilie Wussow die Burg und Besitz von Löcknitz vom verschuldeten Herzog für 3000 Mark zum Pfand.

Als sich Polen mit Litauen vereinigt hatte und damit die Spannungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen wuchsen, waren Polen und Pommern ständig bemüht, den Handel, der bisher meist über Danzig ging, nach Stettin [1] zu leiten. Jagiello von Polen und Bogislaw VI. von Pommern-Wolgast privilegierten 1390 alle Kaufleute für ihren Handel über die Oder, und 1396 versprach Swantibor I. von Stettin, als er sich in Krakau aufhielt, den dortigen Kaufleuten abermals seinen Schutz für den Handel nach Stettin. 5)

Auch Herzog Swantibor I. geriet in langwierigen Streit mit dem deutschen Orden, als er zugab, dass sein junger Sohn Otto 1394 zum Erzbischof von Riga gegen den vom Papst auf Wunsch des Ordens ernannten Johannes von Wallenrod gewählt wurde. Otto erhielt auch die Unterstützung des Königs Wenzel, der das Erzbistum als Reichslehen in Anspruch nahm, und erschien gegen Ende des Jahres im Dorpater Stift, dessen Bischofs für ihn eintrat. Zu langen Verhandlungen und Feindseligkeiten, die fast zum Kriege führten, kam es im rigischen Handel, bis es der Einsicht des Großenmeisters Konrad von Jungingen 1397 gelang, ihn zu schlichten und der vom Orden vertretene Sache den Sieg zu verschaffen. Otto musste seine Ansprüche aufgeben, grollend kehrte er in die Heimat zurück, und längere Zeit noch hielt die Missstimmung der Stettiner gegen den Orden an. Swantibor hatte schon um 1395 ein Bündnis mit Polen abgeschlossen, dem auch Bogislaw VIII. beitrat. Im nächsten Jahre hielt er sich in Krakau auf und verlieh dieser Stadt gegen ein Darlehen freien Verkehr in seiner Herrschaft nebst einer Herabsetzung der bisherigen Zölle. Deshalb erinnerte damals der Hochmeister die Ritter, die sich für das Bündnis vom April 1388 verbürgt hatten, an ihr Versprechen, doch die Mahnung war natürlich vergebens. 1401 trat auch Barnim V. von Stolp gegen ein Jahrgeld in den Dienst Polens. 8)

In diesen wirren Zeiten konnte es geschehen, dass Herzog Wartislaw VII. 1395 von Unbekannten ermordet wurde. Sein Bruder Bogislaw VIII. schloss sich eng an den Deutschen Orden an, während die Stettiner Herzöge Swantibor I. und Bogislaw VII. am 10. September 1395 in Sandomir einen Vertrag mit Polen schlossen. 5)

So sorgfältig der Hochmeister Konrad auch einen Krieg mit Polen aus dem Wege ging, die fortgesetzten Konflikte, Streitigkeiten und Grenzfehden konnte er unmöglich aus dem Wege räumen, und der umfangreiche Briefwechsel, den er oder andere Ordensgebieter mit den pommerschen Herzogen unterhielten, ist voll von Klagen und Beschwerden über solche Händel und Zwistigkeiten an der pommersch-neumärkischen Grenze. Es gelang, wie es scheint, dem Herzoge Swantibor I., der selbst daran gedacht haben soll, die Neumarkt für sich zu erwerben, dem Orden einigermaßen günstig zu stimmen und seit 1403 in gute Beziehungen zum Hochmeister zu treten. 8)

Bogislaw VIII. schloss sich als Gegner des Ordens, durch den er sich in seinem Besitze bedroht glaubte, wieder enger an Polen an, trat im August 1403 abermals in den Dienst des Königs Wladislaw und ließ sich in sein Hofgesinde aufnehmen. Auch suchte er aus der Entzweiung der vorpommerschen Herren mit Polen Handelsvorteile für sein Gebiet zu gewinnen. Er verlieh den polnischen Kaufleuten Verkehrsfreiheit, um den überseeischen Handel seiner Stadt Rügenwalde [36] zu heben.
Ohne seine Verbindung mit Polen aufzugeben, verhandelte er dann wieder mit dem Orden und gelangte 1408 mit den neuen Hochmeister Ulrich zu einem Vergleich über alle Streitigkeiten und zu einem Vertrage über die Grenze von der Leba bis zum Meere. Als dann der Krieg des Ordens mit Polen schon erklärt und die Absagebriefe von der Marienburg bereits abgegangen waren, da verpflichteten sich am 20. August 1409 die bei dem Herzoge Swantibor I. und Bogislaw VIII. in Neustettin gegen eine Zahlung von je 2000 Schock böhmischer Groschen zum Dienste gegen Polen und versprachen, während des Krieges ohne des Hochmeisters Willen nicht mit dem Könige zu verhandeln. Man kann wohl kaum zweifeln, dass der Stolper Herr von Anfang an entschlossen war, diesen Vertrag nicht zu halten. Er nahm das Geld und erhielt einige Wochen später noch ein neues Anlehen, ebenso wie Wartislaw VIII. von Wolgast bedeutende Summen eingenommen hatte, ohne nachher auch das geringste für den Orden zu tun. Treuer erwies sich Swantibor I. Er schickte, da er selbst gerade damals die Statthalterschaft in der Mark führte, seinem Sohn Kasimir mit 600 Reitern und einigen Fähnlein Knechten zum Ordensheere. Auch zahlreiche Adlige aus Pommern und der Städte Kolberg [57] und Köslin [33] nahmen mit dem Vogte der Neumarkt an dem Kriegszug teilt. Kasimir kämpfte am 15. Juli 1410 bei Tannenberg in der Schlacht mit, in der die Ordensritter der polnischen Macht erlagen, und wurde mit anderen Kriegsgästen gefangen genommen. Vor der Marienburg stellte sich dann auch der getreulose Herzog Wartislaw VIII. ein, und huldigte am 29. August von neuem dem Könige, erhielt zum Lohne Bütow [30], das die Polen erobert hatten, Hammerstein [74], Baldenburg [61], Friedland, Schlochau [29] und Schivelbein [102] auf Lebenszeit und versprach Kriegshilfe gegen dem Orden zu leisten. Für die einstweilige Befreiung Kasimirs gab er sein Wort zum Pfande.
In den Thorner Frieden vom 1. Februar 1411 wurde Bogislaw vom König Wladislaw mit aufgenommen, musste jedoch die ihm übertragenen Städte und Burgen alsbald wieder herausgeben. Herzog Kasimir wurde am 8. Juni endgültig aus der Gefangenschaft entlassen, nachdem der Orden die Zahlung des Lösegeldes übernommen hatte. 8)

Die Frage hat nach dem Verhältnis Pommerns zu Brandenburg, die schon früher so zahlreiche Kämpfe und Streitigkeiten hervorgerufen hatten, wurde von neuem aufgeworfen, als in der Mark wieder eine energische, zielbewusste Regierung eintrat. Das geschah, als Sigmund 4) am 8. Juli 1411 den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum obersten Verweser und Hauptmann des Landes bestellte. Die Hauptmannschaft der Mittelmark, die Markgraf Jobst dem Herzog Swantibor I. von Stettin 1409 übertragen hatte, war eigentlich mit dem Tode des Markgrafen erloschen. Trotzdem hielt er nicht nur selbst an dem Amt fest, sondern auch sehr viele alteingesessene betrachteten den Herzog weiterhin als ihren Hauptmann. Das brachte ihm in Gegensatz zu den König Sigmund und dem von ihm bestellten Verweser. Dazu kam, dass diese vom König die Einlösung der von der Mark verpfändeten Gebiete zur Pflicht gemacht wurde, ja vielleicht erging auch an die pommerschen Herzoge der Befehl, den seit 1354 ihnen Pfandweise überlassenen Teil der Uckermark herauszugeben. Deshalb trat Swantibor dem in der Mark weilenden Burggrafen feindlich gegenüber und ließ seine beiden jugendlichen Söhne Otto II. und Kasimir VI. mit pommerschen Mannen einen Einfall in die Mark machen. Am 24. Oktober 1412 kam es auf dem Kremmer Damm zu einem blutigen Zusammenstoß mit dem Burggrafen Friedrich. Zwar erlitt dieser schwere Verluste, die ihm die Pommern, wie es scheint, nicht in ehrlichen Kampfe beigebracht, drängte aber die Herzoge bald zurück; sie vermochte wenigstens nichts nachhaltiges ausrichtet. Gewiss hatten sie an den märkischen Edelleuten nicht die Unterstützung gefunden, auf die sie gerechnet hatte. Friedrich dagegen gewann im Sommer 1413 einem Teil der Uckermark und schloss mit dem Wolgaster Herren am 19. November zu Neuruppin ein enges Bündnis. Wartislaw VIII., der auch für die minderjährigen Söhne seines Bruders Barnim VI. die Regierung führte, verlobe seinen Sohn Wartislaw mit des Burggrafen junger Tochter Margarete. Zugleich schloss er mit ihm ein Bündnis gegen alle Feinde und eine Einigung zur Unterdrückung jedes Friedensbruches. Dadurch wurde die Einigkeit des pommerschen Herzogshauses wieder einmal gestört, denn die Söhne Swantibors I. setzten die Feindschaft gegen die Mark lange fort. 8)

Trotz der Entscheidungen und Privilegien der Jahre 1338 und 1348 und der Wirren in der Mark Brandenburg wurde von den dortigen Kurfürsten der Anspruch auf die Lehnshoheit über Pommern nicht aufgegeben. Die Feindseligkeiten zwischen Pommern-Stettin und der Mark lebten auf bzw. fort. 1412 begann der Krieg um den Besitz der Uckermark, in dem Pommern mit seinen Verbündeten Mecklenburg, Magdeburg, Dänemark und Polen 1420 die entscheidende Schlacht bei Angermünde gegen Brandenburg verlor und die Uckermark abtreten musste, die seit 1354 wieder zu Pommern gehörte. Im Zuge der Kriegshändel, die die Uckermark fast völlig verwüsteten, gerieten die pommerschen Herzöge in die Reichsacht. Gleichwohl erhielten sie wie kurz vor ihnen Wartislaw IX. von Pommern-Barth für alle vorpommerschen Herzöge von Kaiser Sigismund 4) zu Konstanz 31. Mai 1417 9) den kaiserlichen Lehnsbrief, die Stettiner jedoch nur unter dem Vorbehalt der Erbansprüche von Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Damit war das 1338/1348 erreichte in Frage gestellt. 7)

Swantibor I. starb 21. Juli 1413. Er wurde im Kloster Kolbatz beigesetzt. 8) Anna, seine Frau, starb noch im gleichen Jahr.

1 Stettin
6 Belgard
8 Demmin
12 Schlawe
13 Anklam
20 Stralsund
23 Greifswald
27 Stargard
29 Schlochau
30 Bütow
33 Köslin
36 Rügenwalde
38 Zarnow
44 Pasewalk
53 Damgarten
57 Kolberg
59 Prenzlau
61 Baldenburg
70 Falkenburg
71 Lauenburg
74 Hammerstein
78 Kaseburg
81 Königsberg/Neumark
91 Lübtow
102 Schivelbein
104 Stramehl
105 Torgelow

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
4) König Sigismund war Sohn des Kaiser Karl IV., und der Elisabeth von Pommern.
Er wurde 1410 deutscher König, 1433 deutscher Kaiser. Er wurde am 14. Februar 1368 in Nürnberg geboren und starb am 9. Dezember 1437 Znaim. Er erbte 1378 die Markgrafschaft Brandenburg und wurde 1387 durch seine Heirat mit Maria von Ungarn König von Ungarn. 1415 belehnte er Friedrich von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg. Nach seinem Tod wurde der Habsburger Albrecht II., der mit einer Tochter Elisabeth vermählt war, sein Nachfolger.
5) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
6) Aus dem Internet
7) Geschichte Pommerns; Dr. Ludwig Biewer 1997
8) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904
9) Die kaiserlichen Lehnsurkunden für die Herzoge von Pommern; Dr. Otto Heinemann; 1899

 

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