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Die Greifen; © Udo Madsen 1998

Bogislaw X.

"Der Große"

Herzog von Pommern
Regierungszeit 1471 - 1523

Geboren am : 3. Juni 1454 4)
Geboren in :  
Gestorben am : 5. Oktober 1523 4)
Gestorben in : Stettin [1] 4)

BOGISLAVS, ERICI 2 FILIUS, DUX/STETINII, POMERANIAE,
OC. NASClTUR/Ao: 1454, MORlTUR Ao: 1523 15)

Er war eines der neun Kinder (Sophia, Margareta, Elisabeth, Katharina, Wartislaw, Maria, Kasimir VII. und Barnim) des Herzogs Erich II. von Pommern-Wolgast und seiner Gemahlin Sophia von Pommern-Wolgast (Tochter von Bogislaw IX.).

Seine erste Ehe, geschlossen am 21. September 1477, mit Margareta von Brandenburg (Tochter des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg und der Katharina von Sachsen-Wettin) blieb kinderlos. 4)

Mit seiner zweiten Gemahlin, Eheschließung am 2. Februar 1491 in Stettin [1], 13) Anna von Polen (geboren 12. März 1476, Tochter des Königs Kasimir IV. von Polen und der Elisabeth von Österreich), die bei Eheschließung erst vierzehn Jahre alt war, hatte er acht Kinder 4) (Sophia, Georg I., Anna, Barnim IX., Elisabeth, Barnim, Otto und Kasimir VIII.).

Kinder:

Sophia  
Georg I.  
Anna: Sie wurde ca. 1492 geboren und heiratete im Juni 1515 Herzog Georg I. von Schlesien-Liegnitz (Sohn des Herzogs Friedrich I. von Schlesien-Liegnitz-Brieg und der Ludmilla von Böhmen). Sie starb am 25. April 1550. 2)
Barnim IX.  
Elisabeth: Sie starb vor 1518. 2)
Barnim: Er wurde vor 1501 geboren und starb bereits im selben Jahr. 2)
Otto: Er wurde vor 1503 geboren und starb vor 1518. 2)
Kasimir VIII.: Er wurde am 28. April 1494 geboren und starb am 29. Oktober 1518. 2)
Christoph: Man hörte von einem unehelichen Sohn, dem Junker Christoph, genannt der Weiberfreund, der Bischof von Schwerin wurde. 9)

 

Vernachlässigt im Äußeren und in seiner Erziehung sollen der junge Prinz in Rügenwalde [36] herangewachsen sein, bis sich ein herzoglicher Bauer, Hans Lange, aus Lanzig, sich seiner angenommen und ihm würdig ausgestattet haben. Ja, später sprach man sogar davon, die Mutter, die getrennt von ihrem Gatten in dem ehebrecherischem Umgang mit einem Edelmann gelebt habe, hätte gerade diesem Sohne nach dem Leben getrachtet. Er sei aber von dem Anschlag errettet worden, habe, als der Vater fern in Wolgast starb, mit Hilfe des treuen Bauern und eines Teils des pommerschen Adels sich das väterliche Erbe bewahrt und sei von seinem Oheime Wartislaw X. dabei unterstützt worden. 12) Die sonst so ansprechende Persönlichkeit des Bauern Hans Lange lässt sich geschichtlich überhaupt nicht nachweisen.

So wenig von der Jugendzeit des Herzogs bekannt ist, steht jedoch fest, daß er mindestens von 1467-1469 als junger Thronfolger am Hof in Krakau gelebt hat. 4)

Bogislaw X. übernahm nach dem Tode seines Vaters Erich II. 1474 die Regentschaft über die ererbten Lande Wolgast, Hinterpommern und Stettin. Er weigerte sich allerdings, dem Kurfürsten Albrecht von Brandenburg für die Stettiner Lande zu huldigen. 4) Hierin wurde er von seinem Oheim Wartislaw X. bestärkt, der in alter Feindschaft gegen die Hohenzollern verharrte. Trotzdem suchte Bogislaw X. eine Verständigung mit den Brandenburgern.

Am 25. November 1474 fand im Stargard eine Versammlung der hinterpommerschen Stände statt, denen Bogislaw X. eine feierliche Bestätigung ihrer Privilegien und Freiheiten verliehen. Vorausgegangen waren natürliche längere Verhandlungen auch über das Recht, dass die Herzogin Sophia als Erbin des Königs Erich an dem Lande hatte. Sie nahm mit ihrem Sohn an dem Tage teil und verzichtete zu seinen Gunsten auf ihre Ansprüche. Es handelte sich wohl vornehmlich um die Einkünfte aus Hinterpommern die Fürstin seit 1464 vollständig verschrieben waren.
Bogislaw nahm 1474, mit seiner Mutter, die Huldigung mehrerer Städte in Hinterpommern entgegen, im Anfang des Jahres 1475 fand die feierliche Handlung in einigen Städten Vorpommerns statt, die zu seiner Herrschaft gehörten, am 4. Januar in Wolgast [4], am 20. Januar in Wollin [2], am 23. Januar in Cammin [3]. Hier wird ihn die Mutter nicht begleitet haben, da sie kein besonderes Anrecht auf diese Gebiete hatte. Am 24. Mai 1475 weilte Bogislaw in Rügenwalde [36], gewiss bei der Herzogin, die ihn mit Rat und Tat unterstützte. Es handelte sich vor allem um die Frage der Belehnung durch den Kurfürsten von Brandenburg, der ja nach dem Prenzlauer Frieden von 1472 er Lehnsherr der Pommernherzogen für das Stettiner Gebiet war. Deshalb wurde jetzt an Bogislaw die Forderung gestellt, die Belegung durch den Markgrafen nachzusuchen und den Lehnseid zu leisten. Bei dem alten Hass, der zwischen Pommern und Brandenburg immer herrschte, und der allgemeinen Abneigung gegen die märkische Lehnsherrschaft, ist es erklärlich, dass der junge Fürst sich dieser Pflicht zu entziehen sucht. 3)

Der Aufstand des Preußischen Bundes 1474 gegen den Deutschen Orden führte zu einem Eingreifen Polens und zu einem fast dreizehn Jahre währenden Krieg. Die ersten Kämpfe fanden bei Schlochau [29] und Konitz statt.

Schon vor dem brandenburgischen Kriege war Bogislaw mit seiner Mutter über ihr Leibgedingen in einem Streit geraten. 12) Im September 1475 trat die Herzogin Sofia mit der Forderung nach dem ihr verschriebenen Leibgedingen hervor, und es entstand, da Bogislaw nicht zugleich dieselben bewilligte, zwischen Mutter und Sohn, die beide wenig zur Nachgiebigkeit neigten und mit einer angeborenen Hartnäckigkeit an ihrem Begehren festhielten, zum ersten Mal ein tiefer gehender Streit. Der Herzog namentlich, der schon damals mit dem Versuch anfing, die verlorenen Rechten und Besitzungen des Fürstenhauses wieder zu gewinnen, war keineswegs geneigt, in neue Abtretungen einzuwilligen. Da wandte sich Sophia mit der Bitte um Vermittlung an dem ihre befreundete Rat zu Danzig. Am 17. Oktober 1475 erschienenen Abgesandte in Lauenburg [31], wo sich zur Verhandlung über die Streitfrage der Herzog und seine Mutter eingefunden hatten. Bogislaw schickte am folgenden Tage den Grafen Ludwig von Eberstein, die Doktoren Nikolaus Kruse und Bernhard Rohr, so wie Ritter Hans von Darsow als seine Unterhändler zu der Mutter. Er ließ zunächst sein Missfallen aussprechen, dass die Fürstin sich wegen der geringfügigen Irrungen mit ihm außer Landes beklagt habe. Die Stände hätten die Sache sicher ausgleichen können, und er werde seine Mutter schon wie eine Herzogin von Pommern und Stettin unterhalten. Sophie antwortete, sie verlange nur ihre verbrieftes Recht, ihr Leibgedingen und Erbe. Darauf ließ Bogislaw erwidert, die Herzogin habe auf die Länder aus freien Stücken verzichtet. Auch betonte er hier, wo es seinen Absichten und Plänen entsprach, seine sämtlichen Lande seinen Lehen und nicht Erbe, ein Zugeständnis, dass er Brandenburg niemals zugab. Es wurde der Fürstin auch vorgeworfen, sie habe sich nicht auf ihrem Leibgedingen aufgehalten und fremde Dienstleute angenommen. Um der Mutter das geforderte Gebiet nicht ausliefern zu müssen, ließ er ihr dann durch Werner von Schulenburg anbietet, sie solle mit ihm ein Haus ziehen, er werde für sie sorgen. Es übernahmen dann die Danziger Sendboten die Vermittlung und schlug vor, der Sophia sollten Stolp [32] und die halbe Mühle zu Stargard [27] oder, wenn dies den Herzogen unannehmbar erschiene, ein Haus zu Wollin [2], Cammin [3] oder Stargard und die Mühle zu Stargard verschrieben werden. Schließlich kam durch Werner von Schuleburg ein Vertrag zustande, in dem bestimmt ward, dass die Herzogin Stolp mit dem Hofe, der Bowle und der alten Stadt, 100 Gulden von der Mühle bei Schlawe [12] und 500 von Lauenburg [31] oder, wenn dies von Pommern aufgegeben werden, von einem anderen Ort erhalten solle. Dafür gab sie Usedom [7] auf. Es geht aus den Verhandlungen deutliche hervor, dass Bogislaw mit der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit der Mutter dass ihr zugesagte Leibgedingen, Wolgast [4] und Usedom mit Zubehör, einfach vorenthielt und es kann nicht geleugnet werden, dass er bei diesem Streit sichern in Unrecht war, wenn ihn auch vielleicht die Notlage, in der befand, zu diesem Verfahren zwang.
So wurde damals der Streit beigelegt, aber das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, das anfänglich, wie es scheint, ganz innig war, war seitdem getrübt. Sophia hielt sich vermutlich von nun an meist in Stolp auf. Im Mai des Jahres 1476 war sie mit ihrem Sohne und den Herzog Wartislaw X. in Anklam [13], wo am 21. Mai die Verlobung der Prinzessin Sophia Jahren mit dem Herzog Magnus von Mecklenburg stattfand. Beide Herzoge bestätigte damals auch der Stadt Anklam ihre Privilegien und weilten am 15. Juni zusammen in Stettin [1]. 13)

Den Brandenburgern leistete er zunächst auch Hilfe, in ihrem Kampf mit Hans von Sagan wegen der Erbfolge in Glogau, wobei Johann, der Statthalter des Kurfürsten Albrecht, in arge Bedrängnis geriet, denn im Oktober 1477 stand Hans von Sagan bei Frankfurt an der Oder. 9)

So bestätigte er 1476 den Städten Stolp [32], Rügenwalde [36] und Treptow an der Tollense [49] ihre Privilegien. Am 23. Januar 1477 musste er Stettin [1] alle früheren Privilegien bestätigen. Das bedeutete die Duldung der eigenen Gerichtsbarkeit für die Bürger und Zollfreiheit im ganzen Land. 9)

Bogislaw X. suchte eine Verständigung mit den Brandenburgern, die sogar in eine Vermählung zwischen ihm und Margaretha von Brandenburg am 21. September 1477 mündete. 5) 9) Mit ihr war er recht unglücklich und kinderlos geblieben. Diese Ehe konnte jedoch kriegerische Auseinandersetzungen mit Brandenburg nicht unterbinden, die schon 1476 ausbrachen. 10)

Am 6. April 1478 überfiel und eroberte, Wartislaw X. die Stadt Gartz an der Oder [42], die seit den Prenzlauer Vertrag zum größten Unwillen der Pommern brandenburgischen Besitz war. Nach einigen Tagen wurde auch die Burg erobert und der märkische Hauptmann Werner von Schulenburg gefangen genommen. Damit hatte der Herzog den Krieg gegen den Markgrafen Johann begonnen und fand dabei nicht nur den Beifall der Städte des Herzogtum Stettin, sondern bald auch die Unterstützung Bogislaw X. Er trennte sich ganz von Brandenburg und half seinem Oheim, als Johann herbeieilte, um das gefährdete Land zu retten. Dies gelang ihm nicht, er geriet vielmehr in immer größere Bedrängnis, als von Süden Hans von Sagan vorrückte und die Pommern mit Erfolg in der Neumarkt eindrangen; sie gewannen am 20. Mai Löcknitz [87], dann aber trat unter Vermittlung der Mecklenburger Herren eine kurze Waffenruhe ein.
Auf die Nachrichten, die Kurfürst Albrecht von seinem Sohn über den Abfall der Pommern erhielt, eilte er sofort mit staatlichem Heerzug in die Mark und drang, als er am 3. Juli 1478 ein Ultimatum an Herzog Bogislaw gestellt hatte, in Pommern ein. Er gewann am 24. Juli Bahn [47], schlug mit seiner großen Übermacht die 800 Mann des Herzogs in die Flucht und belagerte Pyritz [5], wohin sich dieser gerettet hatte. In der Nacht aber floh Bogislaw aus der Stadt und eilte, nachdem sein Lager von den Märkern erstürmt war, nach Stargard [27]. Der Kurfürst verwüstete und verbrannte im Weizacker Besitzungen des Klosters Kolbatz [14], eroberte die Stadt Bernstein und anderen Schlösser, gewann dann im Sturm die Feste Saatzig [101] und wandte sich gegen Daber [39], wohin sich der Pommernherzog begeben hatte. Ehe der Sturm begann, bat Bogislaw, durch die Erfolge der Märker eingeschüchtert, um Unterhandlungen und erhielt am 23. August einem Waffenstillstand. Darauf zog Albrecht gegen den Herzog Wartislaw und suchte Gartz zu gewinnen, dass dieser besetzt hielt. Trotzdem alle Vorbereitungen zum Sturm getroffen waren, unternahm der Kurfürst einem solchen nicht, sondern ging in die Mark zurück. Als aber bald darauf Bogislaw sich wieder mit seine Oheimen verband, rückte er im September von neuem über die Randow vor. Dass pommersche Heer floh, und Vierraden wurde genommen, ebenso besetzten die Märker Schwedt, Penkun [43] und Löcknitz [87]. Da erschien ein polnischer Gesandter und vermittelte im Auftrag seines Königs am 28. September einen Waffenstillstand, der bis zum 24. Juni des nächsten Jahres dauern sollte. Die Verluste der Pommern, die stets nur über eine geringe Truppenschar verfügte, waren groß; vor dem gewaltigen Kriegsmann Albrecht war ihre Macht zerstoben. 12)

Bei den folgenden Verhandlungen wehrten sich die Herzöge vor allem gegen die Anerkennung der brandenburgischen Lehnshoheit. Als am 17. Dezember 1478 sein Oheim Wartislaw X. von Pommern-Wolgast ohne Nachkommen starb und Bogislaw X. Herr über ganz Pommern wurde, war dieser erst recht nicht geneigt, dem brandenburgischen Lehnsherrn zu huldigen. Doch hatten schon einige Mitglieder der bedeutenden Familien der Borcke, Wedel, Manteuffel und Podewils dem Kurfürsten gehuldigt, und auch der Komtur des Johanniterordens im Lande Bahn [47] neigte zu Brandenburg. So kam es durch Vermittlung Herzog Albrechts von Mecklenburg zu einem endgültigen Friedensschluss in Prenzlau [59] am 26. Juni 1479. 5) Kurfürst Albrecht behielt alle eroberten Städte und Schlösser an der Oder, wie Vierraden, Schwedt, Löcknitz [87], Penkun [44] und Saatzig [101], Neuwedell [92], Rabenstein, Stolzenburg [103] und Bernstein an der neumärkischen Grenze. Bogislaw durfte lediglich Gartz [42] und das völlig zerstörte Bahn [47] behalten, das der Herzog jedoch jetzt wieder ganz dem Johanniter-Orden als Eigentum überlassen musste. Entscheidend war, dass Pommern gezwungen wurde, die Lehnshoheit Brandenburgs anzuerkennen. Die Urkunde darüber ist von einer ungewöhnlich großen Zahl von Zeugen beglaubigt: 50 Angehörige der märkischen, mecklenburgischen und pommerschen Ritterschaft und 14 Städten. 9)

Bogislaw selbst hatten keine allzu große Tapferkeit und Geschicklichkeit im Kriegführen an den Tag gelegt. 12)

Der Herzog hatte auf wohl keineswegs die Absicht, für immer auf die Unabhängigkeit zu verzichten, aber sein Verstand riet ihm, zunächst die inneren Verhältnisse des Herzogtums zu ordnen und zu bessern und dann zu versuchen, ob er nicht auf diplomatischem Wege bessere Erfolge erzielen können, als er im offenem Kampfe errungen hatte. Bei den mannigfachen Verhandlungen spielte Werner von der Schulenburg die wichtigste Rolle. Bogislaw hatte ihn zum Hauptmann des Landes Stettin ernannt und ihn Stadt und Schloß Penkun [43] zum Eigentum gegeben, während der Kurfürst Albrecht ihn zu seinem Hofmeister machte und ihm Land Löcknitz [87] als Lehen übertrug. Dieser Mann verstand es, den Frieden zwischen Pommern und Brandenburg zu erhalten, obgleich der reizbare Herzog recht häufig Anlass zu Zwistigkeiten gab. 12)

Das Hauptanliegen Bogislaws war, Pommern von der Lehnshoheit Brandenburgs zu befreien, die er 1479 hatte anerkennen müssen, und die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Im Vertrag von Pyritz [5] vom 26. März 1493 erreichte er vom Kurfürsten Johann von Brandenburg die Befreiung von der Pflicht des Lehensempfangs. Durch Teilnahme am Italienfeldzug des deutschen Kaiser Maximilians I. von 1496 und nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land 1497 suchte er Unterstützung bei Kaiser und Papst. Gegen den Protest Brandenburgs belehnte Kaiser Karl V. Bogislaw auf dem Reichstag zu Worms am 28. Mai 1521 14) mit Pommern. Die darauf folgende Auseinandersetzungen wurden erst durch seinen Sohn Georg I. im Grimnitzer Vertrag von 1529 beendet. Einschneidende Reformen besonders im fiskalischen und lehnsrechtlichen Bereich dienten der Festigung der Landesherrschaft zum Nachteil von Adel und Städten.
Nach diesem außenpolitischen Misserfolg wandte sich Bogislaw X. den inneren Problemen seines Landes zu. Gegen Widerstände vielfältiger Art seitens des Adels, der Kirche und der Städte, hat er sein Herzogtum zu einem Staatswesen mit straffer Verwaltung geformt. 6) Auf dieser basierte eine neu geordnete Steuerverfassung, die dem Staat die grundlegenden Einkünfte sichern half. Ferner erneuerte er das Zoll-, Münz- und Gerichtswesen. 5) Durch Ausrichtung seines politischen Wirkens auf die Herstellung allgemeiner Sicherheit und Ordnung, indem er die Staatsmacht im eigenen Lande ausweitete, konnte er ebenfalls Pommerns Stellung nach außen festigen. 4)

Bisher war das Land in Vogteien, die aus alten slawischen Verwaltungsbezirken hervorgegangen waren, eingeteilt. An ihrer Spitze standen Vögte als herzogliche Beamte. Diese Vogteien in den Händen von Adligen waren mehr und mehr Privatbesitz der Inhaber geworden. Sie wurden von Bogislaw jetzt zu Verwaltungsbezirken für die herzoglichen Domänen umgebildet und mit Vögten seiner Wahl besetzt, die ihm ergeben waren. So erhielt 1478 Peter von Kleist die Vogtei Neustettin [28]; 1480 übertrug er die Vogtei Stolp [32] an Marten Zitzewitz ; und 1484 übergab er Schloß, Stadt und Umgebung dem Geistlichen Georg von Putkamer. Auf Rügen wurden in den ersten Jahren der Regierung Bogislaws Raven von Barnekow 1486-1488, 1490-1494 ein Herr von Krackewitz und 1496 Waldemar von Putbus als Vögte genannt. 9)

1479 erneuerte er das Generalprivileg Herzog Wartislaws IX. für die vornehmsten Städte Vorpommerns von 1452 und mußte am 18. Mai 1479 besonders alle Privilegien für Stralsund [20] bestätigen, um die Huldigung der Stadt zu erreichen. Dasselbe mußte er Stralsund noch einmal am 2. Januar 1488 zugestehen. 9)

Herzog Bogislaw X. ernannte 1480 Werner von der Schulenburg als Dank für den zwischen ihm und Kurfürst Friedrich II. ausgehandelten Frieden zum 1. Rat und Hofmeister, sowie zum Hauptmann von Stettin [1]. Außerdem gab er ihm das Schloß und die Stadt Löcknitz zum Lehen. 8)

Kösliner [33] Kaufleute überfielen 1480 Zanow (Kreis Schlawe) [38] und nahmen im Schloß Herzog Bogislaw X. gefangen. 1)

Die Bemühungen der Fürsten, vor allem die Hansestädte zu bezwingen, waren so groß, dass Bogislaw mit Magnus II. von Mecklenburg am 12. Juli 1482 ein Bündnis zur Bekämpfung Rostocks einging, um damit zugleich Stralsund [20] zu treffen. Doch die Bindung der Hanse hielt fest genug. Die Herzöge aber wagten einen Waffengang bei dieser Sachlage nicht. 9)

Die fürstlichen Finanzen waren im Laufe der Zeit vergeben, verschenkt, verpfändet, die öffentlichen Abgaben teilweise in Vergessenheit geraten. Es galt, auf diese Rechte zurückzugreifen und sich bei Adel, Geistlichkeit und Städten, die solche Rechte mit der Zeit für sich erworben hatten, durchzusetzen. Das konnte nur nach und nach geschehen. Bogislaw X. hatte hierzu kein festes Konzept. Aber er verfolgte zäh seine Absichten, gab nach, wenn es nicht anders ging, und griff energisch zu, wenn die Verhältnisse es gestatteten.
Die Einziehung des alten Hufen- und Häuserschoßes, der Bede, war nicht mehr durchgeführt worden. Bogislaw setzte nach und nach durch, vom ländlichen und städtischen Grundbesitz direkte Abgaben zu erhalten. Auf dem Lande wurde die Steuer nach der Größe der Hufen, in den Städten nach den Häusern und Buden erhoben.

Herzog Bogislaw X. übergab 1483 die beiden Dörfer Deutsch und Wendisch Blumberg (Krs. Greifenhagen) den von Sydow. 1)

Die Abgaben zu besonderen Anlässen wurden wieder streng eingefordert. Das betraf auch die Fräuleinsteuer für die Ausstattung der Prinzessinnen bei ihrer Heirat, die 1485 festgesetzt wurde. Dasselbe galt für die Reichssteuern, die nicht der Herzog allein, sondern das ganze Land tragen musste. 9)

Im Krieg zwischen Pommern und Brandenburg eroberte 1478 der Markgraf Bahn (Kreis Greifenhagen) [47] und zerstörte es. 1480 wurde sogar die Stadtmauer abgerissen. 1487 kam Bahn wieder in pommerschen Besitz, und Herzog Bogislaw X. übergab sie dem Johanniterorden. 1)

Bogislaw strebte nicht nur die bessere Verwaltung des herzoglichen Besitzes an, sondern auch seine Vergrößerung, indem er das Lehnsrecht wieder genauer handhabte. Wenn sich für die Berechtigung des Lehnsträgers Unklarheiten oder formale Mängel zeigten, wurden vielfach die Lehen eingezogen und zum herzoglichen Besitz geschlagen.
1488 erklärte Bogislaw, "dass eröffnete Lehen zur fürstliche Cammer geschlagen werden könnten". Schon 1486 hatte er die durch den Tod von Hans von Bonin heimgefallenen Lehngüter eingezogen, da die Bonins die gesamte Hand nicht beweisen konnten. Allerdings war es dem Herzog nicht möglich, eine solche Maßnahme oft zu erwirken. Die reichen und mächtigen Familien erzwangen von ihm eine Belehnung zur gesamten Hand, um den Heimfall einzelner ihrer Güter zu vermeiden. So belehnte Bogislaw 1485 die Herren von Zitzewitz mit allen Gütern zur gesamten Hand und 1477 ebenso das Geschlecht von Kleist. 9)

Seine Frau Margareta starb 1489.

Die großen Städte besaßen seit langem das Recht, eigene Münzen zu prägen. 1489 erließ der Herzog eine Münzordnung für das ganze Land. Darin wurde die Qualität der Münzen und die Gewinnspanne beim Schlagen der Münzen bestimmt. Auch sollte der Missbrauch der Münzen in den Städten durch Verschlechterung ihres Gehalts an Edelmetall verhindert werden. Zweifellos hat diese Maßnahme auch günstig auf die wirtschaftliche Entwicklung im Lande gewirkt. Bogislaw hatte sogar mit Erfolg 1498 auf dem Freiburger Reichstag das Recht zum Schlagen von Goldmünzen angetragen. 9)

Berndt von Maltzahn auf Schloß Wolde bei Demmin [8] hatte sein Amt in der Vogtei Loitz [9] missbraucht, indem er Abgaben und Zölle für sich eingezogen hatte. Zugleich hatte er versucht, den von Bogislaw eingesetzten Vogt Peter Mynkas zu beseitigen. Ferner hatte er Abgaben aus Dörfern im Land Treptow erhoben und von den Bauern Dienste verlangt, konnte jedoch die Berechtigung dazu urkundlich nicht nachweisen. Nachdem er in einem Gerichtsverfahren in Wolgast [4] am 24./25. Juni 1490 verurteilt worden war, diesem Urteil aber nicht Folge geleistet hatte, eroberte Bogislaw im August 1491 seine Burg Wolde und zerstörte sie. 9)

Polen musste 1490 die Lande Lauenburg [31] und Bütow [30] als Pfandbesitz der pommerschen Herzöge anerkennen.

Natürlich wurde durch dieses Verfahren das Verhältnis zu den Nachbarstaaten noch mehr getrübt, in zahllosen kleinen Streitigkeiten an der Grenze kam das zum Ausdruck. Das war auch ein Grund dafür, daß sich der Herzog wieder mehr an Polen anschloss, mit dem er auch durch Lauenburg [31] und Bütow [30], die er als polnisches Lehen innehatten, in enge Beziehungen stand. Dem mächtigen Herren kam man dort freundlich entgegen, da er für die Befestigung des preußischen Besitzes bei dem unablässig in Reklamationen der preußischen Stände wegen jener beiden Landschaften gute Dienste leisten konnte. 12)

Durch eine persönliche Bindung konnte Bogislaw seine Stellung stärken. 1489 war seine Frau Margarete von Brandenburg gestorben. Am 2. Februar 1491 heiratete der seit 1469 verwitwete Herzog Anna, die Tochter König Kasimirs von Polen. Ins Gespräch kam dieser Heiratsplan durch eine polnische Gesandtschaft; sie verhandelte über das weitere Schicksal von Lauenburg [31] und Bütow [30], die im Thorner Frieden von 1466 zu getreuen Händen oder als Pfand Pommern überlassen worden waren. Bei dieser Gelegenheit schlug der polnische Unterhändler Nikolaus Koscielecki die Heirat mit einer polnischen Prinzessin vor. Bogislaw ging gern darauf ein und schickte eine Gesandtschaft mit Propst Bernhard Eggebrecht, Werner von der Schulenburg und Peter von Podewils nach Grodno zu König Kasimir IV., wo der Heiratskontrakt zusammen mit dem polnischen Vizekanzler Georg Lubraniecki und Bischof Stanislaus Lanckoronski unterzeichnet wurde.
Die junge Braut wurde auf der Residenz in Stettin [1] empfangen und die Hochzeit mit großem Gepränge gefeiert. Die polnische Prinzessin brachte silberne Essbestecke, Schalen, Schüsseln, Vasen, Leuchter, Becher und Becken sowie silbervergoldete Pokale, kostbare Gewänder und Pelze mit, die von den bescheidenen pommerschen Verhältnissen in glänzender Weise abstachen.
Damit war eine enge Verbindung Pommerns mit dem mächtigen Nachbarn im Osten möglich geworden. Bogislaws Persönlichkeit konnte dazu viel beitragen, da ihm die polnischen Verhältnisse ja nicht unbekannt waren. 9)

Bereits vor dem Tode der Herzogin Margareta war die brandenburgisch-pommersche Frage wieder lebhaft erörtert worden. Denn nach dem Tode des Kurfürsten Albrecht Achilles (1486) verlangte man vom märkischer Seite, dass Bogislaw dem neuen Markgrafen Johann den Lehnseid leiste und von ihm seine Länder zum Lehen empfange. Der Herzog lehnte das hartnäckig ab und wusste durch Winkelzüge die Entscheidung lange hinaus zu schieben. Man merkte in Brandenburg bald, dass er darauf ausging, mit dem König Maximilian in Verbindung zu treten und von ihm seine Herrschaft zu Lehen zu nehmen. Darüber erhob sich bei den Hohenzollern große Entrüstung. Auf das lebhafteste protestierte man gegen diesen Bruch des Prenzlauer Vertrages und war 1492 über die Hinterlist Bogislaws so empört, dass Rüstungen zum Kriege getroffen wurden.

Obgleich Maximilian sich vorsichtig zurückhielt, erreichte der Herzog schließlich, nachdem immer wieder verhandelt war, durch seine konsequente Hartnäckigkeit, das am 26. März 1493 in Pyritz [5] ein Ausgleich zustande kam.

Der Kurfürst Johann sprach hier ihn und seine Erben des Lehnsempfangs ledig, erhielt aber am 28. März zu Königsberg/Neumark 9) die Zusage, das Pommern nach dem Aussterben des Herzogshauses an die Hohenzollern fallen soll; auch gelobte Bogislaw, nirgends anders Belegung zu suchen. Über ersteres war Bogislaw X. nicht beunruhigt, da seine zweite Ehe mit Anna von Polen reichlich mit Nachkommen gesegnet war. 4) So wurde der lange Streit zugunsten Pommern beendigt. Gegenüber der schwachen Märkische Regierung hatte Bogislaw durch seine feste Entschlossenheit im wesentlichen das durchgesetzt, was er seit langem erstrebte. 12)

Eine wichtige Quelle des Reichtums erschloss Bogislaw durch die Verordnung in der Waldwirtschaft von 1492. Das unerlaubte Holzschlagen in den Domänenwäldern wurde wieder hart bestraft, die Preise für das Holz festgesetzt, die Herstellung der Holzkohle, und auch die Jagdrechte wurden neu geregelt. 9)

Als Bogislaw noch in demselben Jahr (1493) bei seinem Schwager Johann Albrecht von Polen einen Rückhalt gegen Brandenburg suchte, kam es bei einem Treffen in Konitz zu keinem Vertragsabschluß. Daraufhin verstärkte Bogislaw seine Anstrengungen, bei Kaiser Maximilian Schutz zu finden. Die Verbindung mit König Maximilian hatte dazu geführt, dass Bogislaw sich zur Teilnahme an dem geplanten Römerzug verpflichtete. Mit großem Gefolge brach er im Dezember 1496 ins Reich auf. Die Regierung vertraute er in seiner Abwesenheit seiner Frau Anna an. In seiner Begleitung befanden sich neben vielen Adligen und ihren Knechten der Dekan des Domstifts in Kolberg [57] Martin Karith und einige Danziger Kaufleute mit Reinhold Feldstedt an der Spitze, der Schwiegervater der Brüder Loitz aus der Stettiner [1] Kaufmannsfamilie. Über Nürnberg und Worms gelangte man nach Innsbruck zum König. Da aber die Reichsstände 1497 auf dem Reichstag zu Worms jede Unterstützung für einen Kampf in Italien versagten, war zur Zeit an einen Romzug nicht zu denken. 9)

Da entschloss sich Bogislaw zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land. Das war zu damaliger Zeit nichts Ausgefallenes. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg und seine Brüder hatten früher auch eine solche Reise unternommen. Von Venedig aus traten die Pommern die Schifffahrt nach Palästina an, eine Reise, die bald mit Sagen umwoben wurde. Bei Kreta soll die herzogliche Galeere von türkischen Seeräubern angegriffen worden sein, aber siegreich den Kampf bestanden haben, da der feindliche Kapitän in einer Erscheinung sah, wie Muhamed von Christus gestäubt wurde. Bogislaw selbst hat wohl zu solcher Fabel beigetragen, denn nach seiner Rückkehr ließ er diese Geschichte auf eine Tafel malen und in der Otten-Kirche in Stettin [1] aufhängen. Johannes von Kitscher, den der Herzog von seiner Reise als seinen Rat mitbrachte, hat darüber eine Tragikomödie gedichtet.
Wieder in Venedig angekommen, wurden die Pommern vom Dogen feierlich empfangen. Um Weihnachten 1497 suchte er den Borgia-Papst Alexander VI. in Rom auf. "Pulchra esset bestia, si sciret loqui", diese angebliche Wort des Papstes ist in bezug auf Bogislaw X. zu schlecht und zu jung belegt, als dass es für historisch gelten könnte. Allerdings diente ihm bei der Audienz am 18. Dezember 1497 der kaiserliche Gesandte als Dolmetscher; aber der Herzog konnte, wie der päpstliche Zeremonienmeister Johannes Burchardi bemerkt, doch etwas Latein, wenigstens so viel, dass er vier Tage vorher dem Gefolge der Kardinale und dem Gesandten mit ein paar lateinischen Worten hatte danken können. Er wurde mit einem geweihten Hut und einem Prunkschwert beschenkt. 3) 9)

Von ihm erlangte er ein sog. "Privilegium de non evocando", Rechtshoheit in seinen Ländern in kirchlichen Dingen. In Italien lernte er den berühmten Juristen Petrus von Ravenna kennen, der Padua verließ und für die Universität Greifswald gewonnen werden konnte, wo dieser von 1496 bis 1503 lehrte. 10)

Das Charakterbild Bogislaws wird freilich sehr getrübt durch sein Verhalten zu seiner Gemahlin Margarete, mit der er sich anfänglich ganz gut stand. Sie war bemüht, das immer wieder getrübte Verhältnis zu Brandenburg friedlich zu gestalten; als aber die Ehe kinderlos blieb und der Anfall Pommerns an die hohenzollerschen Kurfürsten in Aussicht zum stehen schien, dann ließ der reizbare Fürst seinem Unmut darüber seine Gemahlin, wie es scheint, offen fühlen und wandte sich von ihr ab. Wie spätere pommersche Geschichtsschreibung hat auch hier alle Schuld auf die Herzogin geschoben und die schädlichen Nachrichten über ihr Leben und Treiben verbreitet. Ob er selbst solche Gerüchte von einem ehebrecherischen Umgange oder von dunklen Plänen der Markgrafen hat aussprengen lassen, wissen wir zwar nicht, aber es ist nicht ganz unwahrscheinlich. Denn nachdem die Herzogin einsam und verlassen um 1489 in Wolgast aus dem Leben geschieden war, hat er sich nicht gescheut, in einem förmlichen Gerichtsverfahren (1498) die Verstorbene des Ehebruchs bezichtigen zu lassen, nur um die Mitgift nicht herausgeben zu müssen. Dieses Verhalten Bogislaws bildet einen dunkleren Punkt in seinem Leben. Es lässt sich erklären aus dem Hasse, den er gegen Brandenburg hegte, und aus der Rücksichtslosigkeit, mit der er stets seinen Plänen nachging. 12)

Im April 1498 war der Herzog wieder in Stettin [1], das seit 1491 seine ständige Residenz war. Diese Festlegung ist ein Indiz dafür, dass Bogislaw X. innenpolitisch der eigentliche Gründer des pommerschen Staates war, der bisher noch mehr ein dynastisch bestimmter Personenverband gewesen war. Bogislaw X. schuf in seinem Schloß zu Stettin eine Zentralverwaltung in Form eines kollegial arbeitenden Rates aus Geistlichen und Adligen. Er reorganisierte die Kanzlei unter dem Kanzler und das Finanzwesen unter dem Landrentmeister sowie die Justiz. In den Ämtern wurden statt der erblichen Vögte landesherrliche Amtshauptleute eingesetzt, die dem Landrentmeister Rechnung legen mussten.

Die Amtshauptleute stammten freilich meist aus dem eingesessenen Adel. Neben das Lehnsaufgebot der Ritter traten nunmehr vom Landesherren bezahlte Söldner. Erfolgreich drückte er das Fehdewesen des Adels nieder, und Landreiter sorgten für Ordnung auf dem Lande. 10)

Die Gertraudenkapelle, ein spätgotischer Zwölfeckbau aus Backstein, ließ Herzog Bogislaw X. nach der Rückkehr von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land 1498 in Wolgast (Kreis Greifswald) [4] errichten.

Es herrschten im Bistum Cammin seit 1469 sehr unordentliche Zustände. Bogislaw hatte vom Papst das Recht erwirkt, die Propsteien im Domkapitel und in den Kollegiatskirchen zu besetzen. Das ermöglichte ihm, dass er 1498 seinen vertrauten Rat Martin Karith zum Bischof einsetzen konnte, der Ordnung vor allem in die wirtschaftliche Lage des Bistums brachte.

Auch in der Landwirtschaft tauchte ein für die damalige Zeit charakteristisches Problem auf. Die wirtschaftliche Lage der Bauern war infolge der dauernd niedrigen Getreidepreise vielerorts unerträglich geworden, da sie die Grundrente nicht mehr erarbeiten konnten. Es blieb ihnen nur die Flucht von der Scholle übrig. Es flohen einzelne Familien, oft auch mehrere Bauernsippen und nahmen von der Habe des Hofes soviel mit, wie sie konnten. Um 1500 hat diese Bauernflucht besonders in Ostpommern einen so großen Umfang angenommen, dass der Herzog und die adligen Grundbesitzer in Schwierigkeiten gerieten, da das Land nicht mehr bewirtschaftet und keine Rente daraus gezogen werden konnte. Viele Bauern sind in das Gebiet von Danzig entlaufen. Bogislaw bemühte sich in einer umfangreichen Korrespondenz mit dem Rat von Danzig um Herausgabe der geflüchteten Bauern, was die Stadt meist verweigerte. Adlige Herren reisten persönlich nach Danzig, um mit Gewalt die Entlaufenen zurückzuholen, was ihnen oft eine Gefängnisstrafe in Danzig einbrachte. Auch Bogislaw schickte 1498 Leute nach Danzig, die entlaufene Domänenbauern suchen sollten. 1512 setzte sich der Herzog für Philipp von Puttkamer bei Danzig ein, dem viele Bauern fortgelaufen waren. Meist waren die Forderungen vergeblich, denn wahrscheinlich hatten sich viele Bauern den Räuberscharen in den Grenzbezirken angeschlossen. 9)

Die Auseinandersetzungen über die pommersche Lehnsabhängigkeit wurde nach dem Herrscherwechsel (Kurfürst Johann starb und Joachim I. wurde sein Nachfolger) in Brandenburg 1499 seitens der Hohenzollern erneut aufgenommen. Bis zum Tode Bogislaws X. konnte zwischen beiden Herrscherhäusern auch unter Vermittlung des Kaisers kein endgültiger Ausgleich gefunden werden. 4)

Auch sonst waren die späteren Regierungsjahre von Bogislaw durch Streit und Ärger getrübt. Das Raubrittertum war bei weitem noch nicht ausgerottet, es blühte besonders in den Grenzgebieten. Bogislaw beklagte sich 1501 in einem Schreiben an den polnischen König über einen Vorfall, in dem seine Untertanen teils erschlagen, teils gefangen und beraubt worden waren. 9)

Neue Schwierigkeiten ergaben sich mit Stettin [1] wegen des erhöhten Zolls in Wolgast [4] und Damgarten [53], sowie wegen des Vergehens gegen die Münzordnung. Während dieses Streits nahmen die Stettiner unter Führung des Bürgermeisters Arndt Ramin sogar den herzoglichen Rat Hans Ramin gefangen. Darauf verließ Bogislaw die Stadt und zwang sie 1503 durch eine Belagerung zum Nachgeben. Bürgermeister Ramin musste die Stadt verlassen. Zugleich setzte Bogislaw durch, um eine unparteiische Rechtsprechung zu sichern, dass die Ratsmitglieder nicht zugleich das Amt eines Schöffen bekleiden durften. Schließlich forderte der Herzog, dass in der Nähe des Schlosses eine Anzahl Wohnhäuser abgerissen werden sollte. Das ermöglichte eine Erweiterung des Schloßgeländes am Altböterberg. 9)

Seine 2. Frau Anna starb am 12.August.1503 und wurde in Eldena [69] begraben. 1)
Die Herzogin hatte einen wohltätigen Einfluss auf den rauen und wenig gebildeten Gemahl ausgeübt; seine Trauer war offenbar aufrichtig. 12)

Am wenigsten gelang es Bogislaw, mit Stralsund [20] zu einer Einigung zu kommen. Die Stadt wollte sich der Münzordnung nicht fügen. Der Herzog konnte ihr mit Gewalt nicht beikommen und sah sich 1504 zum Vertrag von Rostock gezwungen, in dem er der Stadt alle Wünsche erfüllte: das Recht des Verkaufs der verpfändeten Güter, Bewahrung der erworbenen Lehen Befreiung von allen Zöllen und Aufrechterhaltung des Münzprivilegs von 1325. 9)

1507 begann Herzog Bogislaw X., sich ein großes Schloß auf dem Mühlenhof in Stolp [32] zu bauen, das erst sein Urenkel fertig stellte. Trotz gegenteiliger Versprechen lag es innerhalb der Stadtmauer. 1)

Als die Hanse 1509 einen Krieg mit Johann von Dänemark begann, weil der die Holländer in seinen Staaten begünstigte, schloss sich Bogislaw dem Dänenkönig an, in der Hoffnung, Stralsund [20] dabei zu schwächen. Aber als der Herzog befahl, jede Ein- und Ausfuhr für die Gegner Dänemarks aufzuhalten, beschlagnahmte Stralsund statt dessen Schiffe und Waren des Herzogs. Darauf schloss Bogislaw mit Johann von Dänemark am 12. Juli 1511 in Kopenhagen ein förmliches Bündnis mit dem Ziel, Stralsund zu strafen. Doch auch das führte zu nichts, und Bogislaw musste sich dazu verstehen, mit Stralsund 1512 in Greifswald [23] einen Vertrag zu schließen, der der Stadt alle Rechte aus dem Rostocker Vertrag bestätigte. 9)

Mit Stettin [1] konnte Bogislaw zu einer guten Einigung kommen, so wie er überhaupt um die Entwicklung des Handels für die Städte bemüht war. Als 1511 der Kurfürst von Brandenburg der Stadt Frankfurt/Oder das Niederlagsrecht verlieh, bedeutete das einen schweren Schlag für den polnisch-pommerschen Landhandel. Bogislaw verständigte sich darauf mit Polen und Sachsen im Vertrag von Fraustadt am 18. April 1512, den Handel über Glogau nach Leipzig und über Lauenburg [31], Stolp [32] und Greifenberg [34] nach Stettin zu leiten und Frankfurt zu umgehen. Zugleich sperrte Bogislaw für die märkischen Kaufleute die Odermündung. Diese Maßnahme bewirkte, dass Kurfürst Joachim I. das Niederlagsrecht von Frankfurt aufhob und dafür nur eine Gebühr für die durchziehenden Waren verlangte. 9)

Bugenhagen wurde im Sommer des Jahres 1517 in Rügenwalde [36] ermuntert, die Geschichte von Pommern zu schreiben, nach dem er vom Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen um Unterstützung, hinsichtlich der Schaffung der sächsischen Geschichte, gebeten worden war. Er beauftragte Bugenhagen, auf Vorschlag seines Rates Valentin von Stojentin, alle geschichtlichen Unterlagen zu sammeln. 11) Bugenhagen forschte in den Archiven und Bibliotheken der Klöstern und Städten des Landes nach Schriften aller Art die die Vergangenheit betrafen. Für den sächsischen Kurfürst wurden nur wenige Schriften gefunden, die ihm wohl auch schon bekannt sein mussten, so wurde entschieden ihm diese nicht zu senden. Doch aus den anderen gefunden Schriften entstand die Pomerania, die erste zusammenhängende Darstellung pommerscher Geschichte. Am 27. Mai 1518 konnte Bugenhagen das Werk mit einem Widmungsschreiben dem Herzog und seine Söhne überreichen. 8)

Kasimir VIII. starb am 29. Oktober 1518.

Der Marienthroner Mönch Paulus Klotze, gebürtiger Neustettiner [28], kam 1519 nach einem Studium in Wittenberg nach Marienthron (Kreis Neustettin) zurück, wurde verhaftet und nach Stettin [1] gebracht. Herzog Bogislaw X. ernannte ihn zum Rentmeister des Neustettiner Amtes.

1519 war Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt worden. Ihm kam es bei seinen europäischen Verwicklungen darauf an, die Ruhe in Deutschland zu erhalten. Auf dem Reichstag zu Worms am 28. Mai 1521 14) stand für Karl die Bewilligung einer raschen Geldhilfe zum Zug nach Rom im Vordergrund, zur Abwehr des französischen Königs und zum Kampf gegen den Aufstand in Spanien. Er war daher zu allerlei Konzessionen an die deutschen Fürsten bereit. Herzog Bogislaw X. erreichte, obwohl am 28. Mai 1521 14) auf dem Reichstage zu Worms als Reichsfürst noch nicht anerkannt, von Kaiser Karl V. die Ausstellung eines direkten kaiserlichen Lehnbriefes und kommt damit der Anerkennung der unmittelbaren Reichsstandschaft für Pommern sehr nahe. Dem widersprachen die Brandenburger Kurfürsten energisch, doch im Vertrag von Pyritz [5] sichern die Brandenburgischen Kurfürsten den Pommernherzöge die Aufhebung der Lehnshoheit zu. Die Kurfürsten hielten sich jedoch nicht daran und Bogislaw verbrachte seine letzten Lebensjahre damit, sich durchzusetzen. 9)

Bogislaw befand sich zwischen den Parteien in recht günstiger Lage; er nutzte sie aus, indem er alles in der Schwebe zu halten suchte, um dabei vielleicht einen Vorteil gegenüber Brandenburg zu erzielen. Immer wieder schaltete er sich in die diplomatischen Verhandlungen ein. Als die Kurfürsten von Mainz, Brandenburg und Sachsen im November 1519 in Zerbst den Entschluss gefasst hatten, zwischen dem Deutschen Orden und Polen zu vermitteln, beeilte sich Bogislaw, ebenfalls seine guten Dienste beim Hochmeister anzubieten. Im Dezember 1519 schickte er Otto Berick nach Königsberg zum Hochmeister, der aber dort wenig Verständnis fand.
Als im Januar 1520 mit dem Überfall des Hochmeisters auf Braunsberg der so genannte "Reuterkrieg" mit Polen begann, schaltete sich Bogislaw wieder ein. Er schickte Degner Buggenhagen und Georg Bone, Hauptmann auf Lauenburg, mit einem Schreiben vom 28. Januar 1520 nach Königsberg zum Hochmeister. Er bot darin persönliche Unterhandlungen für ein friedliches Abkommen oder wenigstens einen Waffenstillstand an, was jedoch vom Deutschen Orden abgelehnt wurde. Besonders unangenehm wurde empfunden, dass die pommerschen Gesandten verlangten, dass Hilfstruppen aus dem Reich nicht durch pommersches Gebiet ziehen sollten.
Tatsächlich blieb Pommern in dieser Zeit vom Durchzug solcher Kriegsvölker verschont. 9)

1520 sollte Graf Wolff von Eberstein zu Massow, auf Geheiß und Protektion des Kurfürsten Joachim von Brandenburg als Nachfolger des noch amtierenden Bischofs Martin Carith (1498-1521) werden. Das konnte Bogislaw nicht gutheißen, hatte er doch Erasmus von Manteuffel, seinen Hofrat, dazu bestimmt. Durch eine Zahlung von 8000 Gulden, sowie durch eine Begüterung des Grafen von Eberstein mit dem Städtlein Massow und dem Quackenburgischen Anteils des Stifts Cammin, konnte er erreichen, daß Erasmus von Manteuffel 1521 Bischof von Cammin werden konnte.

Herzog Bogislaw X. besucht 1521 in Wittenberg Martin Luther, lässt sich aber nicht für die Reformation gewinnen (behindert sie allerdings auch kaum).

Bogislaw das begab sich im März 1521 auf dem vom Kaiser Karl berufenen Reichstag in Worms, musste aber infolge des Protestes Brandenburgs auf Session unter dem Reichsständen verzichten. Trotzdem erlangte er nach dem Schlusse des Reichsstages am 28. Mai 1521 14) die Ausstellung eines kaiserlichen Lehnsbriefes. Obgleich Karl sofort erklärte, dass durch diese Belehnung den Rechten Brandenburgs kein Abbruch geschehen solle, entstand unter den Hohenzollern eine große Aufregung über dieses Verhalten des Kaisers. Joachim erhob auch im Namen seiner Verwandten lebhaften Einspruch und setzte alles in Bewegung, den Widerruf der Belehnung zu erreichen. Wieder drohte der Ausbruch der Feindseligkeiten, so dass der Kaiser mit Verboten, dem Frieden zu brechen, einschritt und schließlich den Reichsregiment auftrug, die Angelegenheiten zu untersuchen und die Händel beizulegen. Darauf begab sich Bogislaw im Frühjahr 1522 nach Nürnberg, wo über den Sessionsstreit eingehend verhandelt wurde. Jeden Vergleich lehnten die märkischen Gesandten ab. Da man zu keinem Ergebnis kam, bestellte der Herzog vor seiner Abreise einen Bevollmächtigten, der die Sache weiterführt; man ging aber auch in die Heimat auf Verhandlungen ein. Im September 1522 fand eine solche in Prenzlau [59] statt, ohne zu einem Ergebnis zu führen. Deshalb zog Bogislaw im Februar 1523 abermals nach Nürnberg; wiederum wurde vor dem Reichsregiment in der alten Weise oft mit recht gehässigen Worten gestritten. Im allgemeinem war man dort den Pommern wohlgeneigt, da die vollständig ablehnende Haltung der hohenzollerschen Fürsten Anstoß erregte, es kam aber wieder zu keiner Entscheidung. Der Herzog reiste unverrichteter Sache am 20. April ab. Nun übertrugen Karl seinem Bruder Ferdinand die Untersuchung des Handels, doch auch er war nicht imstande, einen Ausgleich zu finden. So blieb die alte Feindschaft zwischen Pommern und Brandenburg bestehen und wurde durch persönliche gegenseitige Kränkungen nur noch verschafft. 12)

Als in Pommern reformatorische Gedanken Fuß zu fassen begannen, Johann Knipstro predigte in Pyritz [5] 1521, erste lutherische Predigten fanden in Stralsund [20] 1522 statt, verhielt sich Bogislaw X. neutral. 1)

1517 wurde im Kloster Belbuck (Kreis Greifenberg) [62] ein Seminar gegründet und mit dessen Leitung der Lutherschüler Johannes Bugenhagen, der dem Orden nicht angehörte, betraut. 4) Der Konvent schloss sich fast einmütig der neuen Lehre an. Der katholische Herzog Bogislaw X. säkularisierte 1522 die Abtei und wandelte den Besitz in ein landesherrliches Amt um 1), da ihm die sozialen Bewegungen und Unordnungen höchst zuwider waren, die im Gefolge der neuen Lehre auftraten. Erst unter Georg I. und Barnim IX. erfasste die reformatorische Bewegung immer mehr Städte und Gemeinden. In der Zeit nach 1530 begannen sich die Gegensätze in der Religionsfrage, nachdem Georg I. 1531 gestorben war, in Richtung auf Annahme der lutherischen Lehre zu entwickeln. 5)

Die Pest, die im 15. Jahrhundert Pommern überzog, ließ dem Herzogshaus nur noch zwei Glieder - Wartislaw X. und Bogislaw X.

Am Ende seiner Regierungszeit steuerte Bogislaw X. sein Staatsschiff nur noch mit schwacher Hand und führte ein recht zügelloses Leben. Es machten sich wieder Raub, Totschlag und Mord im Lande breit, insbesondere im Osten. Raubritter trieben ihr Unwesen, und hier tat sich manche adelige Familie sehr unrühmlich hervor, etwa einige Puttkamer, Kleist und Manteuffel. Erst die Söhne Bogislaws konnten wieder Recht und Gesetz herstellen. 10)

Herzog Bogislaw X. starb am 5. Oktober 1523 in Stettin, wo er in der St. Ottenkirche 12) beigesetzt wurde. 4)

1 Stettin
2 Wollin
3 Cammin
4 Wolgast
5 Pyritz
7 Usedom
8 Demmin
9 Loitz
12 Schlawe
13 Anklam
14 Kolbatz
20 Stralsund
23 Greifswald
27 Stargard
28 Neustettin
29 Schlochau
30 Bütow
31 Lauenburg
32 Stolp
33 Köslin
34 Greifenberg
36 Rügenwalde
38 Zanow
39 Daber
42 Garz a. d. Oder
43 Penkun
44 Pasewalk
47 Bahn
49 Treptow a. d. Tollense
53 Damgarten
57 Kolberg
59 Prenzlau
62 Belbuck
69 Eldena
87 Löcknitz
92 Lübzin
101 Saatzig
103 Stolzenburg

 


1) Pommern; Wegweiser durch ein unvergessenes Land von Johannes Hinz
2) Die Herzöge von Pommern aus dem Greifen-Hause ca. 1100-1637, Bearbeitet von Prof. Dr. Wilhelm Wegener.
3) Greifswalder Universitätsreden; 48; Aus der Geschichte des pommerschen Herzogshauses von Adolf Hofmeister; 1938
4) Die Greifen; Pommersche Herzöge 12. bis 17. Jahrhundert; Ausstellung vom 3. März bis 5. Mai 1996
5) Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, Bd. 1 und Bd. 2, 1909
6) Konow, K.-O.: Die Bildnisse Herzog Bogislaw X., in Baltische Studien (NF), Bd. 60 (1974)
7) Kranzow, Th.: Chronik von Pommern und Vgl. Schmidt, R.; Pyritz-Vertrag vom 26. März 1493, in LexMA Bd. 7 (1994)
8) Frag mich nach Pommern; Waldemar Diedrich; 1987
9) Geschichte Pommerns Teil 1; Vom Werden des neuzeitlichen Staates bis zum Verlust der staatlichen Selbstständigkeit 1300-1648, Hans Branig 1997
10) Geschichte Pommerns; Dr. Ludwig Biewer 1997
11) Pomerania; Johannes Bugenhagen; Mitteldeutsche Forschungen 7; Nachdruck 1986
12) Geschichte von Pommern - Band 1: Bis zur Reformation (1525); Martin Wehrmann; 1904
13) Die Herzogin Sophia von Pommern und ihr Sohn Bogislaw X.; Martin Wehrmann
14) Die kaiserlichen Lehnsurkunden für die Herzoge von Pommern; Dr. Otto Heinemann; 1899
15 Original im Besitz der Familie von Bismarck-Osten

 

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Die Greifen; © Udo Madsen 1998