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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Wartislaw VI.

Herzog von Pommern-Barth und Rügen

Geboren am : ca. 1345
Geboren in :  
Gestorben am : 13. Juni 1394
Gestorben in :  

 

Wartislaw VI. war Sohn des Herzogs Barnim IV. und seiner Gemahlin Sofia von Werle-Güstrow. Er hatte noch einen Bruder (Bogislaw VI.) und eine Schwester (Elisabeth).

Er heiratete am 4. April 1363 Anna von Mecklenburg (Tochter des Herzogs Johann I. von Mecklenburg-Stargard und der Anna von Holstein-Schauenburg). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, davon zwei Söhne (Barnim VI. und Wartislaw VIII) und zwei Töchter (Sophia und Anna) 1) . Sie starb ca. 1397. 5)

Kinder:

Sophia: Geboren 1370, heiratete sie 1388 Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Lüneburg (Sohn des Herzogs Magnus II, von Braunschweig-Lüneburg und der Katharina von Anhalt-Bernburg). Sie hatten zwei Söhne (Wilhelm I., geb. 1397, und Heinrich II., geb. 1411) und eine Tochter (Catharina, geb. 1392). 4) Sie starb am 22. September 1405. 1)
Barnim VI.  
Wartislaw VIII.  
Anna: Sie wurde um 1388 geboren. Sie war Äbtissin des Klosters in Bergen auf Rügen. 1)

 

Im letzten Drittel des 14. Jahrhundert begann ein zunehmender Zerfall des Landes. Die Hansestädte, die weitgehend eigene Politik betrieben, trugen ihre Fehden mit Dänemark aus, ohne dass die Pommernherzöge in jenes Geschehen wirkungsvoll eingreifen konnten. Nach dem Tode Barnim IV. (von Pommern-Wolgast u. Rügen) 1365 und dem Tode Barnim III. (von Pommern-Stettin) 1368 wurde das Land unter deren Nachkommen verteilt. Die jungen Stettiner Herren (Kasimir III., Swantibor I. und Bogislaw VII.) mussten sich sogleich heftiger Angriffe seitens der Brandenburger in der Neu- und Uckermark erwehren. In einem Friedensvertrag von 1371 wurde den Stettiner Herzögen die Uckermark weiterhin belassen.

Unter dem Wolgaster Herren brach bald ein lebhafter Streit aus, als Barnim IV. am 22. August 1365 starb und seine hinterlassenen Söhne Wartislaw VI. und Bogislaw VI. von ihren Oheimen auch Anteil an der Regierung forderten. Sie scheinen dabei von dem einen, Wartislaw V., gegen Bogislaw V. unterstützt worden zu sein und bei Herzog Albrecht und Mecklenburg Hilfe gefunden zu haben. Es kam zu einem förmlichen Kriege. Da wandte sich Bogislaw V. an seinem kaiserlichen Schwiegersohn, und Karl IV. beauftragte neben mehreren Fürsten und Edlen auch den Rat von Lübeck mit der Beilegung des Streits. Doch erst im Mai in 1368 wurde durch den Anklamer Vergleich eine vorläufige Teilung des Herzogtum Wolgast bestimmt. Als dann noch in denselben Jahren die jungen Herren, Barnims IV. Söhne, mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg in Kriege gerieten, erlitten sie eine schwere Niederlage bei Damgarten [53] (1368, um den 11. November), in der Wartislaw VI. gefangen wurde. Erst durch Zahlung eines beträchtlichen Lösegeldes erhielt er die Freiheit wieder. Die Wolgaster, von denen die Werler Herren gefangen waren, schlossen ein Bündnis mit den Mecklenburgern und verpflichteten sich im folgenden Jahre sogar zur Heeresfolge über See mit 60 Rittern und Knechten. 6)

Die Erben Barnims IV. waren untereinander zerstritten und teilten das Wolgaster Herzogtum in drei Teile. In einer vorläufigen Übereinkunft einigte man sich am 25. Mai 1368 in Anklam [13]. Die endgültige Teilung wurde am 8. Juni 1372 im Vertrag von Stargard [27] festgelegt. Vorher, am 27. Mai 1372, waren die Herzöge mit den Ständen in Rügenwalde [36] zusammengekommen, die der Teilung nur zugestimmt hatten, nachdem sich die Herzöge zur Einhaltung aller ständischen Privilegien für das ganze Herzogtum verpflichtet hatten. 2) 3) Schon hierbei wirkte Wartislaw V. nicht mehr mit. Er war wie es scheint ohne direkte Anteil an der Regierung mit Besitz in Hinterpommern, etwa im Lande Neustettin, abgefunden worden. 6)

Es fehlte fortan an einer einheitlichen Zentralgewalt, die die Sicherheit im Lande gewährleisten konnte. Swantibor III. und Bogislaw VII. von Stettin hatten sich deshalb am 11. März 1369 zu Torgelow [105] mit Mecklenburg verbündet, und im Juli schlossen sich Wartislaw VI. und Bogislaw VI. von Wolgast ihnen an. Immer wieder gab es Kämpfe in der Neumark und der Uckermark. Die Stettiner Herzöge verbündeten sich am 3. März 1372 erneut mit den Mecklenburgern für weitere Kampfhandlungen in den Grenzbezirken. In der Neumark belagerte Kasimir IV. von Pommern-Stettin Königsberg [81], wobei er am 24. August 1372 den Tod fand. 3)

Die größeren Handelsstädte wurden durch diese Verhältnisse zwar selbständiger und unabhängiger, doch waren auch sie nicht imstande, der zunehmenden Gewalt Einhalt zu gebieten. Allein in den Jahren 1375-1400 verbanden sich die vorpommerschen Städte Stralsund [20], Greifswald [23], Anklam [13] und Demmin [8], nicht weniger als sechs Mal, zum Schutz vor Seeräubern und Mordbrennern. Zu letzteren Gruppen gehörten nicht selten die ortsansässigen Adligen und die Herzöge selbst, die sich auf diese Weise die nötigen Einkünfte verschafften. 2)

Zunächst veranlasste allerdings der Kampf des Kaisers Karl IV. gegen den Markgrafen Otto vor Brandenburg, bei dem es sich um den Besitz der Mark handelte, Swantibor III. und Bogislaw VII., sich am 29. Oktober 1372 mit dem Wolgaster Vettern Wartislaw VI. und Bogislaw VI. zu verbinden. Sie wollten bei einem Übergang der Mark an die Luxemburger einem Anspruch, den diese etwa auf die Oberherrschaft über Pommern erheben würden gemeinsam mit ganzer Kraft entgegentreten. Deshalb schlossen sie auch mit dem Markgrafen Frieden, und es gelang ihnen, den hinterpommerschen Herren, Bogislaw V., zu einem Anschluss an das Bündnis zu bewegen, so dass noch einmal am 10. Mai 1373 zu Kaseburg [78] sich sämtliche Linien des pommerschen Herzogshauses zur Aufrechterhaltung des gemeinsamen Besitzes zusammentaten. Die Besorgnis, dass Karl IV., der durch den Fürstenwalder Vertrag (15. August 1373) Brandenburg für seine Familie erwarb, längst erloschenen Rechte wieder geltend machen würde, zeigte sich bald als unbegründet. Der Kaiser ließ es sich vielmehr angelegen sein, zu den pommerschen Fürsten, mit denen ihm ja Verwandtschaft verband, in freundschaftliche Beziehungen zu treten. Namentlich zog er die Stettiner Herzoge an sich. Swantibor III. Nahm gelegentlich an Reichsgeschäften teil und waltete oft des Amtes als königlicher Hofrichter; und sein Bruder war Gast des Kaisers in Tangermünde. 6)

Die Zersplitterung wurde noch größer, als auch im Herzogtum Stolp eine neue Teilung erfolgte. Dort hatte nach Bogislaw V. Tod (im Anfang Mai 1374) sein ältesten Sohn Kasimir V. als Vormund für die jüngeren Brüdern, Wartislaw VI., Bogislaw VIII. und Barnim V., die Herrschaft übernommen. Ihm war von seinem Großvater, dem polnischen König Kasimir, ein nicht unbedeutender Teil des nördlichen Polens, die Länder Dobrzyn, Lencyce, Sieradz und mehrere Schlösser, 1370 als Dame zugefallen, und er war damit polnischer Lehnsmann geworden. 6)

Die Stettiner Herzoge hielten aber die Verbindung mit dem Wolgaster Herzogen aufrecht, wohl auch, um bei den Kämpfen um die nordischen Kronen nicht ganz erdrückt zu werden, und einigten sich mit Ihnen am 16. Februar 1376 zu einem neuen Schutzbündnis. 6)

Trotzdem sollte gerade in dieser Zeit das Herzogshaus sehen, wie ein Mitglied berufen wurde, in glanzvoller Stellung eine wichtige Rolle zu spielen. In dem Streite nämlich, der sich nach Waldemars Tod um die dänische Krone erhob, standen die Stettiner und Wolgaster Herzoge auf Seiten der Königin Margarete von Norwegen, die für ihren jungen Sohn Olaf, Waldemars Enkel, die Nachfolge in Dänemark beanspruchte. Sie unterstützten sie nicht nur mit wohlwollender Neutralität, wie es die Hansestädte taten, sondern schlossen 1376 ein Bündnis mit ihr. Die alte Feindschaft gegen Mecklenburg führte sie wohl mit zu diesem Schritt, da es galt, die Ansprüche des dortigen Herzogshauses zu vereiteln, dass zu der schon 1364 erhaltenen schwedischen Krone auch die dänische gewinnen wollte. Wirklich wurde am 13. Mai 1376 Olaf zum König von Dänemark gewählt. Die Pommernherzoge hielten dann, wenn auch, wie es bei Wartislaw VI. scheint, nicht oder vorübergehende Störung, an dem Bündnisse fest. 6)

Im Jahre 1377 weilte Kaiser Karl wieder längere Zeit in der Mark; im Juli trat er zu Eberswalde in Verhandlungen wegen des Besitzes von Pasewalk [44] und Torgelow [105], die 1359 dem Wolgaster Herren verpfändet war. Bei der Teilung der Herrschaft hatte jede Linie des Herzogshauses eine Hälfte des Pfandbesitzes erhalten. Jetzt überließ Herzog Wartislaw VII. von Hinterpommern seinem Vetter Bogislaw VI. seinen Anteil wiederlöslich. Der Kaiser bestätigte ihm diesen Pfandbesitz und traf Vereinbarungen für den Fall der Einlösung. Von Eberswalde zog Karl in die Neumarkt und kam auch nach Pommern. Bei Daber schloss er am 22. Juli mit den hinterpommerschen Herzogen, seinen Schwägern, und dem Bischof Philipp vom Cammin ein Landfriedensbündnis ab und verhandelte in Dramburg mit den Herren von Wedel. Es war dies seit Ottos III. Tage das erste und letzte Mal, daß ein römischer Kaiser auf pommerschem Boden weilte. 6)

Nach Karls Tod 1378 brach eine furchtbare Zeit in der Mark aus und griff auch bald in die Nachbarländer über. Wir haben aus dieser Zeit das Zeugnis eines ihr nahe stehenden Chronisten, der gewiss übertrieben, aber doch nicht ohne Grund die Zustände in Pommern und dem Bistum Cammin so schilderte, daß die Herzoge und Edlen wie toll sich einander beraubten und das Land verwüsteten, daß es in ihm mit, Ausnahme der Burgen und befestigten Städte, keinen Ort gebe, der nicht ausgebrannt sei. Nur zu sehr wird diese Schilderung durch die Bürger und sicherem Nachrichten bestätigt; wir erfahren von Fehden der Schöning und Köller gegen das Camminer Domkapitel (1370,1373), der Schwerin und Neuenkirchen gegen Anklam [13] (1370,1372), vor allem von Kämpfen der Wedel mit den Eberstein, Borcke, Osten und andere, von Grenzüberfällen und Raubzügen, an denen sich auch die Herzoge beteiligten. Wartislaw VII. lag 1378 mit Danzig in Fehde, Swantibor hatten mit den Herren von Wedel in der Neumarkt zu kämpfen. Neben diesen noch immerhin förmlich angesagten und regelrecht geführte Kämpfen gingen nun aber der offen oder geheim betriebenen Straßenraub, Mord und Brand einher, die schließlich jeden Handel und Verkehr fast unmöglich machten. Hiergegen griff die Fürstenmacht nicht ein, sondern die Städte mussten es mit der Selbsthilfe versuchen. Nicht weniger als sechsmal verbanden sich in den Jahren von 1375 bis 1400 die Städte Anklam, Demmin [8], Greifswald [23], Stralsund [20] zu gegenseitigem Schutze vor Straßenräubern, Mordbrennern und anderen Missetätern. Auch die Fürsten schlossen wohl Landfriedensbündnisse, wie im Jahre 1382, aber ernst war es ihnen nicht mit der Befriedigung des Landes, das nicht minder unsicher war als in damaligen Zeiten die See. 6)

Nach der Vereinigung von Polen und Litauen 1386 wuchs die Spannung zwischen Jagiello von Polen und dem Deutschen Orden. Der Hochmeister suchte daher eine Deckung nach Westen. Am 10. Juli 1386 schloss er mit Wartislaw VII. einen Verteidigungsvertrag. Der Herzog von Pommern-Stolp war um so mehr geneigt, sich dem Orden anzuschließen, als seine Grenze zu ihm in letzter Zeit noch länger geworden war. Denn am 14. April 1384 hatte der Orden von Hans von Wedel das Land Schivelbein [102] gekauft. 3)

Dem Deutschen Orden war die Deckung durch Pommern so wichtig, dass er auch mit den beiden anderen regierenden pommerschen Herzögen Bündnisse schloss. Am 20. April 1388 kam es mit den Stettiner Herzögen Swantibor I. und Bogislaw VII. zu einem Verteidigungsvertrag in Schwedt gegen eine Zahlung von 6.000 Gulden und am 28. Juni 1388 kam ein ähnlicher Vertrag in Marienburg mit den Wolgaster Herzögen Wartislaw VI. und Barnim VI. mit Subsidien von 3.000 Mark zustande. Der Wert dieser Verträge lag für den Deutschen Orden in der Sicherung der Straße nach Westen. Auf diesem Weg, der durch Pommern führte, kamen aus dem Reich Adlige mit ihrem Gefolge, um den Orden im Kampf gegen die Heiden zu unterstützen. Trotz der Verträge Pommerns wurde aber der Zugang nach Preußen mehrfach gestört. Wartislaw VII. hatte nicht die Möglichkeit, überall über den Durchzug zu wachen. 3)

Wartislaw VI. starb am 13. Juni 1394 und wurde im Kloster Eldena [69] begraben, seine Witwe starb 1397.

4 Wolgast
8 Demmin
13 Anklam
20 Stralsund
22 Barth
23 Greifswald
27 Stargard
36 Rügenwalde
44 Pasewalk
48 Gützkow
53 Damgarten
69 Eldena
78 Kaseburg
102 Schivelbein
105 Torgelow

 


1) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
2) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
3) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
4) Aus dem Internet
5) Internet: www.worldroots.com/~brigitte/
6) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904

 

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