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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Wartislaw VIII.

Herzog von Pommern-Wolgast
Archiediakonat von Tribsees 1)

Geboren am : ca. 1373 3)
Geboren in :  
Gestorben am : 20./23. August 1415 3)
Gestorben in :  

 

Er wurde 1370 als der zweiter Sohn des Herzogs Wartislaw VI. und seiner Gemahlin Anna von Mecklenburg geboren. Er hatte einen Bruder (Barnim VI.) und zwei Schwestern (Sophia und Anna).

Er war mit Agnes von Sachsen-Lauenburg (Tochter des Herzogs Erich IV. von Sachsen-Lauenburg und der Sophie von Braunschweig) verheiratet (nach 1393). Der Ehe entstammten drei Söhne (Wartislaw, Swantibor IX. und Barnim VIII.) und eine Tochter (Sophia). 3)

Kinder:

Swantibor IV. : ca. 1408/10 geboren. Er war nicht verheiratet und starb am 12. Mai 1432. 3)
Wartislaw : Starb am 8. November 1414 bzw. 20.-23. August 1415.
Barnim VIII.  
Sophia: Heiratete nach 13. November 1426 Fürst Wilhelm zu Wenden, Herr von Werle (Sohn des Fürsten Lorenz von Werle-Güstrow und Goldberg und der Mechtild von Werle-Goldberg). Sie starb am 17. März 1453.

 

Wartislaw VIII. erhielt 1390 vom Papst das Archiediakonat Tribsees [50]. 1) Nach dem Tod seines Bruders Barnim VI. trat er aus dem geistlichen Stand aus, um die Regierung für seine Neffen bis zu deren Volljährigkeit zu übernehmen.

Die Hansestädte beschlossen, zur Befriedigung der See eine Flotte auszurüsten, und bedrohten die hinterpommerschen Städte mit Ausschluss vom Verkehr, falls sie sich wieder nicht beteiligten. Einige Schiffe beobachteten die pommersche Küste und zwangen am 10. Mai 1398 die Herzoge Barnim VI. und Wartislaw VIII. von Barth zu dem Versprechen, dass sie den Piraten ihre Unterstützung entziehen und städtische Schiffe nicht schädigen würden. Trotzdem griff Barnim alsbald von neuem Handelsschiffe der Städte an und beraubten sie. Da gingen die Hanse energisch gegen den fürstlichen Räuber vor, schlossen ihn im Hafen von Kopenhagen ein und beschossen ihn. Der Erzbischof von Roeskilde vermittelte schließlich einen Vergleich, und Königin Margarete sowie König Erich von Dänemark übernahmen das Amt als Schiedsrichter. Da mussten sie vom ihrem unwürdigen Treiben lassen. So wurde durch gemeinsames Wirken der Königin und der Städte um 1500 der Handelsfrieden auf der Ostsee im wesentlichen wieder hergestellt. 6)

Die Frage hat nach dem Verhältnis Pommerns zu Brandenburg, die schon früher so zahlreiche Kämpfe und Streitigkeiten hervorgerufen hatten, wurde von neuem aufgeworfen, als in der Mark wieder eine energische, zielbewusste Regierung eintrat. Das geschah, als Sigmund 4) am 8. Juli 1411 den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum obersten Verweser und Hauptmann des Landes bestellte. Die Hauptmannschaft der Mittelmark, die Markgraf Jobst dem Herzog Swantibor I. von Stettin 1409 übertragen hatte, war eigentlich mit dem Tode des Markgrafen erloschen. Trotzdem hielt er nicht nur selbst an dem Amt fest, sondern auch sehr viele alteingesessene betrachteten den Herzog weiterhin als ihren Hauptmann. Das brachte ihm in Gegensatz zu den König Sigmund und dem von ihm bestellten Verweser. Dazu kam, dass diese vom König die Einlösung der von der Mark verpfändeten Gebiete zur Pflicht gemacht wurde, ja vielleicht erging auch an die pommerschen Herzoge der Befehl, den seit 1354 ihnen Pfandweise überlassenen Teil der Uckermark herauszugeben. Deshalb trat Swantibor dem in der Mark weilenden Burggrafen feindlich gegenüber und ließ seine beiden jugendlichen Söhne Otto II. und Kasimir VI. mit pommerschen Mannen einen Einfall in die Mark machen. 6)

Greifswald [23] geriet 1412 mit Wartislaw VIII. in Zwietracht, denn die Bürger hatten Vasallen des Herzogs angegriffen. Wartislaw sah darin eine Verletzung seiner Rechte, zog gegen die Stadt und söhnte sich erst 1415 durch Vermittlung der Stände mit ihr aus. 6)

Am 24. Oktober 1412 kam es auf dem Kremmer Damm zu einem blutigen Zusammenstoß mit dem Burggrafen Friedrich. Zwar erlitt dieser schwere Verluste, die ihm die Pommern, wie es scheint, nicht in ehrlichen Kampfe beigebracht, drängte aber die Herzoge bald zurück; sie vermochte wenigstens nichts nachhaltiges ausrichtet. Gewiss hatten sie an den märkischen Edelleuten nicht die Unterstützung gefunden, auf die sie gerechnet hatte. Friedrich dagegen gewann im Sommer 1413 einem Teil der Uckermark und schloss mit dem Wolgaster Herren am 19. November 1413 zu Neuruppin ein enges Bündnis. Wartislaw VIII., der auch für die minderjährigen Söhne seines Bruders Barnim VI. die Regierung führte, verlobe seinen Sohn Wartislaw mit des Burggrafen junger Tochter Margarete. Zugleich schloss er mit ihm ein Bündnis gegen alle Feinde und eine Einigung zur Unterdrückung jedes Friedensbruches. Dadurch wurde die Einigkeit des pommerschen Herzogshauses wieder einmal gestört, denn die Söhne Swantibors I., der am 21. Juni 1413 starb, setzten die Feindschaft gegen die Mark lange fort. 6)

Zur Abwehr schloss Friedrich im Sommer ab 1415 Bündnisse mit dem Herzogen von Mecklenburg und von Werle, so wie vom neuem mit den Wolgaster Fürsten. Die Stettin Herren unternahmen, vielleicht auf Anregung des Dietrich von Quitzow, der, aus der Mark vertrieben, sich bisweilen bei ihnen aufhielt, gegen Ende des Jahres wieder einen Einfall in das Nachbarland. Auf die Klage, die Friedrich gegen sie vor dem königlichen Hofgericht erhob, erfolgte am 10. Mai 1415 die Verhängung der Reichsacht über die Stettiner Herzoge und ihrer Anhänger in den Städten und auf dem Lande. Wohl suchten sie noch die mecklenburgischen Herren für sich zu gewinnen, als aber dann nach Wartislaws VIII. Tode (August 1415) der nunmehrige Kurfürst wieder die jungen Wolgaster Herrn eng an sich fesselte, da ließen auch Otto und Kasimir, nachdem sie schon früher einen Waffenstillstand geschlossen, sich auf Verhandlungen ein. Diese führten am 16. Dezember 1415 zum Frieden von Eberswalde, in dem allerdings nur einige Streitpunkte wegen des Kostenersatzes erledigt wurde. Über das der verpfändete Uckerland oder über die erst hier angedeutete Frage der Lehnsabhängigkeit Pommerns fand keine endgültige Einigung statt. 6)

Er starb im August 1415.

Die Bewegtesten aber waren die Jahre der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Stralsund [20]. Der alte Feind der Stadt, Kurt Bonow, der damals bei der Regentin des Landes Wolgast, der Herzogin Agnes, Wartislaw VIII. Witwe, großen Einfluss besaß, wurde wahrscheinlich 1417 von dem Landmarschall Degner Buggenhagen erschlagen, der mit zu dem ständischen Regentschaftsrate gehörte. Er fand in der Stadt Aufnahme und Schutz; doch die Stralsunder konnten es nicht verhindern, dass Buggenhagen 1420 an der Tafel des Herzogs Wartislaw IX. auf Veranlassung der Herzogin Agnes von Heneke Behr und seinen Genossen ermordet wurde. Darauf nahmen die beiden Städte Stralsund und Greifswald [23] die Verfolgung der Mörder in die Hand; sie schickten Streitkräfte vor das Schloß Usedom [7], wo die Verschworenen Zuflucht gefunden hatten und von wo aus sie offen Raub zu Lande und zu Wasser trieben. Es gelang, die Feste zu nehmen, doch die Besatzung entkam. Erst als die Städter das Schloß Rustrow erstürmten, fielen ihnen die meisten Teilnehmer am Morde in die Hände; sie erhielten im Anfang 1421 in der Stadt ihre Strafe. 6)

Der 1412 begonnene Krieg, um den Besitz der Uckermark, in dem Pommern mit seinen Verbündeten Mecklenburg, Magdeburg, Dänemark und Polen 1420 die entscheidende Schlacht bei Angermünde gegen Brandenburg verlor und die Uckermark abtreten musste, die seit 1354 wieder zu Pommern gehörte. Im Zuge der Kriegshändel, die die Uckermark fast völlig verwüsteten, gerieten die pommerschen Herzöge in die Reichsacht. Gleichwohl erhielten sie wie kurz vor ihnen Wartislaw IX. von Pommern-Barth für alle vorpommerschen Herzöge von Kaiser Sigismund 4) zu Konstanz am 31. Mai 1417 7) den kaiserlichen Lehnsbrief, die Stettiner jedoch nur unter dem Vorbehalt der Erbansprüche von Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Damit war das 1338/1348 Erreichte in Frage gestellt. 5)

Seine Witwe, Agnes von Sachsen-Lauenburg, residierte nach seinem Tod noch von ca. 1420 - 1426 im herzoglichen Schloß zu Usedom [7]. Nach Streitigkeiten mit der Stadt räumte sie jedoch 1426 das Schloß. Sie starb 1435. 2)

7 Usedom
20 Stralsund
23 Greifswald
50 Triebsees

 


1) Inseldiakonat (Kath.: niedr. Geistlicher)
2) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
3) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
4) König Sigismund war Sohn des Kaiser Karl IV., und der Elisabeth von Pommern.
Er wurde 1410 deutscher König, 1433 deutscher Kaiser. Er wurde am 14. Februar 1368 in Nürnberg geboren und starb am 9. Dezember 1437 Znaim. Er erbte 1378 die Markgrafschaft Brandenburg und wurde 1387 durch seine Heirat mit Maria von Ungarn König von Ungarn. 1415 belehnte er Friedrich von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg. Nach seinem Tod wurde der Habsburger Albrecht II., der mit einer Tochter Elisabeth vermählt war, sein Nachfolger.
5) Geschichte Pommerns; Dr. Ludwig Biewer 1997
6) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904
7) Die kaiserlichen Lehnsurkunden für die Herzoge von Pommern; Dr. Otto Heinemann; 1899

 

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